Die Deutsche Bahn ist gemeinhin nicht dafür bekannt, immer pünktlich zu sein. Doch auch mit der diesbezüglich lockeren Definition liegt nun eine ernüchternde Bilanz vor.

Die Pünktlichkeit der Bahn ist weiter gesunken, was aus der Analyse einer Datenerhebung über Verspätungen hervorgeht, über welche die Bahnblogstelle berichtet. Demnach erreicht die Deutsche Bahn einen neuen Tiefpunkt hinsichtlich der verspäteten Züge in Fernverkehr. Bei Zügen des Nahverkehrs herrscht ohnehin ein Ausnahmezustand und Verspätungen und Zugausfälle durch das 9-Euro-Ticket liegen noch häufiger als noch im Mai an der Tagesordnung.

Jahresziel wird voraussichtlich weit verfehlt

Anfang des Jahres kündigte Bahn-Chef Richard Lutz an, dass man wohl eine Quote von mindestens 80 Prozent hinsichtlich der Pünktlichkeit der Züge im Jahr 2022 anstreben wolle. Ende Juni musste er diese ambitionierte Zielsetzung jedoch bereits wieder zurücknehmen und dämpfte die Erwartungen stark. Während sie im Januar durchaus noch erreichbar gewirkt hatte, da im letzten Jahr knapp 75 Prozent aller Züge laut Definition der Bahn pünktlich waren, ist sie im Hinblick auf die aktuelle Lage auf den Schienen Welten entfernt.

Vier von zehn Zügen der Deutschen Bahn im Fernverkehr haben eine Verspätung von mehr als sechs Minuten.

Die Deutsche Bahn definiert einen Zug dann als pünktlich, wenn die geplante Ankunftszeit nicht um mehr als sechs Minuten überschritten wird. Durch den eng getakteten Fahrplan der Bahn ist es also durchaus möglich, mit einem pünktlichen Zug seinen Anschluss zu verpassen. Während die Pünktlichkeit aller Züge bereits im Mai auf nur noch 62,4 Prozent aller Züge pünktlich waren, sinkt diese Quote nun auf ein Rekordtief. Im vergangenen Monat Juni waren lediglich 59,5 Prozent der Fernzüge laut Bahndefinition pünktlich.

Sanierung des Schienennetzes unerlässlich

Eine detaillierte Betrachtung der Werte zeigt, dass ICEs mit 58,5 Prozent sogar noch unter dem durchschnittlichen Pünktlichkeitswert liegen. Ganze fünf Prozent fallen gänzlich aus. Intercity-Züge liegen mit 63,2 Prozent etwas über dem Durchschnitt, doch die größten Probleme gibt es mit Abstand beim grenzüberschreitenden Fernverkehr mit Eurocity-Zügen. Dort kommt mit knapp 50,7 Prozent nur jeder zweite Zug überhaupt pünktlich.

Nur etwa die Hälfte aller Eurocity-Züge ist pünktlich.

Ich erwarte, dass wir in Zukunft wieder die Uhr nach der Bahn stellen können.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) auf gemeinsamer Pressekonferenz mit Richard Lutz

Die Sanierung der Schienen hat man sich bei der Bahn bereits lange auf die Fahne geschrieben und nun wurde das Vorhaben ebenfalls durch den Bundesverkehrsminister bekräftigt. Erst kürzlich hatte man bei der Deutschen Bahn eine Generalsanierung angekündigt. Diese betreffe demnach die “Halsschlagadern” des deutschen Schienennetzes ab 2024. Dieses ist seit Jahren massiv unterfinanziert und befindet sich daher in einem desolaten Zustand. Der aktuelle Investitionsstau betrage wohl aktuell rund 60 Milliarden Euro.

Fazit zur Pünktlichkeitsbilanz der Deutschen Bahn

Die Auswertung der Daten verdeutlicht das, was bereits für viele Fahrgäste seit Anfang des Jahres zu spüren ist, denn immerhin mehr als jeder dritte Zug ist verspätet. Der Ausbau des Schienennetzes ist ein entscheidender Schritt in die richtige Richtung. Ob diesbezüglich allerdings das Jahr 2024 abgewartet werden kann, ist fraglich.

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Autor

Sandro ist Content Editor und seit Januar 2022 bei reisetopia tätig. Seitdem er mit nur einem Jahr seinen ersten Langstreckenflug antrat und danach 6 Jahre lang im Ausland aufwuchs, war er von Reisen begeistert. Heute versorgt er Euch vor allem am Wochenende mit interessanten Inhalten.

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