Nicht mal einen Monat nach der großen Eröffnung des BER, nach über 14 Jahren Bauzeit, drohten die Betreiber schon wieder mit der Schließung, sollten sie keine finanziellen Hilfen erhalten.
Es klingt fast wie ein schlechter Scherz, doch bis April sind es noch ein paar Monate. Ob der neue Hauptstadtflughafen Berlin-Brandenburg bis dahin noch offen hat, bleibt gespannt abzuwarten. Denn die Flughafenbetreiber um Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup und der FBB-Finanzgeschäftsführerin Aletta von Massenbach unterzeichneten im September einen Brief, in dem sie von den Eigentümern des Flughafens – der Bund und die Länder Berlin und Brandenburg weitere finanzielle Hilfe fordern. Der beiden Zeitungen der Welt und dem Handelsblatt liegt dieses Schreiben vor. Andernfalls drohten sie mit der Schließung des Flughafens. Nun soll das Geld geflossen sein.
Bereits vor Eröffnung in finanzieller Notlage
Nicht einmal einen Monat ist die Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens Berlin-Brandenburg nun her und viel Verkehr sucht man dort vergeblich. Heute vor zehn Tagen, verabschiedete der Flughafen Tegel auch einen allerletzten Flug, eine Air France Maschine nach Paris. Am Abend gingen dann die Lichter aus – für immer. Was für viele Anwohner weniger Fluglärm bedeutet, bedeutet für andere stundenlange Staus auf der Autobahn Richtung Schönefeld. Nichtsdestotrotz waren Berliner, Brandenburger und der Bund sichtlich froh, am 31. Oktober die ersten Maschinen zu begrüßen. Der erste Eröffnungstermin war eigentlich für 2011 geplant, doch zahlreiche Pannen und etliche Entlassungen verzögerten den Bau und die Eröffnung. Dieses Kapitel konnte nun abgeschlossen werden.
Doch eine Erholung und wirtschaftlichen Profit kann man vom BER noch lange nicht erwarten. So eröffnete der Flughafen in der wohl düstersten Zeit der Luftfahrtgeschichte. Die Coronapandemie brachte den internationalen Flugverkehr praktisch zum Erliegen und noch immer ist keine Besserung in Sicht. Im Gegenteil, die Fallzahlen stiegen in Europa und anderen Teilen der Welt wieder auf neue Höchstwerte an. Auch wenn nun ein erster Impfstoff entwickelt wurde, wird es noch Jahre dauern bis der Flugverkehr sein Vorjahresniveau erreicht hat.
In diesem Zusammenhang musste der Flughafen Berlin Brandenburg noch vor seiner Eröffnung weitere finanzielle Hilfen beantragen. Geplant war, dass der BER nach seiner Eröffnung 2020 im Jahr 2025 schwarze Zahlen schreibt und erste Kredite zurückzahlen kann, doch die Coronakrise machte diesem Vorhaben einen dicken roten Strich durch die Rechnung. Bereits jetzt hat der Flughafen eine mehrere hundert Millionen Euro große finanzielle Lücke und der Ausblick auf das kommende Jahr verheißt vorerst auch nichts Gutes. Mit einem Steigen der Passagierzahlen rechnen Experten nicht vor 2023. Sollten die beantragten Darlehen nicht überwiesen werden, drohte der BER schon Anfang Oktober mit der Einstellung des Flugbetriebes, wie aus einem Schreiben der FBB Geschäftsführung hervorgeht.
200 Millionen Euro Darlehen gewährt
Konkret heißt es in dem Schreiben, dass die finanziellen Ausfälle aufgrund des derzeitigen Passagierrückganges “ohne Unterstützungsmaßnahmen nicht überwunden werden” können.
Ohne das Darlehen müsste die FBB den Flugbetrieb einstellen.
Schreiben von BER Chef Engelbert Lütke Daldrup und der FBB-Finanzgeschäftsführerin Aletta von Massenbach
Alleine für dieses Jahr liegt der Finanzbedarf des Flughafens bei rund 300 Millionen Euro, wie schon das Handelsblatt zitierte. In dem oben genannten Schreiben forderte die Geschäftsführung nochmals 200 Millionen Euro in der Form eines Darlehens. Von den 300 Millionen Euro wurden bereits 98 Millionen Euro im Oktober an den FBB überwiesen. Sollten die 200 Millionen Euro nicht bereits gestellt werden, drohten die Betreiber mit der Schließung, doch dazu wird es nun erstmal nicht kommen. Die geforderten 200 Millionen Euro wurden bereits diese Woche überwiesen, wie die Welt bekannt gab. Dennoch, positive Aussichten für den Flughafen gibt es keine. Zumindest nicht aus finanzieller Sicht. Die Senatsverwaltung rechnet auch im nächsten Jahr mit weiteren Forderungen.
Fazit zur angedrohten Schließung des BER
Schaut man auf die Pannenjahre des Flughafens Berlin Brandenburg zurück, konnten es viele Ende 2019 nicht glauben, dass der BER in diesem Jahr eröffnet. Zu oft wurden in der Vergangenheit die Termine verschoben und zu viele Pannen kamen erst kurz vorher ans Licht. Doch der Termin konnte eingehalten werden, auch wenn der BER damit ein unglückliches Jahr getroffen hat. Die Coronapandemie sorgt für weit weniger Passagiere als geplant, was zur Folge hat, dass der BER weiter in einer finanziellen Notlage steckt. Doch das der BER wirklich seinen Betrieb eingestellt hätte, wenn er das 200 Millionen Euro große Darlehen nicht erhalten hätte, halte ich für relativ unwahrscheinlich. Zu weitreichend wären meiner Meinung nach die politischen Konsequenzen. Was meint Ihr dazu?