Die Deutsche Bahn hat im Corona-Jahr einen Rekordverlust von knapp sechs Milliarden Euro zu verzeichnen – der Fahrplan wurde während der Pandemie nahezu aufrechterhalten.

Die Corona-Pandemie hält die Reisebranche in Deutschland weiterhin in Atem. Auch die Deutsche Bahn hat mit den Auswirkungen zu kämpfen. Das beweisen auch die Zahlen des vergangenen Geschäftsjahres. Insgesamt hat die Bahn einen Rekordverlust von 5,7 Milliarden Euro zu verzeichnen. Damit fällt das Ergebnis noch deutlich schlimmer aus als ursprünglich angenommen, wie die Tagesschau berichtet.

Knapp 6 Milliarden Euro Verlust in 2020

Zum Beginn des Jahres waren die ersten Ergebnisse für das Kalenderjahr 2020 noch positiv zu werten. Trotz Corona-Pandemie, oder vielleicht auch gerade deshalb, hat die Bahn einen Pünktlichkeitsrekord im Fernverkehr aufstellen können. Eine positive Tendenz, die laut eigener Aussage auf die vielen Maßnahmen und Investitionen zurückzuführen ist und beibehalten werden soll. Auf der anderen Seite musste der Staatskonzern auch mehrere Tausend Züge streichen. Die Kritik wurde bereits lauter – Experten meinen, dass dieser Umstand die Pünktlichkeitsstatistik durchaus verfälscht hat. Am meisten Kritik musste die Bahn jedoch für den Umstand einstecken, dass sie während eines Großteils der bisherigen Corona-Pandemie versucht hat den original Fahrplan aufrechtzuerhalten. Damit wollte man Pendlern und Reisenden, die auf die Bahn angewiesen sind, auch in den Krisenzeiten eine Garantie aussprechen. Diese Strategie scheint sich beim Blick auf die Jahreszahlen jedoch zu rächen.

Wie geplant wurden gestern die Ergebnisse für das abgeschlossene Geschäftsjahr vorgestellt. Die Bahn muss für das vergangene Geschäftsjahr einen Rekordverlust von 5,7 Milliarden Euro verzeichnen. Ungefähr vier Milliarden Euro sollen davon auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie zurückzuführen sein. Neben fehlender Fahrgäste und gleichbleibender Personalkosten entstanden in der Pandemie auch Kosten für die Hygiene- und Schutzmaßnahmen. Mit dem drohenden Rekordverlust steigt der Schuldenberg der Deutschen Bahn von 24 auf über 29 Milliarden Euro. Mit Bekanntgabe der Ergebnisse wird jedoch vermutet, dass bereits die 30-Milliarden-Euro-Marke geknackt worden sei. Trotzdem möchte die Bahn in die Zukunft investieren und dafür weitere 13 Milliarden Euro in die Hand nehmen.

Ich bin ganz sicher: Die Menschen werden in unsere Züge zurückkehren und auch ihre Güter mehr denn je umweltfreundlich auf der Schiene befördern. Wir sind der Impfstoff gegen den Klimawandel.

Richard Lutz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn

Das Streckennetz der Deutschen Bahn soll ausgebaut und zuverlässiger werden. In der Zukunft soll die Deutsche Bahn mit entsprechenden Angeboten eine noch größere Rolle spielen – auch als Alternative zum inländischen Flugverkehr. Mit dem Personal einigte man sich währenddessen bereits, dass Löhne und Gehälter in diesem Jahr nicht angepasst werden sollen – diese sollen erst in 2022 um 1,5 Prozent erhöht werden.

Nur 80 Millionen statt 150 Millionen Fahrgäste

Dass die Bahn auch in diesen Krisenzeiten am ursprünglichen Fahrplan weitestgehend festgehalten hat, ist auch auf den Wunsch der Bundesregierung zurückzuführen. Diese hat vom staatseigenen Unternehmen gefordert, weiterhin das gewohnte Angebot beizubehalten. Fluggesellschaften hingehen lassen einen Großteil der Flotten am Boden und grenzen den Flugplan massiv ein, reagieren lediglich auf erhöhte Nachfragen wie im Falle von Mallorca. Eine Strategie, welche die Deutsche Bahn nicht verfolgen kann und möchte. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr lediglich 81 Millionen Fahrgäste im Fernverkehr gezählt. Im Jahr zuvor waren es mit 150 Millionen Fahrgäste fast doppelt so viele.

Dennoch möchte die Deutsche Bahn in die Zukunft schauen. Neben den bereits angesprochenen Investitionen kann sich das Unternehmen bereits jetzt auf einen Ausbau der Partnerschaft mit der Lufthansa freuen. Diese soll zukünftig den Zubringerverkehr zu den Drehkreuzen Frankfurt und München unterstützen. Dafür sollen ICE-Sprinter aus verschiedenen Deutschen Metropolen eingesetzt werden. Passagiere der Lufthansa können sich zudem auf einen exklusiveren Service und Priorität bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen freuen. Eine Entwicklung, die auch Lufthansa-Chef Carsten Spohr sowie die Politik unterstützt.

Gewinne erst 2022 erwartet

Viel an der Gesamtsituation wird sich auch in 2021 nicht ändern. Mit Gewinnen rechnet der Staatskonzern erst wieder im Jahr 2022. Im Jahr 2019 konnte die Deutsche Bahn hingegen noch einen Gewinn von 700 Millionen Euro verbuchen. Währenddessen bereiten auch Tochterunternehmen große Sorgen – so zum Beispiel Arriva. Mit Arriva betreibt die Deutsche Bahn unter anderem den öffentlichen Personennahverkehr mit Bussen in London. 1,4 Milliarden Euro musste man abschreiben, was den Schuldenberg weiter erhöht.

Die Deutsche Bahn befindet sich bereits seit Jahren wirtschaftlich im rasanten Sinkflug. Dank Corona-Krise ist daraus ein Sturzflug geworden.

Matthias Gastel, Verkehrsexperte (Bündnis 90/Die Grünen)

Immerhin gibt es mit dem Tochterunternehmen Schenker einen Lichtblick. Das Logistikunternehmen konnte im Corona-Jahr ein Rekordergebnis im positiven Sinne verzeichnen. Vor allem das Cargo-Geschäft im Luftverkehr hat zum Vorsteuerergebnis von über 700 Millionen Euro beigetragen.

Ohne einen energischen Kurswechsel droht ein Milliardenschaden für die Steuerzahler.

Torsten Herbst, Verkehrsexperte (FDP)

Gleichzeitig diskutiert die Bundesregierung über eine mögliche Aufspaltung der Deutschen Bahn. Tochterunternehmen könnten abgestoßen und der Konzern und die Bahn in einem staatlichen Teil mit dem Schienennetz (Brücke, Bahnhöfe und Gleise) und den Fahrbetrieb aufgespalten werden.

Währenddessen soll der Fahrplan für die kommenden Osterfeiertage wieder deutlich ausgebaut werden. Trotz bestehender Beschränkungen möchte die Bahn zum Osterwochenende statt der bisherigen Einzelzüge wieder Doppelzüge einsetzen – auch Sonderzüge sollen eingesetzt werden. Personenverkehrsvorstand Berthold Huber erwartet eine durchschnittliche Auslastung von 25 bis 30 Prozent, was etwa 35 bis 40 Prozent des normalen Niveaus der Feiertage entspricht.

Unsere Autorin Lilli hat die aktuelle Situation der Deutschen Bahn in ihrer Kolumne beleuchtet. Eine passende Lektüre zur Vorbereitung auf die Veröffentlichung der Zahlen und Pläne in der kommenden Woche.

Fazit zum Rekordverlust der Deutschen Bahn

Auch wenn die Zahlen offiziell erst nächste Woche Donnerstag veröffentlicht werden sollen, lässt sich bereits jetzt ein Rekordverlust für das vergangene Geschäftsjahr absehen. Laut ersten Informationen soll dieser bei circa 5,7 Milliarden Euro liegen. Die Schulden des Staatskonzerns würden weiter ansteigen. Dabei möchte die Bahn milliardenschwere Investitionen in die Zukunft tätigen. Einziger Wermutstropfen könnte aktuell der Ausbau der Partnerschaft mit der Lufthansa sein. Sonst fehlt es auch der Deutschen Bahn momentan an Zuversicht, solange der inländische Reiseverkehr unterbunden bleibt.

Ihr habt spannende Informationen, Euch fehlen wichtige Themen oder Ihr habt einfach eine Anregung für neue Content Ideen? Dann sendet sie uns über dieses Formular!

Autor

Alexander Fink ist als Content Editor seit Januar 2021 für reisetopia tätig. Zuvor war er als Account Manager in der Industrie beruflich unterwegs und schrieb von seinen Reiseerfahrungen im eigenen Blog. Heute ist er Euer Ansprechpartner für alle Airline- und Kreditkartenthemen.

Fragen? In der reisetopia Club Lounge auf Facebook beantworten wir Eure Fragen.