Fahrgast-Boom, aber düstere Aussichten für die Jahresbilanz – die Deutsche Bahn präsentiert die Konzernzahlen für die erste Hälfte von 2023.

Die Deutsche Bahn (DB) hat ihre Halbjahresbilanz veröffentlicht und verzeichnet einen operativen Gewinn, der im Vergleich zum Vorjahreszeitraum jedoch einem Verlust entspricht. Über 990 Millionen Fahrgäste beförderte DB von Januar 2023 bis heute – ein Zuwachs von fast 8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Durch das Deutschlandticket beflügelt, bleiben Reisende der Bahn trotz Einbußen bei der Pünktlichkeit treu. Dennoch schreibt der Konzern in Summe dunkelrote Zahlen.

Gewinne, die Verluste sind

Die Deutschen Bahn erzielt im ersten Halbjahr 2023 ein bereinigtes operatives Ergebnis von 331 Millionen Euro. Das bedeutet, der Konzern musste einen Rückgang des operativen Gewinns von über 545 Millionen Euro (62,2 Prozent) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum hinnehmen. Dies wird von DB vor allem durch die erheblichen Vorleistungen für eine Verbesserungen der Infrastruktur begründet.

Ein Gewinn: mehr Menschen nutzen die Deutsche Bahn

Trotz der Zunahme an Fahrgästen hat die Bahn einen Umsatzrückgang zu verzeichnen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum fiel der Konzernumsatz um 10,7 Prozent auf 24,97 Milliarden Euro, im Vergleich zu 27,97 Milliarden Euro im ersten Halbjahr 2022. Besonders besorgniserregend war das Ergebnis nach Zinsen und Ertragssteuern, das mit einem negativen Wert von minus 71 Millionen Euro zu Buche schlägt. Im ersten Halbjahr 2022 hatte das Unternehmen hier noch Plus von 424 Millionen Euro verzeichnet.

Kosten für die Generalsanierung drücken das Ergebnis

Die Abweichungen beim Konzernergebnis gegenüber dem ersten Halbjahr 2022 sind, laut DB, neben dem allgemeinen Kostenanstieg und dem erheblich gesteigerten Aufwand für die notwendige Generalüberholung des Schienennetzes im Wesentlichen auf die branchenweite Normalisierung der Frachtraten in der Luft- und Seefracht zurückzuführen. Laut Handelsblatt, kündigte DB-Finanzchef Levin Holle an, dass der operative Konzernverlust am Jahresende bei rund einer Milliarde Euro liegen werde.

Mehr Fahrgäste – warten auf die Züge

Was die Bahn positiv stimmt, ist die anhaltend hohe Nachfrage im Nah- und Fernverkehr. Über 808 Millionen Reisende fuhren im ersten Halbjahr 2023 im Regionalverkehr auf der Schiene in Deutschland– rund 11,5 Prozent mehr als in den ersten sechs Monaten von 2022. 68,2 Millionen Menschen nutzten den DB-Fernverkehr, was einer Steigerung um 15,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. DB-Vorstandsvorsitzender Dr. Richard Lutz unterstrich bei der Pressekonferenz in Berlin:

Unser Nachfragepotenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft. […] Der Rückenwind für die Eisenbahn zeigt: Es ist unerlässlich, auch in herausfordernden Zeiten konsequent weiter in mehr Verkehr auf der klimafreundlichen Schiene zu investieren. Gleichzeitig arbeiten wir entschlossen daran, unsere Wirtschaftlichkeit zu erhöhen.

Dr. Richard Lutz, Vorstandsvorsitzender bei der Deutschen Bahn
Die Deutsche Bahn präsentiert die Halbjahresbilanz

Weniger erfreulich für die Fahrgäste: Die Bahn knackt weiter ihre Unpünktlichkeitsrekorde. Im Fernverkehr ist die Pünktlichkeit im ersten Halbjahr von 2023 auf 68,7 Prozent gesunken. Auch in Summe hat die Pünktlichkeit im DB-Schienenpersonenverkehr in Deutschland im Vergleich zum Vorjahreszeitraum abgenommen – um 0,7 auf 91,8 Prozent. Dies sei, laut Lutz, allerdings aufgrund der umfassenden Modernisierungsmaßnahmen aktuell unvermeidbar:

Auch wenn das allen Beteiligten aktuell viel abverlangt: Der Schlüssel zu nachhaltigen Verbesserungen für unsere Kundinnen und Kunden liegt in der Infrastruktur.

Dr. Richard Lutz, Vorstandsvorsitzender bei der Deutschen Bahn

Fazit zu dem Halbjahresergebnis der Deutschen Bahn

Die Deutsche Bahn verzeichnete in der ersten Hälfte von 2023 einen Fahrgast-Boom, mit einem Zuwachs von fast 8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Trotz der gestiegenen Fahrgastzahlen musste das Unternehmen unterm Strich einen Verlust von rund 71 Millionen Euro verbuchen, der allerdings hauptsächlich auf erhebliche Vorleistungen für die flächendeckende Verbesserung der Infrastruktur zurückzuführen ist.

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Autor

Unstillbare Abenteuerlust und chronisches Fernweh treiben Anja seit jeher raus in die weite Welt. Die Berlinerin nennt jeden Ort, an dem sie mehr als zwei Tage verbringt, ihr temporäres Zuhause und ist am glücklichsten, wenn ihr Tag nur aus neuen Wegen besteht.

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