Gerichtsurteile gegen die ehemalige Nationalairline Alitalia drohen auf die Nachfolgerin abzufärben und könnten die Übernahme durch die Lufthansa beeinträchtigen. Doch die italienische Regierung greift nun ein.

Seit Ende Mai ist es offiziell: Lufthansa wird ITA Airways übernehmen. Während sich die italienische Fluggesellschaft schon auf einen Chef von Lufthansa vorbereitet, scheint der Weg noch steinig zu sein. Zumindest gibt es laut aerotelegraph einige Urteile gegen die ehemalige Nationalairline Alitalia, welche sich auch auf die Nachfolgerin auswirken könnten. Das Kabinett um Premierministerin Giorgia Meloni hat jetzt entsprechende Schritte eingeleitet, um der Lufthansa bei der Übernahme unter die Arme zu greifen.

Lufthansa behält sich einen Rückzieher vor

Vier Monate nach der Vertragsunterzeichnung zur Übernahme von ITA Airways durch die Lufthansa stößt der Prozess auf einige Schwierigkeiten. Mitunter klagten ehemalige Mitarbeitende von Alitalia auf eine Wiedereinstellung, einige verloren diesen Prozess. Jedoch entschieden drei italienische Arbeitsgerichte in Rom und Mailand, dass es sich bei ITA um einen direkten Nachfolger von Alitalia handelt. Die Wettbewerbskommissarin der Europäischen Union hatte 2021 jedoch beschlossen, dass es zwischen der alten und der neuen Nationalairline eine “klare Trennung” gibt und hier nicht von einer wirtschaftlichen Nachfolge gesprochen werden kann.

Was bedeutet das für die Übernahme durch die Lufthansa? In den Verhandlungen zur Übernahme hatte der Kranich einen Rücktritt ausgehandelt, falls es zu Urteilen von Arbeitsgerichten in Bezug auf ehemalige Angestellten kommen sollte. Folglich könnten die Gerichtsurteile eine Auswirkung auf den Vertrag haben. Bis dato plant die Lufthansa Group, 41 Prozent der Anteile zu einem Festpreis von 325 Millionen Euro zu übernehmen. Zwar erhofft sich Lufthansa-Chef Carsten Spohr ein rechtzeitiges “grünes Licht aus Brüssel”, um Anfang 2024 mit der Integration von ITA Airways zu beginnen, allerdings hat die Lufthansa die Übernahme bisher nicht angemeldet. Weitere Schritte zum vollständigen Einstieg können ab 2025 erfolgen, fordern hingegen weitere 500 Millionen Euro.

Aufgrund der ungewissen Lage durch die Urteile der Arbeitsgerichte beschließt die italienische Regierung nun zu handeln. Die Uneinigkeit um den wirtschaftlichen Zusammenhang zwischen der alten und der neuen Nationalairline sorgt für Risiken bei den öffentlichen Finanzen. Daher hat das Kabinett der Premierministerin Giorgia Meloni am vergangenen Montag, den 25. September, eine Gesetzgebung veranlasst, die einen Betriebsübergang von Alitalia zu ITA Airways ausschließt.

Monopolstellung könnte Übernahme ebenfalls aufs Spiel setzen

Doch die erfolgreichen Klagen von ehemaligen Alitalia-Angestellten sind nicht das einzige Problem. Airliners zufolge führt der Einstieg ITA Airways in die Lufthansa Group zu einer Marktbeherrschung auf sechs Strecken zwischen Italien, Belgien, Deutschland und der Schweiz. Folglich müssen entweder die Lufthansa, Swiss, Brussels Airlines oder ITA Airways den Großteil der Slots abtreten. Denn um einen fairen Wettbewerb zu sichern, müssen Slots bei den Verbindungen zwischen Rom und Frankfurt, München und Zürich sowie zwischen dem Flughafen Mailand-Linate und Frankfurt, Stuttgart und Düsseldorf an die Konkurrenz übergeben werden.

Fazit zur Gefährdung der Übernahme von ITA Airways

Es scheint, als würde der Weg zur Fusion der italienischen Nationalairline mit der Lufthansa Group noch ganz schön holprig werden. Arbeitsgerichtliche Urteile zwingen die italienische Regierung dazu, eine klare Trennung zwischen Alitalia und ITA Airways zu definieren, außerdem müssen Monopole aufgegeben werden, um eine Wettbewerbsverzerrung zu verhindern. Ob die Übernahme bald in die Wege geleitet werden kann, bleibt ungewiss.

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Autor

Amélie Margout ist Search Marketing Managerin und seit August 2020 bei reisetopia tätig. Nach ihrem Bachelorstudium in Medien und Kommunikation in England zog sie nach Berlin und schreibt seither Ratgeber mit Fokus auf Finanzen, Luxushotels und suchmaschinenrelevante Inhalte.

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