Die Gewerkschaften GDL und EVG zeigen sich bezüglich des Zustands der Deutschen Bahn entsetzt. Das 9-Euro-Ticket rückt die Probleme des deutschen Bahnverkehrs in den Fokus.
Seit der Einführung des 9-Euro-Tickets rücken die Probleme der Deutschen Bahn besonders stark in den Fokus der Öffentlichkeit. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) sowie die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) sind nach eigener Aussage entsetzt über den derzeitigen Zustand der Bahnindustrie. Das berichtet die WELT AM SONNTAG.
Weselsky ist schockiert
In einem Interview mit der Welt am Sonntag äußern sich GDL-Chef Claus Weselsky und EVG-Vizechef Martin Burkert zum derzeitigen Zustand der Deutschen Bahn. Weselsky betonte, dass er noch nie ein solches Chaos erlebt hätte. Er bezeichnete die Deutsche Bahn als „Saftladen“ und kritisierte die „katastrophale Zustände“ des Konzerns. Das Image des Konzerns sei schon lange am Boden.
In den Köpfen der Menschen brennt sich ein, dass das System Eisenbahn in einem katastrophalen Zustand ist. Das ist fatal.
Claus Weselsky, Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer
EVG-Vizechef Martin Burkert zeigt sich ähnlich schockiert. Er selbst habe beobachtet, wie Leute nach dem Öffnen der Türen aus dem Zug fielen. Er merkt an, dass seit der Einführung des 9-Euro-Tickets die Krankheitsausfälle innerhalb der Belegschaft gestiegen sind. Seine Schlussfolgerung: Das 9-Euro-Ticket macht krank.
Viele Kolleginnen und Kollegen sind bereits an der Belastungsgrenze, weil es die Beschäftigten sind, die den Laden irgendwie am Laufen halten.
Martin Burkert, stellvertretender Vorsitzender der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft
Grund ist jahrelanges Kaputtsparen
Die Schuld sehen die Gewerkschaftschefs ganz klar bei der Bundesregierung. Jahrelanges Kaputtsparen hat ihrer Aussage nach dazu geführt, dass neben dem Personal auch Züge, Bahnstrecken sowie Bahnhöfe an ihrem Limit sind.
Darunter leidet auch die Pünktlichkeit der Züge. Die Bahn hat ihrem Ruf nach schon seit langem Probleme damit. Doch nun sinkt die Rate der Züge, die im Zeitplan liegen, noch weiter. Bei den Fernzügen schafften es im Juni 2022 nur noch 58 Prozent pünktlich ans Ziel. Im Regionalverkehr waren es 88 Prozent. Solche Zahlen gab es das letzte Mal vor über 10 Jahren.
Angelegenheit wird zur Chefsache
Wegen dieser Zustände hat sich der aktuelle Bundesverkehrsminister Volker Wissing höchstpersönlich die Angelegenheit auf die Tagesordnung geschrieben. In den folgenden Jahren sollen die Investitionen auf bis zu drei Milliarden Euro pro Jahr erhöht werden. Bis 2024 soll die Ausarbeitung eines umfangreichen Hochleistungsnetzes erfolgt sein. Der FDP-Politiker hat bereits für dieses Jahr Investitionen über 1,9 Milliarden Euro für die Deutsche Bahn angekündigt.
Fazit zu dem Entsetzen der Gewerkschaften über den Zustand der Deutschen Bahn
Sowohl die GDL als auch die EVG sind entsetzt über den Zustand der Deutschen Bahn. Dieser ist ihrer Meinung nach das Ergebnis von jahrelangem Sparen. Was es nun braucht, sind umfangreiche Investitionen und ein konsequenter Ausbau sowie die Modernisierung der Bahnstrecken.