Schon lange steht fest, dass der EU-Impfpass kommen wird – dieser soll auch in einer neuen Version der deutschen Corona-Warn-App integriert werden.
Die Corona-Pandemie hat vor allem Probleme in der Digitalisierung in Deutschland offenbart. Schnelle Lösungen zur Kontaktnachverfolgung und einer einheitlichen Vorgehensweise bei den Einreisebestimmungen waren gefragt, konnten oder können jedoch nur schleppend geliefert werden. Die Corona-Warn-App kam mit deutlicher Verspätung, wird von vielen Experten aber als Unbrauchbar abgestempelt. Diese App soll nun aber in Updates um neue Funktionen erweitert werden. Später soll dann auch der neue EU-Impfpass in dieser App integriert werden, wie unter anderem FVW berichtet.
Uneingeschränktes Reisen durch Impfpass
Das Corona-Virus hat Zusammenhalt und eine einheitliche Vorgehensweise gefordert. Der ideale Zeitpunkt für die Europäische Union, um die Stärke Europas zu beweisen. Bisher lässt sich davon jedoch nicht viel registrieren. Die Impfstoffbeschaffung erfolgte zu spät, die Entwicklung eines digitalen Impfpasses dauert zu lange. Ursula von der Leyen war davon überzeugt, diesen Impfpass bereits zum 1. Juni zur Verfügung stellen zu können. Mittlerweile ist klar, dass das frühestens Ende Juni der Fall sein wird – damit aber immerhin gerade noch rechtzeitig zum Start der Sommerferien. Der EU-Impfpass – auch Digitales Grünes Zertifikat genannt – soll allen EU-Mitgliedsstaaten eine einheitliche technische Voraussetzung schaffen. Diese wiederum sollen nach Möglichkeit ein einheitliches Konzept zu den Einreisebestimmungen damit anwenden und kontrollieren können. Eine entsprechende Prioritätenliste wurde bereits auf dem Weg gebracht. Um das uneingeschränkte Reisen im Schengen-Raum wieder zu ermöglichen, sollen Reisende im EU-Impfpass neben dem Nachweis einer vollständigen Corona-Impfung auch negative Testergebnisse oder überstandene Infektionen dokumentieren können.
Bei 27 Mitgliedsstaaten der EU waren und sind jedoch noch einige Fragen ungeklärt. Die Prioritätenliste soll die Antwort auf die einheitlichen Einreisebestimmungen sein. Die rechtliche Grundlage wird bereits vom EU-Parlament erarbeitet und soll pünktlich vorgelegt werden. Eine andere Frage, ob und inwiefern auch andere Entwicklungen darin implementiert werden können, wurde hingegen schon früh geklärt. Länder wie Spanien und Griechenland ging die Entwicklung des EU-Impfpasses nicht schnell genug. Spanien entwickelte eine eigene Lösung, die wiederum in den EU-Impfpass integriert werden kann. Gleiches soll nun auch mit der Corona-Warn-App folgen, welche die erfolgreichste Tracing-App in Europa ist. Dann sollen auch Bundesbürger die entsprechenden Nachweise in der Corona-Warn-App hochladen und vorzeigen können. Der EU-Impfpass würde damit nicht mehr benötigt werden. Reisende aus einer Vielzahl von EU-Mitgliedsstaaten müssten dann keine individuellen Apps downloaden. Mittels Schnittstellen würden eigene Lösungen und die der EU im jeweiligen System anerkannt werden.
Kontaktnachverfolgung durch bessere Risikobewertung
Bevor der EU-Impfpass jedoch integriert werden kann, folgen andere Updates. Eines dieser Updates soll bereits morgen kommen und die Kontaktnachverfolgung entsprechend der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse verbessern. Bisher registriert die App nur den unmittelbaren Kontakt mit anderen Personen bei längerer Aufenthaltsdauer. Mit dem morgigen Update soll eine Check-in-Funktion hinzugefügt werden. Damit sollen alle Personen registriert werden können, die sich in einem geschlossenen Raum – beispielsweise Geschäften oder Restaurants – aufhalten. Andere App-Entwickler aus dem Privatsektor haben diese Erkenntnisse bereits in ihren Entwicklungen implementiert.
Derweil streben Apps wie die Luca-App auf dem Markt. Diese gelten als eigenständige Systeme. Ein weiterer Nachteil soll das Thema Datenschutz sein. Während die Corona-Warn-App als Maßgabe von Apple und Google alle Kontakte verschlüsselt, werden in der Luca-App diese nicht anonym registriert. Dafür haben die Entwickler der Luca-App den Quellcode im Internet zur Verfügung gestellt, um für mehr Transparenz zu sorgen. Schon seit längerer Zeit arbeiten Airlines, Reiseveranstalter und Verbände ebenfalls an der Entwicklung eigener Apps, welche die entsprechenden Nachweise bei Einreise liefern sollen. Während der EU-Impfpass bei Ende der Pandemie wieder Geschichte sein soll, werden Lösungen wie der Travel Pass des Luftfahrtverbandes IATA auch auf lange Sicht entwickelt und sollen zukünftig sogar den Reisepass ersetzen.
Fazit zur Integration des Impfpasses
Auch, wenn die Entwicklungen aktueller und noch bevorstehender Apps lange Zeit beansprucht, so sind die Ideen dahinter durchaus positiv zu bewerten. Doch eine Vielzahl an neuen Lösungen führt zu neuen Problemen: die Integration und Anwendung dieser. Während Apps aus dem Privatsektor vermutlich größtenteils eigenständig funktionieren, so werden bei anderen Apps Schnittstellen möglich sein. So auch bei der Corona-Warn-App und dem kommenden EU-Impfpass. Dieser soll darin integriert werden können. Reisende werden dann nicht beide Apps benötigen, sondern sich auf eine festlegen können. Dann sollen Reisende auch mit der Corona-Warn-App die benötigten Nachweise bei der Einreise vorzeigen können.