Alleine oder in Gesellschaft reisen? Livia und Tobi haben da jeweils einen anderen Standpunkt, den sie in dieser Ausgabe von pro/contra genauer erläutern wollen.

In unserer pro/contra-Serie diskutieren zwei unserer Autoren im Artikel-Format über ein bestimmtes Thema. Die Themen reichen von aktuellen bis hin zu allgemeinen, wichtigen, oder einfach interessanten Themen, die uns – und hoffentlich auch Euch – derzeit bewegen. Jeder Autor übernimmt dabei entweder den Pro- oder den Contra-Part, je nachdem, welche Seite, beziehungsweise welche Meinung vertreten wird. In dieser Ausgabe beschäftigen sich unsere Autoren Livia und Tobi mit der Thematik, ob sie lieber alleine oder in Gesellschaft reisen.

Alleine verreisen – Livia

Das größte und ausschlaggebendste Argument für eine Reise alleine ist für mich die damit verbundene Freiheit. Egal was, wann, wie, wo – es liegt in meiner Entscheidung. Selten fühle ich mich im Leben so frei und unabhängig, wie auf meinen Reisen alleine. Kompromisslos kann ich meinen eigenen Bedürfnissen, Wünschen und Stimmungen nachkommen ohne jegliche Rechtfertigung und Berichterstattung. Für diese für mich kostbare Freiheit bin ich mehr als bereit ein paar weniger schöne Punkte am alleine verreisen in Kauf zu nehmen.

Eine Wanderung in Raglan, Neuseeland mit einer Person, die ich im Hostel kennengelernt habe

Als zweiter Grund für eine Reise alleine ist für mich das Kennenlernen von Menschen unterwegs, denn so richtig “alleine” war ich auf meinen Reisen bisher nie. Ob in Hostels, bei Städtetouren, am Strand oder im Zug – bisher konnte ich auf meinen Reisen verschiedenste Menschen aus der ganzen Welt und dem bereisten Land selbst kennenlernen. Seien das tiefe Freundschaften, die bis heute noch anhalten, oder nur flüchtige Gespräche über die Unterschiede der persönlichen Herkunftsländer.

Für mich sind diese Bekanntschaften genauso wichtig, Horizont erweiternd und gehören ebenso zum Reisen dazu, wie die Erkundung des Landes selbst. Während andere eine Reise mit einer Person teilen, denke ich bei fast jeder Reise an verschiedene Gesichter, Lebensgeschichten und Verhaltensweisen zurück. Zudem habe ich bemerkt, dass wenn ich von Anfang an in Gesellschaft reise, ich wenige bis gar keine neuen Menschen kennenlerne.

Paris im Sonnenuntergang mit viel Selbstreflexion

Doch es gibt auch immer wieder Momente auf meinen Reisen, in denen ich bewusst und voller Freude im wahrsten Sinne alleine sein möchte. Tage, an denen ich stundenlang durch Bibliotheken stöbere, mir Galerien anschaue oder in die weite Natur schaue. Dabei genieße ich die Ruhe und den Frieden in vollen Zügen und komme dazu, über Entscheidungen, Wünsche und Ziele zu reflektieren – quasi eine Art Selbstfindung.

Ruhige Momente auf Gili Meno

Natürlich gibt es auch weniger positive Punkte am alleine verreisen, wie beispielsweise die alleinige Verantwortung der Planung und Organisation. Zudem besteht ein Risiko von Einsamkeit und je nach Destination ist es nicht immer sicher alleine unterwegs zu sein. Doch auch Reisen in Gesellschaft bergen Gefahren, wie ein (großer) Streit zwischen Freundschaften, Beziehungen oder Familien oder der andauernde Kompromiss, wodurch schlussendlich niemand so richtig glücklich ist.

Entgegen meinen genannten Argumenten habe ich diesen Sommer nur Ferien in Gesellschaft geplant und erst im nächsten Jahr wieder eine größere Reise alleine angedacht. Wer weiß, vielleicht kann ich mich doch noch vom Gegenteil überzeugen lassen. 😉

In Gesellschaft reisen – Tobi

Alleine verreisen? Das kommt für mich nicht infrage. So sehr ich die Worte meiner geschätzten Kollegin Livia auch schätze – mit ihren Worten kann ich mich schlichtweg nicht identifizieren. Ich reise viel lieber in Gesellschaft und das ungeachtet der Tatsache, dass ich im Urlaub ein Ruhe suchender Zeitgenosse bin. In der Vergangenheit habe ich mich oft mit der Frage beschäftigt, weshalb ich nur ungern alleine reise. Die Antwort ist tatsächlich wahnsinnig einfach – ich teile meine Eindrücke, Erfahrungen und meine Gedanken gerne mit anderen Menschen. Und das viel lieber persönlich und in jenem Moment, ohne zeitlichen Versatz oder über Social Media. Ich benötige den Austausch über das Gesehene, über das Erlebte. Darüber hinaus liebe ich es, mich mit meinen Reisepartnern über ihre Eindrücke auszutauschen. Jener Austausch ist mir extrem wichtig. Zudem verbinde ich mit einem Ort immer die eine oder mehrere Reise(n) mit den dazugehörigen Personen. Positiv wie negativ.

Auf einer gemeinsamen Reise machen mich zudem die kleinen Dinge glücklich. Ein gemeinsames Aufstehen, der gemeinsame Besuch eines Fußballspiels – hier spreche ich in erster Linie meine männlichen Reisepartner an, der gemeinsame Besuch von Sehenswürdigkeiten oder Aussichtspunkten. Alleine wären diese einzigartigen Momente doch nur halb so schön, oder etwa nicht?

Gerne blicke ich an meine Fernreisen in Südostasien mit meiner Partnerin zurück. Oder die unzähligen Städtetrips in Europa mit ihr, ihrer Familie, mit meiner Schwester in Barcelona, Silvestertrips in Budapest und Wien mit Freunden, die typischen Männertrips – fernab von Mallorca! Ob ein verlängertes Wochenende in Budapest mit meinem besten Freund, Wandertouren in Deutschland mit dem sogenannten “Wolfsrudel”, Fußballtrips mit dem deutschen Meister im Maßkrugstemmen – genau diese Trips sind es, die das gemeinsame Reisen für mich so aus machen.

Bereits in diesem Jahr habe ich mit Freunden ein Wochenende in London, eine Woche auf Malta sowie einen Flugtrip durch Europa sowie mit meiner Schwester ein weiteres Wochenende in Barcelona verbracht. Alleine hätte ich diese Reise niemals angetreten. Davon bin ich überzeugt.

Auch im Hinblick auf zukünftige Reisen möchte ich meine Partnerin oder meine Freunde an meiner Seite nicht missen. Während meines bevorstehenden Sommerurlaubs muss meine Freundin für ihr Staatsexamen lernen, umso schöner ist es, dass ich immerhin eine Woche gemeinsam mit meinem Kumpel in den Niederlanden verbringen kann. Alleine wäre ich wohl erst gar nicht in den Urlaub gefahren. Darüber hinaus laufen bereits intensive Planungen für ein besonderes Silvesterfest. In diesem Jahr wird wohl eine Freundin meiner Partnerin auf einen Trip eingeladen – wo es nach derzeitigem Stand hin gehen wird bleibt jedoch vorerst noch mein Geheimnis.

Fazit zu den Argumenten von alleine oder in Gesellschaft reisen

Es zeigt sich, dass Tobi und Livia auf ihren Reisen andere Schwerpunkte setzen. Während Tobi mit seinen Liebsten an erster Stelle gemeinsame und lebenslange Erinnerungen schaffen möchte, sucht Livia eher Freiheit und Ruhe auf ihren Reisen. Dennoch lernt Livia auf ihren Reisen gerne neue Menschen kennen – gänzlich alleine kann sie also doch nicht. In der Hinsicht sind sich Tobi und Livia also doch – zumindest ein wenig – einig. Wie verreist Ihr gerne? Alleine oder mit Euren Liebsten?

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Autor

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