Cathay Pacific bietet in der Business und First Class relevante Erleichterungen bei der Maskenpflicht. Zu einem Vorbild sollte die Airline damit nicht werden.

Die Diskussion um Privilegien rund um eine Impfung tobt nirgendwo anders so scharf wie in Deutschland. Entsprechend groß wäre wohl auch der Aufschrei, wenn die Lufthansa in der Business und First Class auf einmal die Maskenpflicht einschränken würde. Wer das Privileg der höheren Reiseklasse hat, muss weniger für den Kampf gegen die Pandemie “leiden”? – kaum vorstellbar. Genau diesen Weg geht nun Cathay Pacific und ist damit alles andere als ein gutes Beispiel, denn so nachvollziehbar die Maßnahme ist, so fad ist doch der damit verbundene Beigeschmack.

Nicht jede nachvollziehbare Entscheidung ist richtig

Die Airline aus Hongkong erklärt ihre Maßnahme damit, dass es in der Business und First Class genügend Platz zwischen den Sitzen gibt und durch die HEPA-Filter auch eine Ansteckung über Aerosole nahezu nicht gegeben ist. Nachvollziehbar ist das zweifelsfrei, denn so undurchsichtig die Datenlage zu Ansteckungen im Flugzeug ist, erscheint die Logik doch treffend. Sitzt man drei Meter voneinander entfernt, ist die Ansteckungswahrscheinlichkeit vermutlich geringer als bei einem Abstand von 30 Zentimetern – das gilt nicht nur für Flugzeuge, sondern auch für alle anderen Situationen im Leben. Genau auf dieser Logik fußen zahlreiche Entscheidungen rund um die Corona-Pandemie, etwa zur Öffnung von Geschäften oder auch dem Präsenzunterricht in Schulen. Im Grunde kann man also sagen: Eine nachvollziehbare Entscheidung.

Doch genau da kommen wir auch zu dem Problem, dass eine nachvollziehbare Entscheidung eben noch nicht die richtige ist. Die Schwierigkeit ist und bleibt die Nachricht, die Cathay Pacific mit der Ankündigung sendet: Wer viel Geld hat, kann sich das Leben in der Pandemie leichter machen. Wäre es vermessen zu sagen, dass das nicht sowieso der Fall ist? Absolut nicht, denn natürlich muss man in der privaten Limousine nicht zwingend eine Maske tragen, während das im ÖPNV vorgeschrieben ist. Doch das heißt eben auch noch lange nicht, dass man die vorhandenen Diskrepanzen auch noch auf andere Lebenslagen erweitern muss, denn dadurch erodiert irgendwann der Rückhalt für die Maßnahmen zur Bekämpfung gegen das Coronavirus. Das zeigt die ewige Diskussion um die Reihenfolge beim Impfen genauso wie die ständige Kritik über Frisuren von Profifußballern.

Gemeinsam zurück in die Normalität

Ich kann mir kaum vorstellen, wie groß der Aufschrei in Deutschland wäre, wenn bei der Deutschen Bahn Masken auf einmal nur noch in der 2. Klasse vorgeschrieben wären oder die Lufthansa nicht nur beim Catering, sondern auch bei der Maskenpflicht differenzieren würde. Gewissermaßen geht es dabei sicher auch immer um eine Neiddebatte, doch das ist in diesem Fall tatsächlich nicht entscheidend. Viel wichtiger ist, dass der Kampf gegen die Pandemie wie wohl kaum eine Situation im Leben zuvor, ein gemeinsamer Kampf ist. Nur wenn alle gemeinsam die Maßnahmen umsetzen, gelingt eine schnelle Rückkehr zur Normalität. Dies einzusehen, ist insbesondere für all diejenigen entscheidend, die Reisen lieben. Wer aktuell verzichtet und Einschränkungen hinnimmt, sorgt nicht nur dafür selbst schneller wieder reisen zu können, sondern auch dafür, dass die gesamte Gesellschaft früher wieder die Welt erkunden kann.

Natürlich ist die Maskenpflicht in der Business und First Class am Ende nichts als ein Tropfen auf den heißen Stein im Zeichen der Pandemiebekämpfung – zumal die meisten Jets sowieso nahezu leer unterwegs sind. Doch das heißt nicht, dass man eine Nachricht senden sollte, die in der Pandemiebekämpfung schlichtweg schädlich für das Gemeinschaftsgefühl ist und damit am Ende Öl ins Feuer von all denjenigen gießt, die gegen die Maßnahmen und die Eindämmung der Pandemie sind. Dabei ist eben dieses Gemeinschaftsgefühl, welches notwendig ist, um schnell wieder Reisen zu können. Man kann also nur hoffen, dass sich andere Airlines kein Beispiel an Cathay Pacific nehmen.

Willkür wird Tor und Tür geöffnet

Problematisch ist die Maßnahme allerdings nicht nur, weil sie das Gemeinschaftsgefühl schwächt, sondern weil sie gewissermaßen willkürlich daherkommt. Viele Flugzeuge sind aktuell besonders auf Langstrecken mit einer Auslastung von weniger als 20 Prozent unterwegs. Bedeutet das im Umkehrschluss, dass in der Economy Class auch niemand eine Maske tragen muss, sofern die Passagiere gut genug im Flugzeug verteilt sind? Laut Cathay Pacific ist das nicht der Fall, sodass am Ende in der Business Class mehr Leute auf engerem Raum zusammensitzen könnten – ohne Maske – während in der Economy Class eine Maske verpflichtend ist, obwohl weniger Menschen weiter voneinander entfernt sitzen. Natürlich ist das ein theoretisches Modell, doch es zeigt gut, wie willkürlich die Regelung am Ende sein kann, wenn sie nur auf die Reiseklasse und eben nicht auf die konkrete Buchungssituation abzielt.

Auch hier wären Parallelen wieder einfach: Ist es okay, wenn ich die Maske abnehme, wenn mein Wagon im Zug fast leer ist? Kann ich im Bus die Maske abnehmen, weil gerade der letzte andere Fahrgast ausgestiegen ist? Muss ich die Maskenpflicht im Supermarkt auch nach 21 Uhr einhalten, wenn sowieso niemand mehr im Laden ist? In all diesen Fällen kann man argumentieren, dass es sinnvoll ist, “temporäre Privilegien” zu schaffen, die jeder für sich willkürlich interpretieren kann. Genau um das zu verhindern, gelten die meisten Regeln allerdings eher zu weitreichend als zu kurz. Cathay Pacific geht gerade hier einen anderen und eben leider falschen Weg. Immerhin kann man davon ausgehen, dass Airlines in Europa sich zu einem solchen Schritt nicht trauen werden.

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Autor

Moritz liebt nicht nur Reisen, sondern auch Luxushotels auf der ganzen Welt. Mittlerweile konnte er über 500 verschiedene Hotels testen und dabei mehr als 100 Städte auf allen Kontinenten kennenlernen. Auf reisetopia lässt er Euch an seinen besonderen Erlebnissen teilhaben!

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