Am Montag kündigte bereits die Gewerkschaft Verdi Warnstreiks von etwa 20.000 Beschäftigten der Lufthansa an. Die Lufthansa sieht sich nun gezwungen, nahezu den kompletten Flugplan einzustellen. So ist die aktuelle Lage an den deutschen Flughäfen

Verdi verhandelt derzeit mit der Lufthansa über neue Tarifverträge und drohte in diesem Zuge bereits die letzten Wochen mit erneuten Warnstreiks. Die Verhandlungen mit der Kranich-Airline verliefen bisher nicht so, wie es sich Verdi wünscht. Ihren Drohungen lässt die Gewerkschaft Taten folgen. Die Lufthansa sieht sich dementsprechend gezwungen, nahezu den kompletten Flugplan für heute einzustellen. Das sind die Auswirkungen und diese Flughäfen sind betroffen.

Keine Chance in Frankfurt und München

Wie angekündigt, hat der Warnstreik am Mittwochmorgen um 3:45 Uhr begonnen. Zum Streik aufgerufen hat die Gewerkschaft Verdi, die aktuell circa 20.000 Beschäftigte der Lufthansa am Boden vertritt. Diese immense Zahl an Streikenden hat die Lufthansa dazu gezwungen, den Großteil des Flugplans für den heutigen Mittwoch zu annullieren. Laut Lufthansa-Angaben wurden in Frankfurt alleine heute 646 Flüge annulliert, in München 330. Bereits am Mittwoch mussten in Frankfurt 32 und in München 15 Flüge annulliert werden. Gleichzeitig sollen die Auswirkungen des heutigen Warnstreiks noch bis Freitag spürbar sein, wie unter anderem die FAZ berichtet. Der Freitag ist der letzte Schultag in Bayern.

Immerhin: Nicht alle Flüge sollen annulliert werden. Vor allem Ferienflüge sollen punktuell noch durchgeführt werden. Flüge der Lufthansa-Tochter Eurowings Discover sind demnach nicht betroffen, wenn auch einige Flüge am Mittwochmorgen mit Verspätung starteten. In Frankfurt lassen sich sonst nur ganz wenige Flüge finden, die nach aktuellem Stand durchgeführt werden sollen. Ein Flug nach Danzig, Basel, Luxemburg und Posen am Mittag sowie nach Leipzig am Nachmittag und Triest am Abend sollen nach aktuellem Stand stattfinden. In München sieht die Situation sehr ähnlich aus. Hier konnte am frühen Morgen immerhin ein Flugzeug nach Kopenhagen starten. Flüge der Eurowings sollen planmäßig fliegen.

Auch die Flüge der Tochterfluggesellschaften Air Dolomiti und Austrian Airlines sowie der Lufthansa Cargo sind vom Warnstreik betroffen. Doch nicht nur die Airlines der Lufthansa Group sind betroffen, auch andere Flughäfen außerhalb der beiden Drehkreuze wie Düsseldorf, Hamburg, Berlin, Bremen, Hannover, Stuttgart und Köln erleben massive Ausfälle. So ist zum Beispiel die Lufthansa-Tochter Lufthansa LEOS für das Schleppen der Flugzeuge am Flughafen Düsseldorf beauftragt. Laut Angaben des Flughafens führt das Unternehmen circa 80 Prozent der dortigen Aufträge durch. Dementsprechend warnte der Flughafen auch hier vor massiven Ausfällen. Bislang scheint der größte Flughafen Nordrhein-Westfalens die Umstände bewältigen zu können. Weitere Flugannullierungen sind aktuell nicht erkennbar.

“Die frühe Eskalation”

Verdi fordert einen Tarifvertrag, der zwölf Monate gültig ist und eine Lohnerhöhung von 9,5 Prozent beinhaltet. Ein erstes Angebot der Lufthansa war von der Dienstleistungsgewerkschaft als unzureichend abgelehnt worden. Die Lufthansa kritisierte bereits, dass es sich in diesem Fall nicht mehr um Warnstreiks handeln würde. Dafür seien die Streiks zu flächendeckend und würden zu lang andauern. Außerdem wäre der Streikaufruf zu prompt erfolgt. Laut Lufthansa-Angaben kam es bislang erst zu zwei Verhandlungsrunden, die jedoch sehr positiv verlaufen sein sollen. Darüber hinaus waren die nächsten Verhandlungen bereits für Anfang August angesetzt. Die Lufthansa veröffentlichte mittlerweile auch ihr Angebot an die Beschäftigten am Boden.

Die frühe Eskalation nach nur zwei Verhandlungstagen in einer bislang konstruktiv verlaufenden Tarifrunde richtet enorme Schäden an. Das betrifft vor allem unsere Fluggäste in der Hauptreisezeit. Und es belastet unsere Mitarbeitenden in einer ohnehin schwierigen Phase des Luftverkehrs zusätzlich stark. Angesichts unseres hohen Angebots mit sehr substantiellen Vergütungssteigerungen im Zeitraum der nächsten 12 Monate von mehr als 10 Prozent Plus in den Vergütungsgruppen bis 3.000 Euro und rund 6 Prozent Plus bei 6.500 Euro monatlicher Grundvergütung ist dieser sogenannte Warnstreik mitten in der Hauptreisezeit schlicht nicht mehr verhältnismäßig.

Michael Niggemann, Personalvorstand und Arbeitsdirektor der Deutschen Lufthansa AG

Die Lufthansa Group hat dafür ein Paket vorgelegt, welches aus mehreren Stufen besteht. So legt die Lufthansa keine grundsätzliche Lohnerhöhung von 9,5 Prozent vor, aber bietet diverse Erhöhungen der Grundvergütung von insgesamt 250 Euro an (in mehreren Stufen). Zudem soll die Vergütung um 2 Prozent erhöht werden (sofern das Konzernergebnis positiv ist) und der Mindestlohn soll ab Oktober auf 13 Euro angehoben werden. Die Verdi fordert eine Vertragslaufzeit von zwölf Monaten, die Lufthansa bietet sogar eine Länge von 18 Monaten. Darüber hinaus bietet die Lufthansa noch eine prozentuale Steigerung der monatlichen Grundvergütungen (brutto) zwischen 5,9 und 14,8 Prozent mit einer Laufzeit von zwölf Monaten an.

Fazit zur aktuellen Lage

Der Warnstreik der circa 20.000 Lufthansa-Beschäftigten am Boden hat pünktlich wie geplant begonnen und soll noch bis Donnerstagmorgen um 6 Uhr andauern. Dementsprechend ist noch mit weiteren Verzögerungen bis zum Beginn des Wochenendes zu rechnen. Vor allem aber heute dürften die meisten Passagiere stranden. Die Lufthansa schreibt von insgesamt 134.000 Passagieren in Frankfurt und München. Dementsprechend kritisiert die Lufthansa den Schritt der Verdi massiv und stellt ihre Sicht zu den bisherigen Verhandlungen, samt Angebot, klar. Bleibt zu hoffen, dass es beim heutigen Warnstreik bleibt. Die Situation an den deutschen Flughäfen ist mitunter wegen des Personalmangels ohnehin kritisch.

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Autor

Alexander Fink ist als Content Editor seit Januar 2021 für reisetopia tätig. Zuvor war er als Account Manager in der Industrie beruflich unterwegs und schrieb von seinen Reiseerfahrungen im eigenen Blog. Heute ist er Euer Ansprechpartner für alle Airline- und Kreditkartenthemen.

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