Nachdem bekannt wurde, dass sich Mitglieder des Deutsche Bahn Vorstands Boni in Millionenhöhe auszahlen lassen, verschärfte sich die Situation um den Bahntarifstreit nochmals deutlich.

Auf rund fünf Millionen Euro werden die Bonuszahlungen an Manager des Deutsche Bahn Konzerns geschätzt. Die variablen Gehaltsbestandteile aus dem Vorjahr wurden zurückbehalten, da 2023 die sogenannte Strompreisbremse in Anspruch genommen wurde. Die Deutsche Bahn erhielt aufgrund gestiegener Energiekosten staatliche Subventionsgelder, weswegen Boni nicht ausbezahlt werden durften. Diese Regelung wurde mit dem Beschluss eines neuen Vergütungssystems verabschiedet, was zu einer entsprechenden Ausweitung der Tarifauseinandersetzung zwischen der Deutschen Bahn und der GDL führte, wie der SPIEGEL berichtet.

Fünf Millionen Euro für die Spitze der DB

Die Spannungen zwischen der GDL und dem DB-Konzern sind deutlich erkennbar. Erst letzte Woche rief die Lokführergewerkschaft GDL zum bundesweiten Streik auf. Nun verkündete Claus Weselsky, Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer, bis zum 7. Januar 2024 keine weiteren Streiks zu veranlassen. Zeitgleich schlägt die Auszahlung von Bonusgeldern an Manager des Deutsche Bahn Konzerns auf Unmut bei der Gewerkschaft. Weselsky kündigte dahingehend einen noch härteren Tarifkampf an und kritisiert die Politik des Konzerns:

Trotz miserabler Zahlen macht sich das Management auf Kosten seiner Mitarbeiter die Taschen voll.

Claus Weselsky, Vorsitzender GDL

Der Bahnvorstand kassiert in dieser Weise nachträglich rund fünf Millionen Euro. Bislang galt aufgrund staatlicher Hilfen ein Boni-Auszahlungsverbot. Mit Ende des Jahres läuft die Strompreisbremse jedoch aus und gestattet Richard Lutz, dem Chef der Deutschen Bahn, und den Vorstandsmitgliedern, die zurückgehaltenen Prämien einzufordern. Zudem hat der DB-Aufsichtsrat hat die Macht, über ein neues Vergütungssystem zu bestimmen. Dieses System soll 2024 insofern umgestellt werden, als Bahn-Vorstände einen höheren Anteil ihres Gehalts als Fixgehalt erhalten und der Anteil der Boni im Umkehrschluss sinkt.

Bei den Boni handelt es sich um leistungsbezogene Nachzahlungen. Demnach müssen im Vorjahr gewisse Ziele erreicht worden sein, um die Zahlung ausschütten zu können. Internen Dokumenten zufolge, die konkrete Zielvereinbarungen aufzeigen, liegen die Summen offen, welche an die DB-Spitze ausbezahlt werden. Gut 1,3 Millionen Euro gehen alleine an den Vorstandsvorsitzenden Lutz, wie tagesschau berichtet. Der Bahnvorstand habe seine selbstgesteckten Ziele in den Bereichen “Frauen in Führung und Mitarbeitenden-Zufriedenheit” 2022 geringfügig übertroffen. Darüber hinaus soll es für die Konzernchefs einen doppelten Bonus für das Übertreffen des Finanzziels geben und da die Bahn um zwei Prozent mehr CO₂ eingespart hatte, als ursprünglich vorgesehen, gibt es gleich nochmals knapp 440.000 Euro für den Bahnchef. Auch Berthold Huber, vormals Vorstand des Fernverkehrs, soll Boni in Höhe von 183.000 Euro erhalten, da 284 anstelle von 278 ICE-Züge einsatzbereit auf den Gleisen waren. Zudem habe Ronald Pofalla, Bahnvorstand für die Infrastruktur bis April 2022, sein Ziel zur Bestandsnetz-Qualität übertroffen.

Lars Klingbeil, SPD-Vorsitzender, riet den Vorständen, auf die Sonderzahlungen zu verzichten, wie Zeit Online berichtet:

Es wäre ein Signal, wo zumindest jeder in der Bevölkerung sagt: Das verstehen wir. Und das sehen wir auch, dass man in Zeiten, wo wir um jeden Cent für die Bahn kämpfen, auch in der Verantwortung bei den Führungsleuten gesagt wird: Wir verzichten jetzt mal auf eine solche Zahlung.

Lars Klingbeil, SPD-Vorsitzender

In den kommenden Jahren plant die Deutsche Bahn eine umfassende Erneuerung ihres in die Jahre gekommenen Schienennetzes. Denn etliche Bahnstrecken in Deutschland sind äußerst sanierungsbedürftig. Die Generalsanierung weist jedoch eine Finanzierungslücke auf. Einstweilen wird nach alternativen Finanzierungsmöglichkeiten gesucht. In puncto Pünktlichkeit erreichte die Deutsche Bahn den schlechtesten Wert seit acht Jahren. 2022 war die Deutsche Bahn sogar das Schlusslicht unter den pünktlichsten Zügen in Europa.

Fazit zu den Manager-Boni der DB

Der Tarifstreit zwischen der GDL und der Deutschen Bahn wurde bereits als Misserfolg eingestuft. Dahingehend war mit Protesten zu rechnen. Dem ist die Gewerkschaft auch nachgekommen, indem sie in der vergangenen Woche zum landesweiten Streik aufrief. Einstweilen äußerte sich Weselsky zu einer Streikpause bis zum 7. Januar 2024. Die jüngsten Offenlegungen zu den Bonuszahlungen des Vorstands entfachten das Feuer erneut. Der Unmut der GDL ist offenkundig. Es bleibt spannend, ob sich die brenzlige Lage weiterhin zuspitzen wird oder ob sich vielleicht doch eine Kompromisslösung im Tarifstreif finden lässt. An Anbetracht der selbsternannten Konzernziele und der zugehörigen Hintergründe stellt sich die Frage: An welchen Richtlinien orientiert sich die Deutsche Bahn bei der Erreichung ihrer Ziele für die Boni?

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Autorin

Bereits zu ihrer Schulzeit an der Kärntner Tourismus Schule hat Beate das Reisen für sich entdeckt. So verbrachte sie jeden Sommer im Ausland. Auch während ihres Tourismusmanagement-Studiums in Wien war Beate viel unterwegs. Bei reisetopia kann sie nun ihre Leidenschaft zum Schreiben und Reisen perfekt miteinander kombinieren.

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