Air Belgium ist eine der jüngsten Airlines in Europa, die es auf dem schwierigen Langstreckenmarkt versucht (hat). Wie die Airline kurzfristig bekanntgegeben hat, wird der Flugbetrieb für die Wintersaison 2018/2019 auf der einzigen Strecke der Airline eingestellt.
Schon seit Freitag heben die Maschinen von Air Belgium nicht mehr ab. Die Airline mit Basis in Brüssel Charleroi flog bis dato zwei Mal die Woche, zuvor mit größerer Frequenz, vom zweitgrößten Flughafen in Belgien nach Hongkong. Das Geschäft allerdings lief katastrophal, wegen Management-Fehlern und wohl auch äußeren Umständen. Aus der Spur werfen will sich Air Belgium jedoch noch nicht lassen und plant für den Sommerflugplan 2019 eine Wiederaufnahme der Strecke. Passagiere mit gebuchten Flügen mit Air Belgium werden kostenfrei umgebucht, etwa auf Direktflüge mit Cathay Pacific ab Brüssel.
Partner lässt Air Belgium hängen
Offiziell wurden die Flüge für die Wintersaison deshalb eingestellt, weil ein Konsortium rund um wichtige Partner gewisse Verpflichtungen nicht erfüllt hätten. Konkret geht es dabei darum, dass Air Belgium scheinbar bestimmte Verträge mit chinesischen Reiseunternehmen geschlossen hatte, die einen Großteil der Plätze in den Jets füllen sollte. Daraus allerdings scheint nichts geworden zu sein, denn Blogger wie Onemileatatime und andere unabhängige Quellen berichten, dass die Auslastung der Flüge scheinbar katastrophal war, teils unter 10 Prozent. Der CEO von Air Belgium dagegen ließ verlauten, dass die Auslastung zuletzt bei 75 bis 80 Prozent lag.
Dies hatte das Management von Air Belgium aber nicht davon abgehalten, an den Expansionszielen festzuhalten, denn die Airline hatte auch nach den großen Anfangsschwierigkeiten (etwa keiner Erlaubnis für Flüge über Russland oder keiner Buchbarkeit über das zentrale Reservierungssystem GDS) noch angekündigt, drei weitere Routen aufnehmen zu wollen. Geplant waren als Ziele Zhengzhou, Wuhan und Taiyuan. Hierbei handelt es sich um drei Millionenstädte, die bislang großenteils keine direkten Verbindungen nach Europa haben. Der Fokus der Verbindungen sollten, wie auf der Verbindung nach Hongkong, chinesische Tourgruppen sein.
Air Belgium Flüge ab 31. März 2019 buchbar
Für Air Belgium ist der Rückzug von den Verbindungen nach Hongkong allerdings alles andere als der Todesstoß. So zumindest scheint es, denn die Flüge sind bereits ab dem 31. März 2019 wieder buchbar. Die Frequenz der Flüge liegt hier bei drei Verbindungen pro Woche und daher sogar höher, als in der letzten Meldung gegenüber der Zeitung ‘l’avenir’ angekündigt. Hier war noch von zwei Verbindungen pro Woche die Rede. Auch die neuen Verbindungen zu anderen Zielen in China stehen weiterhin auf der Agenda von Air Belgium, wurden bislang aber noch nicht zur Buchung freigegeben oder als offizielle neue Routen bekanntgegeben.
Dass sich Air Belgium zwischenzeitlich über Wasser halten kann, hat auch andere Gründe. Die Airline verleased ihre Airbus A340-300, eine Flotte von mittlerweile vier Flugzeugen, an andere Fluggesellschaften. Durch den Ausfall von vielen Boeing 787-Flugzeugen bietet der Chartermarkt momentan große Möglichkeiten, weswegen etwa auch HiFly einen Airbus A380 an andere Airlines verleased. Air Belgium hat beispielsweise Jets an Fluggesellschaften wie Air France verleased. Die französische Airline setzt die Maschinen aktuell auf Verbindungen nach Afrika ein.
Fazit zum temporären Ende von Air Belgium
Das Geschäftsmodell von Air Belgium hat sich vermutlich niemandem wirklich erschlossen. Daran hat sich bis heute nichts geändert und die Einstellung der Flüge ist auf Grund der offensichtlich minimalen Auslastung nicht überraschend – zumal diese im Winter wohl noch weiter gesunken wäre. Dass sich die Airline vorerst auf den Chartermarkt konzentriert, ergibt durchaus Sinn. Die Rückkehr zu Linienverbindungen für den Sommerflugplan 2019 ist dagegen rätselhaft. Möglicherweise gelingt Air Belgium aber auch endlich eine geplante Einigung mit großen chinesischen Reiseunternehmen, welche die Flugzeuge großenteils füllen können.
Danke für den Tipp an OMAAT und l’avenir!