Die europäischen Fluggesellschaften hoffen in Hinblick auf kommende Impfpässe und Ferienflüge auf einen Tourismus-Boom, damit nach der langen Flaute erstmals schwarze Zahlen geschrieben werden können.
Der Tourismussektor und insbesondere die Luftfahrt wurden wohl am stärksten von der Corona-Pandemie getroffen, sodass die weltweite Tourismusbranche für das vergangene Jahr 2020 einen unfassbar hohen Gesamtverlust von 4,5 Billionen US-Dollar verzeichnen musste. Während die Luftfahrt allerdings beispielsweise in China und den USA langsam startet, befinden sich die Flugzeuge in Europa weiterhin vielerorts am Boden. Die Airlines hoffen nun auf einen Aufschwung in den Sommermonaten und setzen dabei auf die kommenden Impfpässe, wie FVW kürzlich berichtete.
Starker Wettbewerb für die Sommermonate
Laut den Airline-Betreibern stehe einem Tourismus-Neustart in den kommenden Sommermonaten unter Voraussetzung der Impfpässe nichts mehr im Wege. Verschiedene Impfpässe sind bereits in Planung: während die EU einen digitalen Impfnachweis plant, der laut Bundesregierung ab Juni in Betrieb gehen soll, wird auch der digitale IATA-Reisepass bereits von einigen Airlines, darunter Emirates und Etihad, getestet und soll schon bald weit verbreitet angewendet werden.
Da Geschäftsreisen aufgrund der Pandemie und den digitalen Alternativen zurückgegangen sind, liegt die Hoffnung der Fluggesellschaften auf Urlaubs- und Privatreisen. Eine besonders hohe Nachfrage erhofft man sich von den beliebten Ferienregionen Balearen, Kanaren, Griechenland, Zypern und der Algarve. Jedoch hängt der Sommerflugplan nicht ausschließlich von der deutschen Nachfrage ab, sondern auch vom Touristenaufkommen anderer Länder, wie beispielsweise Großbritannien. Beliebte Urlaubsgebiete, wie beispielsweise Ibiza, öffnen demnach ihre Hotels nur unter der Voraussetzung, dass auch Briten Bereitschaft für einen Sommerurlaub auf der Insel zeigen. Dieser Aufschwung im Flugverkehrsaufkommen erscheint in Hinblick auf die Beendigung des Notstandes in Spanien am 9. Mai nicht abwegig.
Allerdings wird es im Sommer einen starken Wettbewerb zwischen den verschiedenen Airlines geben. Ryanair prescht bereits voran und bietet wieder Billigtickets für die Urlaubsregionen an. Laut Jochen Szech, dem ASR-Präsidenten, komme es diesen Sommer allerdings nicht hauptsächlich auf den Ticketpreis, sondern vielmehr auf die Sicherheit an Bord an. Passagiere wären demnach bereit, rund 50 Euro mehr für Flüge zu zahlen, um im Gegenzug aber ein sicheres Gefühl während der gesamten Reise garantiert zu bekommen.
Generell müssen Reisende allerdings davon ausgehen, dass das Fliegen zukünftig im Vergleich zu Zeiten vor der Pandemie teurer wird. Airlines müssen die Verluste der vergangenen Krisenmonate langsam wieder einholen und erhöhen daher die Ticketpreise besonders auf Langstreckenflügen, weshalb Angebot und Nachfrage sinken werden. Aber auch auf Kurz- und Mittelstrecken wird nur mit 50 bis 60 Prozent des Vorkrisenangebots gerechnet.
Langsamer Fortschritt im Digitalisierungsprozess
Aufgrund der Dokumente und Papiere, die derzeit für eine Flugreise notwendig sind, kam es in Pandemiezeiten zu einem Rückschritt in der Digitalisierung. Alle Dokumente müssen derzeit in Print-Form vorgezeigt werden, weshalb die Check-In-Prozesse sehr viel mehr Zeit und Personal erfordern. Airlines hoffen, dass das Prozedere mit den digitalen Impfpässen und Reisepässen beschleunigt werden kann. Allerdings muss laut Ulla Bär, Deutschland-Vertreterin der spanischen Airline Vueling, berücksichtigt werden, dass es weiterhin viele Reisende geben wird, die nicht über ein kompatibles Smartphone verfügen und daher mit ausgedruckten Dokumenten zum Schalter kommen werden.
Selbst wenn die digitalen Pässe zur Norm werden, gestalten die manuellen Einträge in den Impfbüchern, die erst digitalisiert werden müssen, sehr zeitaufwändig. Zudem gebe es derzeit viele Berichte über gefälschte Impfbestätigungen, die zu weiteren Problemen im Digitalisierungsprozess führen.
Fazit zum Optimismus der Airlines
Die Fluggesellschaften in Europa eifern der Konkurrenz in den anderen Teilen der Welt nach und möchten auch ihre eigenen Flotten wieder international einsetzen können. In erster Linie müssen dafür allerdings noch einige Europäer geimpft werden, bevor auch nur eine annähernd hohe Kapazität wie im Vorkrisenjahr 2019 erreicht werden kann. Außerdem muss in Deutschland zunächst bis Juni der digitale Impfnachweis abgewartet werden. Sollte sich dann auch der IATA-Reisepass durch die Tests verschiedener Airlines behaupten können, sollte einem Aufschwung in der Luftfahrt unter Auflagen zum Infektionsschutz allerdings nichts im Wege stehen.
