Die EU-Kommission stellt strenge Anforderungen an Fluggesellschaften, die andere Airlines übernehmen wollen – auch an die Lufthansa. Doch der Kranich will den Forderungen nicht so schnell nachgeben.
Die Übernahme der italienischen ITA Airways durch den Kranich gestaltet sich weiterhin zäh. Doch die Lufthansa will nicht aufgeben – und vor allem nicht direkt nachgeben. Denn so viele Zugeständnisse wie andere Airlines machen, um die Bewilligung der EU-Kommission zu erhalten, will die größte deutsche Fluggesellschaft vorerst nicht machen, wie aero berichtet.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Lufthansa will sich zu keinen extremen Abhilfemaßnahmen drängen lassen. Nach Informationen der Quelle wurde dies bei einem Erörterungstermin kommuniziert
- Es gibt anscheinend Forderungen an die Lufthansa, Strecken an einen Konkurrenten abzugeben und diesem dabei unter die Arme zu greifen
- Ein solche Abhilfemaßnahme hat zur Genehmigung der Übernahme von Asiana Airlines durch Korean Air geführt
EU-Kommission etabliert neue Standards
Erst jüngst hatte die International Airlines Group (IAG) ihr Kontingent an Strecken, die sie an die Konkurrenz abgeben will, auf 40 Prozent erhöht – um damit das Kartellamt in puncto Air Europa Übernahme zufriedenzustellen. Doch zu solchen hohen Abhilfemaßnahmen will die Lufthansa bei der ITA Airways Übernahme anscheinend vorerst nicht greifen müssen. Die EU-Kommission wird dem mehrstufigen Übernahmeplan allerdings nur unter strengen Vorgaben zustimmen.
Es ist zu beobachten, dass sich neue Standards in den Bedingungen für potenzielle Fusionen abzeichnen. Aktuelle Fälle scheinen dabei die Richtung vorzugeben, was die EU-Kommission zukünftig erwartet – eventuell auch von der Lufthansa. Der hatte das Kartellamt bereits im Februar harte Auflagen präsentiert.
Konkurrenten unter die Arme greifen als Gegenleistung?
Kartellrechtlich relevant sind laut der EU-Kommission 39 Interkontstrecken von Kranich und ITA Airways. Um keine Schieflage zu erzeugen, könnte die Lufthansa bis zu acht dieser Strecken abtreten müssen. Konkret geht es um Nonstop-Verbindungen aus Rom von ITA Airways, für die ein Konkurrent zur Abnahme gefunden werden müsste, dem die Lufthansa dann unter die Arme greifen könnte.
Diesen Fall gab es schon einmal bei einer Airline-Fusion. Denn auch Korean Air hat für die Übernahme von Asiana Airlines große Einbußen zugesichert – Starthilfe auf Europa-Strecken für den Konkurrenten T´Way. Nach diesen Zugeständnissen wurde die Übernahme genehmigt.
Zu den angeblichen Forderungen der EU-Kommission, die aus Branchenkreisen kommuniziert wurden, hat sich die Lufthansa bisher nicht geäußert. Sie soll allerdings einen Gegenvorschlag eingereicht haben. Kapazitätsgarantien auf Nordamerika-Strecken könnten Abhilfe schaffen. Durch ein stabiles Flugangebot könnten damit steigende Preise in Schach gehalten werden. Nachdem der Lufthansa ein Veto drohte, hat der Kranich bereits neue Abhilfemaßnahmen angeboten. Bis zum 6. Juni 2024 muss in Brüssel eine finale Entscheidung gefällt werden.