Nachdem der Londoner Flughafen Heathrow seine Slot-Bedingungen in Folge der Corona-Pandemie gelockert hatte, sieht es nun so aus, als ob der Airport von seinen Fluggesellschaften in diesem Winter verlangen wird ihre Slots zu nutzen, wenn sie nicht riskieren wollen, diese zu verlieren.
Viele überlastete Flughäfen auf der ganzen Welt sind auf Slots beschränkt, diese benötigen die Fluggesellschaften, um Flüge gut koordiniert und geplant nach und von einer bestimmten Destination durchführen zu können. Diese Slots werden teilweise auf Grundlage von Leistungen einer Airline vergeben, während sie zu einem späteren Zeitpunkt gekauft und wieder verkauft werden können und somit der Airline viel Profit bringen können. Der Nachteil allerdings ist, dass die meisten Slots mit einer “Use it or lose it”-Klausel versehen sind, wie Aerospace kürzlich berichtete. Das bedeutet, wenn Fluggesellschaften ihre Slots zumindest zu einem bestimmten Prozentsatz der Zeit (normalerweise 80 Prozent) nicht nutzen, können sie die Slots verlieren, was insbesondere in Zeiten von Corona dramatische Verluste für die Airlines bewirken würde – die Slot-Beschränkungen wurden demzufolge temporär ausgesetzt.
Wird Heathrow die gelockerten Bedingungen verlängern?
Die Airport Coordination Limited (ACL) verwaltet die Zuweisung von Slots auf britischen Flughäfen, von denen Heathrow der größte und am stärksten durch Slots eingeschränkte Flughafen ist. Die Organisation macht deutlich, dass es derzeit keinen Plan für die Wintersaison 2020 gibt, die ab Ende Oktober beginnt, auf Slot-Anforderungen zu verzichten. Das würde also bedeuten, die Fluggesellschaften müssen befürchten, ihre Slots zu verlieren, sofern sie nicht genügend Flüge durchführen. Dabei sind die Start- und Landebahnrechte das wichtigste für eine Airline, um mehr Verbindungen von und zu diesem Flughafen anbieten zu können.
Carriers will need to make their own assessment on the timing and likelihood of a waiver and determine their hand back strategy accordingly.
Airport Coordination Limited (ACL)
Die ACL-Organisation des Flughafens fügte auch hinzu, dass sich diese Überlegung noch einmal verändern könnte, derzeit die Airlines aber mit diesen Informationen ihre Flugpläne erstellen sollen.
Welche Auswirkungen könnte das auf die Flugbranche haben?
Was würde passieren, wenn der Verzicht nicht verlängert wird? Die logische Konsequenz der Fluggesellschaften wäre es “Geisterflüge” durchzuführen, um Slots weiterhin zu erhalten, was in jeder Hinsicht eine Zeitverschwendung und eine äußerst hohe Umweltverschmutzung verursachen würde. Das wiederum würde einfach gesagt bedeuten: British Airways könnte den ganzen Tag lang Flugzeuge zwischen London Heathrow und London Gatwick hin und her fliegen lassen, zum Erhalt ihrer Slots, ohne dass Passagiere mit an Bord sind.
Aber die Maßnahme der Slot-Beschränkung hat auch seinen Vorteil in Bezug auf die Ausweitung von Flugstrecken über Heathrow von anderen Fluggesellschaften. Wenn also eine Fluggesellschaft jetzt Flüge nach Heathrow aufnehmen wollte, könnte sie das nicht, denn die Slots gehören noch anderen Fluggesellschaften, auch wenn sie aktuell nicht genutzt werden. Zum Beispiel will JetBlue nächstes Jahr mit Flügen nach London starten, aber Heathrow ist aufgrund fehlender Slots wahrscheinlich nicht in den Planungen enthalten. Gleichermaßen will die Konkurrenz Wizz Air nach Heathrow starten, wenn Slots verfügbar wären.
Fazit zu den Slot-Beschränkungen in Heathrow
Der größte Flughafen Europas, Heathrow, will mit der Rückkehr zu den “normalen” Slot-Bedingungen sicherstellen, dass seine Kapazitäten auch genutzt werden und erhofft sich gleichermaßen auch vielversprechende Einnahmen. Fluggesellschaften sind also verpflichtet 80 Prozent ihrer Slots wieder in Betrieb zu nehmen über den Winter, damit ihr dieser Slot in der nächsten Vergaberunde automatisch wieder zugeteilt wird. Ob die Airlines den Winter mit Geisterflügen überbrücken bleibt abzuwarten.