Das Personal von Eurowings Discover scheint zusehends unzufrieden mit den Arbeitsbedingungen der noch jungen Lufthansa-Tochter. Das ruft die Gewerkschaften auf den Plan. Nun hat sich auch die Lufthansa gemeldet.
Bei Eurowings Discover knirscht es beim Personal. Angestellte beklagen sich teils massiv über die Arbeitsbedingungen, was besonders die Gewerkschaften Vereinigung Cockpit (VC) und die Unabhängige Flugbegleiter Organisation (UFO) auf den Plan ruft. Die Gewerkschaften wollen nun einen Betriebsrat gründen, um die Interessen der Arbeitnehmer zu vertreten, wie airliners.de berichtet. Jetzt hat sich auch Mutter Lufthansa zur Kritik geäußert.
Gewerkschaften wollen Betriebsrat gründen
Eurowings Discover scheint – mehr oder weniger – erfolgreich gestartet. Die Lufthansa-Tochter will besonders auf der touristischen Langstrecke angreifen. Doch gerade mit Blick auf die Arbeitsbedingungen und das Personal sieht sich Eurowings Discover nun mit scharfer Kritik konfrontiert. Denn um möglichst konkurrenzfähig zu sein und Airlines wie Ferienflieger Condor die Stirn bieten zu können. Dass das allerdings auf Kosten der Arbeitsbedingungen und des Personals geschieht, dürfte dabei kaum überraschen. Zumindest setzt hier auch etwa die Kritik der Gewerkschaften Vereinigung Cockpit (kurz: VC) und der Unabhängigen Flugbegleiter Organisation (kurz: UFO) an, die nun je eine Arbeitnehmervertretung, beziehungsweise einen Betriebsrat für Eurowings Discover gründen wollen – bis dato existiert eine solche nämlich noch nicht.
Auch das Gehalt ist ein wichtiger Punkt, der jedoch von den Mitarbeitern der Lufthansa-Tochter zunächst zweitrangig betrachtet wird. Wichtiger hingegen seien die Arbeitsbedingungen. Kritikpunkte seien die Ruhezeiten, die nicht fixen freien Tage, aber auch, dass Uniformen vom eigenen Gehalt bezahlt werden müssten und Calls in der Freizeit stattfinden würden, sowie einiges mehr – darunter natürlich auch die Löhne. Deshalb sei die Gründung eines Betriebsrates wichtig, wie unter anderem Anja Bronstert, die stellvertretende UFO-Vorsitzende gegenüber airliners.de erklärte. Dabei herrsche sogar ein Mangel an Personal, weshalb man bei Eurowings Discover inzwischen auf dem freien Markt, statt nur konzernintern suche.
Überstunden seien an der Tagesordnung und diese könnten mit dem Flugplan sogar nochmals steigen, wenn es für Eurowings Discover auch auf die Mittel- und Kurzstrecke geht. Deshalb zeigen sich immer mehr Mitarbeiter der sehr jungen Airline enttäuscht und die Kritik nimmt rasch zu. Eurowings Discover sieht die Sache naturgemäß ganz anders, schließlich falle die Gründung in eine „herausfordernde Zeit“, deshalb seien auch „Zusammengehörigkeitsgefühl und eine starke Identität“ essentiell. Auch sei die Zahl der Mitarbeiter schnell gestiegen. Eurowings Discover, so eine Sprecherin der Airline gegenüber airliners.de, lege deshalb den Fokus auf eine „identitätsstiftende Unternehmens- und Arbeitskultur“. Zudem würde sich die Lufthansa-Tochter im Airline-typischen rechtlichen Rahmen bewegen.
Lufthansa äußerst sich zur Kritik
Inzwischen hat sich auch eine Sprecherin der Lufthansa Group bei uns zu den Vorwürfen geäußert. Demnach stellt das Unternehmen die vom Personal kritisierten Punkte teils ganz anders da. In einer Mail, die uns vom Konzern erreichte, heißt es unter anderem zum Punkt mit den Videocalls in der Freizeit:
Es gab und gibt bei Eurowings Discover zu keinem Zeitpunkt verpflichtenden Termine, die außerhalb der Dienstzeit stattfinden. Es handelt sich um zusätzliche, freiwillige Austauschformate, deren schriftliche Zusammenfassung im Nachgang an alle per Mail verschickt wird.
Statement der Lufthansa Group
Demnach sei es dabei das Ziel, den „Kabinen-Mitarbeitenden die Möglichkeit zu geben, in den direkten Austausch mit der Kabinenleitung gehen zu können und ihre individuellen Fragen zu adressieren“. Das Uniformen vom eigenen Gehalt gezahlt werden müssten, sei ebenfalls so nicht korrekt:
Die Crew erhält, wie bei anderen Airlines ebenfalls üblich, eine Grundausstattung, die u.a. mehrere Blusen enthält. Natürlich ist es jedem Mitarbeitenden freigestellt, bei darüber hinausgehendem Bedarf an Blusen, diese zum Einkaufspreis zu erwerben.
Statement der Lufthansa Group
Zudem äußerte sich die Lufthansa zur Thematik der Löhne, beziehungsweise Lohnstruktur, wonach öffentlich einsehbar sei, was den Mitarbeitenden zustehe. Zudem seien teils aufgeführte Überstundenzahlen aufgrund des noch schmalen Flugplan der Airline „absolut ausgeschlossen“.
Fazit zur Kritik des Personals an Eurowings Discover
Das Personal der noch jungen Lufthansa-Tochter Eurowings Discover scheint schnell auf den Boden der Tatsachen angekommen. Die Arbeitsbedingungen der sich selbst als Start-Up bezeichnenden Airlines scheinen alles andere als gut, wenn man den Aussagen glauben schenken mag. Das ruft nun die Gewerkschaften auf den Plan, die die Gründung eines Betriebsrates forcieren wollen, um die Interessen der Mitarbeiter vertreten zu können. Inzwischen hat sich auch Mutter Lufthansa dazu geäußert, die die Sache naturgemäß anders sieht. Was nun stimmt und was nicht, lässt sich von Außen freilich schwierig beurteilen.