Die Deutsche Luftfahrt hegt Pläne für den Neustart des kommerziellen Fliegens. Dabei steht schon jetzt fest: Es wird sich viel verändern, unter anderem soll eine Maskenpflicht für alle Flüge kommen.
Die Welt des Fliegens hat sich in den letzten Jahren immer weiter entwickelt, für Passagiere allerdings bedeutetet das besonders in der Economy Class selten ein Plus an Komfort. Dieses Rad wird wohl kaum zurückgedreht werden, allerdings könnte sich bei Reisen mit dem Flugzeug noch einiges mehr verändern. Auch das wirkt im ersten Moment nicht gerade angenehm, ist allerdings in diesen Zeiten notwendig, wenn die Luftfahrt überhaupt wieder Fahrt aufnehmen soll. Wie genau ein solcher Neustart aussehen könnte, hat die deutsche Luftfahrt – ein Verband aus den wichtigsten deutschen Fluggesellschaften sowie Flughäfen – in einem Konzeptpapier dargelegt, wie die FAZ exklusiv berichtet.
Maskenpflicht für die gesamte Dauer aller Flüge
Besonders aufhorchen lässt besonders ein Punkt des Positionspapiers. So heißt es konkret:
Beim Boarding, im Flugzeug für die Dauer des Fluges und beim Aussteigen darauf achten, dass jeder Fluggast eine Schutzmaske trägt.
Dass es sich hierbei nicht nur um eine Empfehlung, sondern eine Pflicht handeln soll, wird durch ein weiteres Zitat aus dem Bericht deutlich:
Es besteht eine entsprechende Verpflichtung des Passagiers, eine Schutzmaske mitzuführen und aufzusetzen.
Diese Maßnahme soll laut der deutschen Luftfahrt nicht etwa nur für kurze Flüge oder eben nur den Prozess des Ein- oder Aussteigens gelten, sondern für den gesamten Flug – unabhängig von der Länge. Damit wäre die Maskenpflicht für Kurz- und Mittelstrecken genauso vorgesehen für Langstreckenflüge. Passagiere müssten also auch auf Flügen mit weit über zwölf Stunden Flugzeit die ganze Zeit eine Maske tragen. Angenehmer wird ein Flug dadurch nicht unbedingt. Problematisch erscheint auch, dass der sogenannte Mund-Nasen-Schutz (MSN), umgangssprachlich oft auch OP-Maske genannt, nach maximal acht Stunden ausgetauscht werden sollte.
Fraglich erscheint ein wenig, was eine solche Maßnahme für den genauen Ablauf eines Fluges bedeuten würde. Auf das Thema Mahlzeiten geht das Positionspapier beispielsweise nicht ein. Was in Hinblick auf Kurz- und Mittelstrecken, auf denen es meist sowieso nur Snacks gibt, natürlich zu verkraften ist, erscheint besonders bei Langstrecken problematisch. Wenn man eine Maske nur ganz kurz abnehmen dürfte, wären volle Mahlzeiten nicht denkbar. Gerade in der Business und First Class, wo teils mehrere Stunden andauernde Mahlzeiten die Regel sind, erscheint das aktuell noch schwer vorstellbar. Bei einem Neustart der Luftfahrt in diesen Zeiten ist aber alles möglich.
Mittelplätze sollen nicht zwingend frei bleiben
Interessant ist an dem Konzeptpapier allerdings, dass die deutschen Fluggesellschaften sich wohl nicht darauf einigen konnten, dass bei einem Neustart die Mittelplätze frei bleiben sollen. Ein solcher Punkt findet sich in dem Papier nicht, obwohl etwa die Lufthansa aktuell auf die Besetzung dieser Plätze verzichtet. Die Rede ist allerdings davon, dass nur noch feste Sitzplätze vergeben werden sollen. Kurios ist daran, dass sowieso alle Fluggesellschaften in Deutschland nach diesem System vorgehen, eine freie Sitzplatzwahl gibt es hierzulande schon seit Jahren nicht mehr. Warum also gerade dieser Punkt es ins Papier geschafft hat, erscheint ein wenig fraglich.
Dass man dagegen auf die Regelung zum freien Mittelsitz verzichtet hat, dürfte ökonomische Gründe haben. Auch wenn man vermutlich anfangs versuchen wird, so viel Distanz wie möglich zwischen den Passagieren zu schaffen, ist ein Flugzeug mit deutlich weniger Gästen nur schwerlich wirtschaftlich zu bedienen. Wenn in den Maschinen mittelfristig ein Viertel bis ein Drittel des Sitzplatzangebots wegfällt, würde das einen enormen Ausfall an Einnahmen bedeuten. Dadurch müssten die Tickets signifikant teurer sein, gleichzeitig allerdings müssen die Fluggesellschaften schon allein, um die Nachfrage wieder anzuheizen, günstige Tickets anbieten. Wohl auch deshalb wird man von der “Pflicht” zum freien Mittelsitz in dem Papier Abstand genommen haben.
Temperaturscreening statt Schnelltests am Flughafen
Von Schnelltests hält man bei den deutschen Luftfahrtunternehmen und den Airports vergleichsweise wenig – eine solche Maßnahme hatte Emirates vor einigen Tagen getestet. Dabei gab es nach zehn Minuten ein Ergebnis über eine mögliche Infektion. Allerdings zweifeln Experten an, ob solche Schnelltests überhaupt funktionieren und ein relevantes Ergebnis präsentieren. Wohl auch deshalb möchten die deutschen Flughäfen und auch Airlines auf eine solche Maßnahme verzichten. Geplant sind stattdessen andere Maßnahmen zur Erkennung möglicher Krankheiten.
Maßnahmen sollen vorerst für sechs Wochen gelten
Laut dem Positionspapier sollen die Maßnahmen “im Interesse des Gesundheitsschutzes für eine zu definierende Wiederaufnahmephase” gelten. Konkret ist die Rede von einem Zeitraum von sechs Wochen ab dem Neustart – also möglicherweise Mitte Mai. Es erscheint allerdings in Anbetracht der weiter vorhandenen Risiken und der Ausbreitung des Virus möglich und auch wahrscheinlich, dass Maßnahmen dieser Art deutlich länger andauern könnten. Manch ein Experte spricht auch schon davon, dass sich das Fliegen zukünftig gänzlich verändern könnte – eine Maskenpflicht könnte so zu einem generellen Thema werden, um Ansteckungen an Bord zu vermeiden.
Gleichzeitig gilt es als umstritten, wie groß die Gefahr von Ansteckungen an Bord überhaupt ist. Bislang gibt es keine bestätigten Infektionsfälle in einem Flugzeug, wobei das natürlich nichts heißen muss – meist lässt sich die Infektionskette längst nicht mehr nachvollziehen. Durch die hohe Zirkulation der Luft an Bord allerdings wird das Risiko von Ansteckungen verringert. Gleichzeitig allerdings befinden sich viele Menschen an Bord auf sehr engen Raum. Dazu kommt oft ein Gedränge am Airport, etwa bei der Sicherheitskontrolle oder beim Boarding. Hier ist das Infektionsrisiko zweifelsfrei hoch, weswegen entsprechende Maßnahmen wie eine Maskenpflicht zielführend erscheinen.
Fazit zur möglichen Maskenpflicht an Bord
Andere Länder wie Kanada machen bereits vor, dass eine Maskenpflicht an Bord kein Ding der Unmöglichkeit ist. Dass nun auch die deutsche Luftfahrt eine entsprechende Forderung stellt, sicherlich mit dem Wunsch möglichst bald wieder mehr Flüge anbieten zu können, überrascht da nicht. Es bleibt abzuwarten, ob sich die Airlines selbst verpflichten oder es entsprechende staatliche Regeln geben wird. Selbst wenn die Luftfahrt in einigen Wochen wieder durchstartet, kann man sich schon jetzt sicher, dass nichts so sein wird wie davor.