Nachdem es vor Kurzem nur die Auffahrt zum Flughafen war, blockierten Aktivisten gestern das Rollfeld.
Am gestrigen Donnerstag haben sich die Klima-Aktivisten der âLetzten Generationâ auf dem Rollfeld des BER festgeklebt und dafĂŒr gesorgt, dass der Flugverkehr fĂŒr eineinhalb Stunden lahmgelegt wurde, wie der rbb bekannt gibt.
Durch den Zaun vom BER
Unbefugt sind die Klima-Aktivisten der âLetzten Generationâ gestern auf das FlughafengelĂ€nde des BER eingedrungen. In einem Live-Stream bei Twitter war zu sehen, wie die Aktivisten kurz nach 16 Uhr den Zaun am BER durchknipsten und sich so sowohl auf der Nord- als auch auf der SĂŒdseite Zugang zum GelĂ€nde verschafften. AnschlieĂend klebten sie sich mutmaĂlich am Boden fest. Aus diesem Grund mussten auch beide Pisten gesperrt werden.
Unmittelbar nach Bekanntwerden der Aktion, habe man jegliche Starts und Landungen untersagt, sodass es keine GefĂ€hrdung von Leib und Leben gegeben habe, so Robert Ertler von der Deutschen Flugsicherung. Das âSchlimmsteâ in dieser Situation waren massive VerspĂ€tungen und dass Maschinen zu anderen FlughĂ€fen fliegen mussten. Denn erst nach eineinhalb Stunden, gegen 18:20 Uhr, konnten die beiden Start- und Landebahnen des BER wieder freigegeben werden.
Erst vor eine Woche haben die Aktivisten der Gruppe âLetzte Generationâ die Zufahrt zum BER blockiert.
Umleitungen bis nach DĂŒsseldorf
In den 90 Minuten, in denen der Flugbetrieb ausgesetzt gewesen ist, mussten 15 FlĂŒge teilweise bis nach DĂŒsseldorf umgeleitet werden. ZusĂ€tzlich mussten fĂŒnf Maschinen in Leipzig/Halle und acht in Dresden landen, wie ein Sprecher der Mitteldeutschen FlughĂ€fen AG dem rbb bestĂ€tigte. Des Weiteren konnten fĂŒnf FlĂŒge erst gar nicht vom BER abheben, andere Flugzeuge kreisten in der Luft. SchĂ€tzungsweise waren 3.000 bis 4.000 Passagiere von den EinschrĂ€nkungen durch die Aktivisten betroffen.
AnkĂŒndigung der Protestaktion am BER
Bevor die âLetzte Generationâ ihre Protestaktion am BER startete, haben sie die Proteste in einer Pressemitteilung angekĂŒndigt. In der Mitteilung schreiben sie, dass sich einige Aktivisten auf dem Asphalt festkleben werden, âandere fahren mit FahrrĂ€dern ĂŒber den Rangierbereich und bringen so den Flugverkehr zum Erliegenâ.
Laut eigenen Angaben hĂ€tten sie sogar unmittelbar vor der Protestaktion noch die Polizei ĂŒber ihr Vorhaben informiert. Die Information ist jedoch noch nicht bestĂ€tigt. Zumindest war etwa zehn Minuten nach Beginn der Aktion im Livestream bei Twitter Blaulicht zu erkennen und kurze Zeit spĂ€ter auch Polizisten zu hören. Mehrere Menschen wurden in diesem Zusammenhang festgenommen. Die Polizei ermittelt nun wegen gefĂ€hrlichen Eingriffs in den Flugverkehr, Hausfriedensbruchs und SachbeschĂ€digung.
Scharfe Kritik aus der Politik
Auch von der Politik wurde die Protestaktion am BER scharf kritisiert. Auf Twitter Ă€uĂerte sich Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), dass die Blockierung des Hauptstadtflughafens âeine erneute Eskalation und absolut inakzeptabelâ sei.
Diese Aktionen zerstören wichtige gesellschaftliche Akzeptanz fĂŒr den Kampf gegen den Klimawandel.
Nancy Faeser, Bundesinnenministerin (SPD)
Als einen âgefĂ€hrlichen Eingriff in den Luftverkehrâ betitelte auch der Brandenburger Innenminister Michael StĂŒbgen (CDU) die Aktion. Des Weiteren Ă€uĂerte er sich darĂŒber, dass es sich âum eine schwere Straftatâ handeln wĂŒrde, âdie im schlimmsten Fall sogar Menschenleben gefĂ€hrdet. Das ist durch nichts zu rechtfertigen.â Zudem bezeichnete StĂŒbgen die Aktivisten als Kriminelle.
Kontraproduktiv, anmaĂend und potenziell gefĂ€hrlich
Konstantin von Notz, stellvertretende Fraktionschef der GrĂŒnen im Bundestag
AuĂerdem ist er der Auffassung, dass das Sicherheitskonzept vom BER ĂŒberholt werden muss. âEs wird genau zu prĂŒfen sein, wie es den Aktivistinnen und Aktivisten so einfach gelingen konnteâ auf das Rollfeld des BER zu gelangen.
Mit dem AusmaĂ der Proteste sei âeine weitere rote Linieâ ĂŒberschritten worden, sagte Unionsfraktionsvize Andrea Lindholz (CSU). Orte wie FlughĂ€fen seien âkeine BĂŒhne fĂŒr politische Aktionenâ, da âsehr schnell Menschenleben in Gefahrâ kommen. âKonsequente Strafenâ fĂŒr die Störung sind nun erforderlich, sagte Lindholz. Dieser Ansicht ist auch CDU-GeneralsekretĂ€r Mario Czaja.
Der Rechtsstaat kennt die nötigen Instrumente, um sich gegen solche Straftaten zu wehren. Sie mĂŒssen jetzt auch konsequent angewendet werden: Vorbeugehaft, Aufenthaltsverbote, BuĂgelder.
Mario Czaja, CDU-GeneralsekretÀr
âSpĂŒrbare Strafen und die Verpflichtung zum Ersatzâ des verursachten Schadens fordert auch der Innenexperte der AfD-Hauptstadtfraktion, Karsten Woldeit.
Wer erkennbar extremistische Gruppierungen gewÀhren lÀsst, ermutigt sie zu immer weiterer Eskalation.
Karsten Woldeit, Innenexperte der AfD-Hauptstadtfraktion
Die Gewerkschaft der Polizei Berlin teilte mit, dass die Protestler damit deutlich klargemacht hĂ€tten, âdass man zu Straftaten bereit ist und der demokratische Rahmen fĂŒr diese Organisation keinerlei Bedeutung hat.â Solche Eingriffe in den Luftverkehr sind Ă€uĂerst gefĂ€hrlich, âdarauf stehen ausschlieĂlich Freiheitsstrafenâ, so GdP-Sprecher Benjamin Jendro.
Die einzigen, die die Aktion der Klima-Aktivisten am BER befĂŒrwortet haben, ist die Partei Klimaliste Berlin. âEs ist allseits bekannt, dass der BER jegliche KlimaschutzbemĂŒhungen des Landes im Verkehrssektor zunichte machtâ, teilte Sprecher Antonio RohrĂen mit. Die Partei kĂ€mpfe fĂŒr einen âmaximalen RĂŒckbau des Flughafensâ.
Fazit zur Blockade am BER
Gestern haben sich die Klima-Aktivisten âLetzte Generationâ unbefugten Zugang zum Rollfeld des BER verschafft, indem sie den Zaun vom Flughafen aufknipsten. Mehrere tausend Menschen waren von den EinschrĂ€nkungen durch die Blockade betroffen. Bei mir herrscht hinsichtlich dieser Aktion reines UnverstĂ€ndnis. UnverstĂ€ndnis darĂŒber, wie Menschen wissentlich sich und andere gefĂ€hrden und wie es ĂŒberhaupt soweit kommen konnte, dass sich Menschen unbefugt Zutritt zur Rollbahn eines Flughafens verschaffen konnten.