Hotels in Deutschland müssen sich wohl noch lange gedulden, bis sie wieder touristische Gäste beherbergen dürfen. In einem Interview hat Angela Merkel die geringe Priorität noch einmal verdeutlicht.

Das Coronavirus wird in Deutschland in den letzten Wochen immer mehr zurückgedrängt, die Fallzahlen sinken seit längerer Zeit konstant. Die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner liegt mittlerweile bei nur mehr etwa 60 und damit bei weniger als der Hälfte des europäischen Schnitts. Dennoch wurden im Laufe der Woche nur sehr langsame Öffnungsschritte kommuniziert, zuerst für Schulen und Friseure. Eine Perspektive für die Öffnung von Hotels für touristische Aufenthalte wurde gleichzeitig nicht geboten. Daran soll sich so bald wohl auch nichts ändern, wie die Bundeskanzlerin in einem Interview mit dem ZDF verdeutlicht hat.

“Eines Tages dann auch die Hotels”

Die Strategie im Kampf gegen das Coronavirus unterscheidet sich von Land zu Land, in Deutschland jedoch scheint der Tourismus als besonders große Gefahr ausgemacht worden zu sein. Während in den meisten Ländern Aufenthalte in Hotels auch weiterhin möglich sind, auch zu touristischen Zwecken, hat Deutschland diese bereits Anfang November verboten. Seitdem sind nur geschäftliche und zwingend notwendige Aufenthalte im Rahmen enger Grenzen möglich. Die meisten Hotels haben infolge dessen geschlossen, einzig in Großstädten sind noch viele Beherbergungsbetriebe geöffnet. Dass die Priorität einer Öffnung nicht gerade groß ist, hatte sich in den letzten Wochen bereits angedeutet. In einem zwischenzeitlich diskutierten Stufenplan war eine Öffnung von Hotels erst bei einer Inzidenz von weniger als 20 vorgesehen – Restaurants wären demnach zuerst dran gewesen. Dass eine solche Reihenfolge auch weiterhin wahrscheinlich ist, hat Bundeskanzlerin Angela Merkel von der CDU nun noch einmal klargestellt. Für die Branche sind das katastrophale Nachrichten, denn die Perspektive wird immer düsterer.

In dem Gespräch mit dem Fernsehsender ZDF hat Merkel die nächsten Öffnungsschritte aus ihrer Perspektive erklärt. Demnach gäbe es noch drei sogenannte “Stränge”, in denen Lockerungen vorgenommen werden sollen:

Wir haben die Schulen in den höheren Jahrgängen, Berufsschulen, Unis. Wir haben die privaten Kontakte als zweiten Strang (…) und wir haben einen dritten Strang, das sind im Grunde die Kultureinrichtungen, Kinos, Theater, Gruppensport und auch die Restaurants und eines Tages dann auch die Hotels.

Bundeskanzlerin Angela Merkel im Interview mit dem ZDF

Als dritten Strang nennt Merkel dabei den gesamten Bereich Kultur, Gastronomie, Sport sowie Hotels. Besonders auffällig ist dabei aber die gewählte Formulierung bei der Hotellerie, denn während alle anderen Bereiche in einer Art Aufzählung gleicher Bedeutung genannt werden, spricht Merkel bei den Hotels abgesetzt davon, dass diese erst “eines Tages” folgen sollen. Das deutet darauf hin, dass zuerst Öffnungsschritte in allen anderen Bereichen geplant wären und touristische Übernachtungen in Hotels erst später folgen würden. Das ist insbesondere insofern überraschend, als zwar Mobilität zweifelsfrei ein Grund für die Ausbreitung des Coronavirus ist, Übernachtungen in Hotels oder anderen Unterkünften per se allerdings nachweislich kein Infektionstreiber ist – unabhängig davon, ob es sich um geschäftliche oder private Reisen handelt.

Öffnungsschritte in einem Rhythmus von zwei Wochen

Wie lange es entsprechend dauern könnte, bis Hotels in Deutschland auch wieder touristische Gäste beherbergen dürfen, machen Merkels weitere Antworten im Interview deutlich. So erklärt Merkel einen möglichen Zeitplan für weitere Öffnungsschritte wie folgt:

Wenn wir den Öffnungsschritt Geschäfte gemacht haben und einen Infektionszyklus – also zwei Wochen lang – stabil unter 35, dann können wir den nächsten Schritt ins Auge fassen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel im Interview mit dem ZDF

Geht man davon aus, dass die Inzidenz von weniger als 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den letzten sieben Tagen am 7. März – dem aktuellen Ende des verlängerten Lockdowns – erreicht wäre, könnten Geschäfte ab dem 8. März wieder öffnen. Danach würde der folgende Schritt der Öffnung zwei Wochen später, also am 22. März erfolgen. Geht man davon aus, dass man sich hier gegen die Gastronomie und Kultur- sowie Unterhaltungsbranche entscheidet, wäre eine mögliche Öffnung in diesem Strang sogar erst ab dem 5. April möglich. Dass es sich bei der Priorisierung um eine politische und nicht primär virologische Perspektive handelt, hat Merkel ferner ebenfalls deutlich gemacht:

Dann müssen wir politisch entscheiden, welche Öffnungsschritte aus welchem Strang wollen wir jetzt als nächste. Darüber werden wir beim nächsten Mal dann auch diskutieren und so entwickelt sich die Öffnungsstrategie. Und man kann sagen, immer, wenn wir stabil bei 35 bleiben, 14 Tage lang und der vorherige Öffnungsschritt nicht zu einem Anstieg der Fallzahlen geführt hat, kann man den nächsten Schritt gehen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel im Interview mit dem ZDF

Bleibt man bei dieser Perspektive und hat man im Blick, dass touristische Übernachtungen politisch die mitunter niedrigste Priorität zu haben scheinen, wird eine Öffnung der Hotels selbst zu Ostern mittlerweile immer unwahrscheinlicher. Zwar lässt sich die Entwicklung des Virus generell kaum absehen, die Perspektive für Hotels allerdings scheint katastrophal, denn selbst bei weiterhin relevant sinkenden Fallzahlen dürfte bei der aktuell im politischen Narrativ vorherrschenden Priorisierung eine Öffnung eher im Mai als zu einem früheren Zeitpunkt wahrscheinlich sein.

Fazit zu den Aussagen von Bundeskanzlerin Merkel

Es sind zweifelsfrei komplexe Zeiten für die Hotellerie und natürlich auch für viele andere Branchen. Während sich allerdings hier und da langsam eine Perspektive andeutet, etwa für Friseure, aber auch mittelfristig für den Einzelhandel, bleiben die Aussichten für Hotels weiterhin sehr düster. Die neuen Aussagen von Bundeskanzlerin Merkel verdeutlichen das noch einmal, denn folgt man der dargestellten Logik, dürften Hotels erst in vielen Wochen wieder eröffnen. Fraglich bleibt allerdings, ob die Länder und auch die Gerichte eine solche Linie auch dann mittragen, wenn die Fallzahlen hierzulande weiterhin deutlich fallen sollten.

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Autor

Moritz liebt nicht nur Reisen, sondern auch Luxushotels auf der ganzen Welt. Mittlerweile konnte er über 500 verschiedene Hotels testen und dabei mehr als 100 Städte auf allen Kontinenten kennenlernen. Auf reisetopia lässt er Euch an seinen besonderen Erlebnissen teilhaben!

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