Die deutsche Fluggesellschaft Germania muss Insolvenz anmelden. Der Flugbetrieb wird mit sofortiger Wirkung zum 5. Februar 2019 eingestellt. Wer bereits Tickets gebucht hat, muss mit einem Totalverlust des bezahlten Preises rechnen.

Es ist der nächste schwere Schlag für die deutsche Luftfahrt. Nach der airberlin Insolvenz im Jahr 2017 stürzt mit Germania nun erneut eine der größten Airlines des Landes in die Insolvenz. Die Fluggesellschaft hat in der Nacht auf den 5. Februar 2019 einen Insolvenzantrag gestellt und bekanntgegeben, dass der Flugbetrieb mit sofortiger Wirkung eingestellt wird, wie die Airline auf ihrer Webseite mitgeteilt hat. Der Flug ST3711, der in der Nacht am Nürnberger Flughafen gelandet ist, war der letzte der Airline. Betroffen sind von der Insolvenz knapp 1.100 Mitarbeiter.

Finanzierungslücke bei Germania konnte nicht geschlossen werden

Die Germania Insolvenz hatte sich zeitweise bereits angekündigt, weil die Airline bereits Ende letzten Jahres große Liquiditätsprobleme hatte. Zuletzt sah es allerdings so aus, als würde die Airline doch einen anonymen Investor gerettet werden. Dieser allerdings scheint die Auszahlung des Geldes schlussendlich doch zurückgehalten zu haben, denn schon am 31. Januar musste die Airline ihre Mitarbeiter darüber informieren, dass die Gehälter nicht mehr ausgezahlt werden können. Zu diesem Zeitpunkt ging das Management noch davon aus, dass die Finanzierungslücke geschlossen werden könne. Scheinbar hat sich dieser Wunsch nun allerdings zerschlagen, die Airline rutscht in die Insolvenz.

Von der Insolvenz betroffen sind neben der Muttergesellschaft Germania Fluggesellschaft mbH auch die Germania Technik Brandenburg GmbH und die Germania Flugdienste GmbH. Nicht betroffen sind dagegen die Schweizer Tochter Germania Flug AG und Bulgarian Eagle. Beide Gesellschaften können demnach voraussichtlich auch weiterhin Flüge durchführen.

Flugbetrieb von Germania wird mit sofortiger Wirkung eingestellt

Der Insolvenzantrag am 5. Februar bedeutet anders als bei der airberlin Pleite vor eineinhalb Jahren ein sofortiges Ende des Flugbetriebs. Passagiere können schon am heutigen Dienstag keine Flüge mehr mit der Airline antreten, unabhängig davon, ob sie in Deutschland oder dem Ausland starten. Wie Urlauber, die bereits einen Hinflug mit Germania angetreten haben, wieder zurück nach Deutschland kommen, ist aktuell noch völlig unklar. “Rettungsaktionen” wie sie die Lufthansa und andere Airlines bei der airberlin-Pleite angeboten haben, erscheinen eher unwahrscheinlich, wurden bislang allerdings noch nicht angekündigt. Wer seinen Urlaub noch nicht angetreten hat, sollte dagegen damit rechnen, den Flug auch nicht antreten zu können.

Generell gibt es allerdings bezüglich der Art der gebuchten Reise Unterschiede. Wer eine Pauschalreise oder einen Flug in Verbindung mit einem Hotel oder Mietwagen gebucht hat, der kann vom Reiseveranstalter kostenfreie eine Umbuchung auf eine alternative Verbindung verlangen. Möglicherweise sind die Kapazitäten durch die Germania-Pleite allerdings eher eingeschränkt, da die Airline auf meist wenig frequentierten Strecken unterwegs war. Eine Umbuchung kann vielfach also nur auf Verbindungen mit Umstieg erfolgen, auch Verschiebungen um mehrere Tage erscheinen möglich. Dennoch besteht bei einer gebuchten Pauschalreise oder einer Buchung über Expedia Flug & Hotel das Anrecht auf eine Umbuchung auf eine andere Verbindung oder eine vollständige Erstattung, sofern kein gleichwertiger Ersatz angeboten wird.

Wer sein Ticket dagegen direkt bei Germania oder über einen Vermittler, also etwa ein Online-Reisebüro, gebucht hat, sollte sich keine Hoffnungen machen. In diesem Fall besteht kein Anrecht auf eine Rückerstattung oder eine kostenfreie Umbuchung. Theoretisch kann man zwar eine Forderung im Insolvenzverfahren anmelden, die Chancen auf eine relevante Auszahlung sind aber gering. Auch Forderungen gegenüber der Airline, etwa aus Verspätungen im Sinne der EU-Verordnung, beschädigtes Gepäck oder anderes, sollte man vermutlich eher abschreiben. Auch hier kann die Forderung im Insolvenzverfahren angemeldet werden, Hoffnung sollte man sich dennoch nicht machen.

Germania Insolvenz hatte sich bereits Ende 2018 angedeutet

Dass Germania dasselbe Schicksal wie airberlin, Primera Air oder PrivatAir ereilt, kommt allerdings auch nicht komplett überraschend. Die Fluggesellschaft macht seit Jahren große Verluste. Im Jahr 2016 lag der Fehlbetrag beispielsweise bei 32 Millionen, ein Jahr später lag der Verlust bei immerhin noch 8,3 Millionen. Für das Jahr 2018, für das bislang noch keine Bilanz vorliegt, wird der Verlust voraussichtlich zwischen 20 und 30 Millionen Euro liegen, wie aerotelegraph.com berichtet. Der Grund für die hohen Verluste im abgelaufenen Geschäftsjahr liegen nicht nur an den gestiegenen Kerosinpreisen, sondern auch an hohen Entschädigungszahlungen gegenüber Passagieren. Germania musste im Jahr 2018 mit vielen Flugstreichungen und Verspätungen zurechtkommen, die zu hohen Forderungen seitens von Passagieren gesorgt haben.

Darüber hinaus wies die Airline auf “erhebliche Verzögerungen bei der Einflottung von Fluggerät” und eine “außergewöhnlich hohe Anzahl technischer Serviceleistungen” hin, als sie Ende des Jahres bekanntgab, eine Finanzierungslücke von 20 Millionen Euro dringend schließen zu müssen. Diese Mittel hatte die Airline durch eine Zusage eines anonymen Investors zum 31. Januar 2019 versprochen bekommen – am Ende scheint die Auszahlung allerdings nicht erfolgt zu sein. Darum rutschte die Airline in die Insolvenz, deren Ende voraussichtlich die Auflösung der Fluggesellschaft ist. Eine Wiederaufnahme des Flugbetriebs scheint unter aktuellen Vorzeichen nahezu unmöglich.

Germania-Pleite betrifft allen voran kleinere Flughäfen

Das Geschäftsmodell von Germania ist etwas komplexer als bei anderen Fluggesellschaften. Die Fluggesellschaft setzt auf drei verschiedene Säulen: Charter-Flüge für verschiedene Veranstalter, Linienflüge zu Urlaubsdestinationen und sogenannter ethnischer Verkehr. Germania hat aktuell eine Flotte von insgesamt 37 Flugzeugen, die zwar teilweise auch an größeren deutschen Airports stationiert sind, allerdings allen voran an kleineren Flughäfen zu finden sind. In Bremen oder Erfurt war Germania bis zuletzt sogar die Fluggesellschaft mit den meisten Verbindungen, auch für andere kleinere Flughäfen wie Rostock oder Friedrichshafen war Germania eine sehr wichtige Stütze.

Die Germania Insolvenz wird also auch dazu führen, dass die Verbindungen ab vielen kleineren deutschen Flughäfen merklich zurückgehen, wodurch auch wiederum die Flughäfen in eine finanzielle Schieflage geraten könnten. Ab den kleineren Flughäfen betrieb Germania allen voran sein Liniengeschäft, darüber hinaus aber auch Charter-Flüge für verschiedene Reiseveranstalter. Auch diese müssen sich nun nach neuen Partnern umsehen. Wie sich die Sparte des ethnischen Verkehrs entwickelt, bleibt ebenfalls abzuwarten. Germania bot unter anderem mehrere Verbindungen nach Südosteuropa sowie in die Türkei. Viele der Ziele werden von keiner anderen Fluggesellschaft in Deutschland direkt angeflogen.

Fazit zur Germania Insolvenz und der Einstellung des Flugbetriebs

Die Germania Insolvenz kommt nicht komplett überraschend und ist für viele Passagiere sicherlich dennoch einen Schock. Immerhin ist der Anteil der Fluggäste mit Pauschalreise beziehungsweise Buchung über einen Reiseveranstalter mit Germania als Charter-Partner deutlich höher als etwa bei der airberlin-Pleite. Damit verlieren voraussichtlich nicht ganz so viele Fluggäste ihr Geld und ihren wohlverdienten Urlaub. Dennoch kann man allen Betroffenen nur viel Glück wünschen, denn das investierte Geld wird man wohl nicht zurückerhalten und selbst bei einer Umbuchung durch einen Reiseveranstalter ergeben sich vermutlich einige Nachteile.

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Moritz liebt nicht nur Reisen, sondern auch Luxushotels auf der ganzen Welt. Mittlerweile konnte er über 500 verschiedene Hotels testen und dabei mehr als 100 Städte auf allen Kontinenten kennenlernen. Auf reisetopia lässt er Euch an seinen besonderen Erlebnissen teilhaben!

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