Aktuell reaktiviert die Lufthansa vier Airbus A380. Doch wie lange plant die Airline überhaupt damit? Aktuelle Lieferschwierigkeiten dürften den Einsatz noch verlängern.
Lange Zeit dementierte die Lufthansa und Carsten Spohr die Rückkehr des Airbus A380. Der Superjumbo würde keine Rolle mehr für die Lufthansa spielen und das Flugzeug schien endgültig beerdigt. Doch die aktuelle Situation nach der Pandemie sowie Lieferschwierigkeiten bei Airbus und Boeing zwingen die Lufthansa zum Umdenken. Und langangelegte Flottenplanungen müssen erneut hinten angestellt werden.
Bunter als je zuvor
Die Flottenstrategie der Lufthansa und ihres CEO Carsten Spohr gibt durchaus Rätsel auf. Eigentlich sollte die Corona-Pandemie genutzt werden, um einige Teilflotten gänzlich am Boden zu behalten. Doch die Boeing 747-400 erlebte ihr frühes Comeback, der Airbus A340-300 war nie wirklich weg und wird mittlerweile auch wieder vom A340-600 begleitet. Und auch der Superjumbo erlebt sein Comeback und wird aktuell für den Einsatz im Juni wieder vorbereitet. Insgesamt vier Exemplare sollen zunächst in den Liniendienst zurückkehren und ab Juni die ersten Verbindungen in Richtung USA wieder aufnehmen. Zwei weitere Airbus A380 sollen im kommenden Jahr folgen, um zum einen noch mehr Ziele anbieten zu können und zum anderen mehr Spielraum für eventuelle Ausfälle zu lassen. Der Einsatz des A340-600 und A380 war dabei unausweichlich.
Viele Jahre konnte die Lufthansa während der Pandemie ab München keine First Class mehr anbieten. Das ändert sich nun sukzessiv. Zum anderen wartet der Kranich sehnsüchtig auf neue Flugzeuge. Die ersten Boeing 787-9 haben die Flotte in Frankfurt bereits ergänzt. Dadurch ist der A350 wieder einzig in München stationiert. Weitere Exemplare sollen zum Ende des Jahres beim Dreamliner folgen, beim A350 erst im kommenden Jahr. Diese werden dann wiederum ebenfalls eine First Class erstmals anbieten können. Doch die Lieferschwierigkeiten werden die Lufthansa dazu zwingen, noch länger auf ihre längst ausgedienten Modelle zu setzen. So wird weiterhin fleißig darüber debattiert, wie lange der A380 denn nun im Einsatz bleiben soll.
Einsatz nur für vier Jahre?
Denn die Reaktivierung des A380 verschlingt mehrere Millionen, nachdem die Einlagerung bereits ebenso viele verschlungen haben dürfte. Zudem bietet der Superjumbo Kapazitäten, die aktuell benötigt werden, und das nicht nur in der First Class. Wie lang der Airbus A380 aber wirklich im Einsatz bleiben soll, ist noch nicht endgültig entschieden – und das wird wahrscheinlich auch länger so bleiben. Vorstandsmitglied Detlef Kayser verriet gegenüber aeroTELEGRAPH aber, dass aktuelle Pläne einen Einsatz bis 2027 vorsehen würden. Vier Jahre also gibt man dem A380 aktuell nur. Ob dies auch wirklich so bleibt, muss man abwarten. Denn die Lieferschwierigkeiten ziehen sich durch weitere Bestellungen. So wird die Lufthansa aktuell frühestens 2027 mit der Boeing 777X rechnen dürfen.
Der Einsatz der Boeing 747-8 ist damit gesichert, auch wegen ihrer Frachtkapazitäten. In Zukunft wird der Airbus A350 aber immer mehr zum Rückgrat der Fluggesellschaft, und das in der -900- und in der -1000-Variante. Wie Pascal von Aeronewsgermany zuletzt auch nochmal gut darstellte, wird die Übergangsphase ohne diesen aktuellen bunten Mix nicht anders zu bewältigen sein. Erst, wenn die Lufthansa mehr und mehr Airbus A350 und Boeing 787 sowie Boeing 777X übernehmen kann, kann die Vereinheitlichung der Langstreckenflotte so richtig vorangehen. Und dies wird sicherlich noch bis mindestens 2027 der Fall sein. Erst dann kann die Lufthansa auch Airline-übergreifend auf diese drei Flugzeugtypen setzen und mehr Synergien nutzen.
Fazit zur Einsatzzeit des A380
Auch wenn die Pläne einst anders aussahen: die Vereinheitlichung der Flotte muss noch einige Jahre warten. Die Flotte selbst wirkt dabei aktuell bunter als je zuvor. Denn selbst die neuen Flugzeuge (Airbus A350 und Boeing 787) wurden zuletzt von anderen Airlines übernommen – die Konfiguration weicht damit von den eigenen Vorstellungen ab. Noch einige Jahre werden verstreichen müssen, bis der Kranich die Flugzeuge übernehmen darf, die er auch einst selbst bestellte. Und dann wird die Langstreckenflotte – Stand jetzt – auch deutlich schlanker. Wünschenswert wäre es dennoch, wenn auch der Airbus A380 neben der Boeing 747-8 hier eine längerfristige Rolle spielen darf.