Was wir aus den USA schon kennen, scheint nun auch seinen Weg nach Europa zu finden. Air France KLM verändert das hauseigene Vielfiegerprogramm Flying Blue grundlegend. Die Änderungen sind dabei alles andere als positiv. Zukünftig spielt der Umsatz eine entscheidende Rolle. Mit den Änderungen am Flying Blue Programm, die zum 1. April 2018 in Kraft treten, stellt das erste europäische Vielfliegerprogramm auf das in den USA mittlerweile weit verbreitete Umsatzmodell um. Dabei werden Meilen nicht mehr auf Basis der geflogenen Strecke, sondern anhand des generierten Umsatzes gutgeschrieben.
Meilen pro Euro anstatt pro geflogener Meile
Obwohl Flying Blue auch bisher entsprechend der Tarifklasse verschiedene Meilenwerte gutgeschrieben hat (25-150 Prozent der Entfernungsmeilen in der Economy und Business Class) stellen die Änderungen am Flying Blue Programm einen entscheidenden Wechsel dar. Fortlaufend zählt für die Meilengutschrift einzig und allein der Ticketpreis, die geflogene Distanz ist irrelevant.
Entsprechend des Status werden fortlaufend nach folgendem Muster Meilen gutgeschrieben:
- Ivory Status: vier Meilen pro Euro
- Silber Status: sechs Meilen pro Euro
- Gold Status: sieben Meilen pro Euro
- Platinum: acht Meilen pro Euro
Dies gilt aber, genau wie bei den großen US-Vielfliegerprogrammen, nur für Prämienmeilen. Statusmeilen werden nach einem anderen Muster gutgeschrieben. Für die Gutschrift der Prämienmeilen zählt nur der bezahlte Flugpreis abzüglich der Steuern & Gebühren, die nicht von Air France und KLM selbst erhoben werden. Die Gutschrift von Flügen mit Partner-Airlines bei Flying Blue wird ebenfalls weiterhin anhand der geflogenen Distanz durchgeführt.
Meileneinlösung bei Flying Blue wird ebenfalls verändert
Besonders unangenehm an den Veränderungen am Flying Blue Programm ist nicht nur die Art und Weise, wie Meilen gutgeschrieben werden, sondern auch die Art und Weise, wie diese fortlaufend eingelöst werden. Im Gegensatz zur klassischen Einlösetabelle gepaart mit eingeschränkter Verfügbarkeit, wie sie Flying Blue aktuell nutzt, soll fortlaufend jeder Sitz mit Meilen buchbar sein. Dabei soll die Menge der nötigen Meilen individuell entsprechend der Strecke, des Datums und der Entfernung erfolgen.
Dies legt nahe, dass sich der Meilenpreis am monetären Preis anpassen wird. Dies würde Flying Blue zum ersten Vielfliegerprogramm in Europa machen, das die Einlösung von Meilen an den Preis eines bezahlten Tickets anpasst. Ähnliches gibt es auch schon beim US-Konkurrenten Delta.
Wir kennen diese Praktik bereits von Hotelprogrammen, wie etwa Le Club Accorhotels, wo ein Punkt einen immer gleichen Wert entgegen der Bezahlung im Hotel hat. Allerdings ist nach aktuellem Stand nicht klar, ob dies wirklich der Fall sein wird. Klar ist aber, dass Flying Blue eine Cash & Miles Option einführen wird, die es ermöglicht den Ticketpreis auf Meilen und Cash-Zahlung aufzuteilen. So sollen bis zu 25 Prozent eines Meilentickets mit Geld bezahlt werden können.
Qualifizierung zum Flying Blue Status wird ebenfalls verändert
Die Veränderungen am Flying Blue Programm greifen nicht nur in Sachen Meilen sammeln und einlösen. Auch die Qualifizierung zum Status verändert sich grundlegend. So wird ein Status im Flying Blue Programm fortlaufend nicht mehr basierend auf einer geflogenen Menge an Statusmeilen beziehungsweise Segmenten vergeben, sondern es wird ein neues System eingeführt, das auf Statuspunkte setzt. Ähnlich wie im British Airways Executive Club, werden diese entsprechend der geflogenen Strecke und der Kabine in der Ihr fliegt, gutgeschrieben.
Die Gutschrift erfolg dabei nach dem folgenden Muster:
Interessant ist hier, dass keine Unterscheidung entsprechend der Buchungsklassen gemacht wird, was nur wenig Sinn ergibt. Nach dieser Regelung würde ein voll bezahltes Economy Ticket genau so viele Statuspunkte einbringen, wie ein stark reduziertes. Zwischen beiden liegen teilweise preisliche Unterscheide wie zwischen Business und First Class.
Außerdem wird die der Betrachtungszeitraum für den Status verändert. Im Gegensatz zum Kalenderjahr, das bisher der relevante Zeitraum war, wird fortan ein rollierender 12-Monatszeitraum darüber entscheiden, ob ein Status gewährt oder verändert wird. Für die Qualifizierung der verschiedenen Statuslevel werden die folgenden Anzahlen an sogenannten XPs (=Experience Points) nötig:
- Silber Status: 100 XP
- Gold Status: 180 XP
- Platinum Status: 300 XP
Allerdings werden diese beim Aufstieg durch die verschiedenen Statuslevel addiert. Ihr müsst also zuerst 100 XP sammeln, um den Silber Status zu erreichen und anschließend noch einmal weitere 180 XP sammeln, damit Ihr den Gold Status erreicht. Bei bereits erreichtem Status reichen aber die angegebenen Werte zur Requalifizierung.
Fazit zu den Änderungen am Flying Blue Programm
Die Änderungen am Flying Blue sind alles andere als gut, um es freundlich auszudrücken. Auch vorher war das Programm nicht unbedingt besonders großzügig, vor allem im europäischen Vergleich, doch der Wechsel des ersten europäischen Programmes auf ein umsatzabhängiges System lässt keine guten Schlüsse zu. Es bleibt also nur zu hoffen, dass sich dieser Trend nicht auf weitere Programm ausweitet, die aktuell noch einen sehr guten Mehrwert bieten wie etwa Lufthansa Miles and More oder der British Airways Executive Club. Einzig die Qualifizierung zum Status wird durch die Änderungen etwas attraktiver.