Viele fragen sich immer und immer wieder: Was steckt hinter dem teilweise hohen Treibstoffzuschlag einer Airline? Wir klären auf.
Die Preisfindung bei Airlines ist immer wieder eine spannende Frage. Für jede Reiseklasse gibt es verschiedene Buchungsklassen, die wiederum mit verschiedenen Preisen verknüpft sind. Hinzu kommen stets die Steuern und Gebühren, die den eigentlichen Flugpreis oftmals übersteigen. Was hinter diesen Steuern und Gebühren steckt, ist nicht immer einfach ersichtlich. Schaut man sich die Aufschlüsselung des Preises doch einmal genauer an, taucht gerade bei Flügen ab Deutschland der hohe Posten Treibstoffzuschlag auf. Doch was steckt hinter diesem Zuschlag?
Wie setzt sich der Flugpreis zusammen?
Wer einen Flug bucht, schaut neben Flugzeiten und Umstiegen wohl in erster Linie auf den Preis des jeweiligen Flugs. Angezeigt als Gesamtpreis fällt dieser manchmal höher, manchmal geringer aus. Wie genau Flugpreise funktionieren, das ist schon fast eine Wissenschaft für sich. Natürlich spielen hier Angebot und Nachfrage eine Rolle, doch auch die Entfernung zwischen zwei Zielen, der Reisezeitpunkt und der Buchungszeitpunkt spielen eine Rolle für die Preisgestaltung. Dass Flüge an bestimmten Tagen oder zu bestimmten Zeiten besonders günstig oder teuer sind, ist zwar letztlich nur ein Mythos, doch wer kurzfristiger bucht, zahlt in der Regel mehr.
Schuld daran sind die Buchungsklassen der Airlines. Je Buchungsklasse gibt es ein bestimmtes Ticketkontingent. Ist dieses verbraucht, rutschen die Tickets in die nächsthöhere Buchungsklasse, die wiederum teurer ist. So sind früh gebuchte Tickets in der Regel die günstigsten. Doch beziehen sich diese Preiswerte in der Regel nur auf den reinen Flugpreis, auch Fare genannt. Wollt Ihr einen Flug buchen, seht Ihr aber meist nur einen Gesamtpreis, der den Zusatz “inklusive Steuern und Gebühren” enthält. Erst wenn Ihr Euch die Preisaufschlüsselung anseht, könnt Ihr grob erkennen, wie sich die Kosten für Euren Flug überhaupt zusammensetzen.
Neben der Fare, also dem reinen Flugpreis, sind hier auch Flughafenabgaben, Sicherheitsgebühren und Zuschläge aufgeführt. Einer dieser Zuschläge ist der berühmte Treibstoffzuschlag. Dieser ist immer wieder Thema hitziger Diskussionen. Denn anders als der Name vermuten lässt, hat der Treibstoffzuschlag mittlerweile nicht mehr zwingend nur etwas mit dem Treibstoff zu tun. Viel mehr hat sich dieser Zuschlag in den letzten Jahren zu einer wahren Einnahmequelle für Airlines etabliert.
Welchen Zweck soll der Treibstoffzuschlag verfolgen?
So richtig los ging es mit dem Treibstoffzuschlag in den 2000er-Jahren. Als Konsequenz auf die steigenden Rohölpreise führten damals zahlreiche Airlines den Treibstoffzuschlag ein. Auch die Lufthansa beteiligte sich recht früh an dem Konzept. Ab dem Jahr 2004 gab es hier schon Treibstoffzuschläge. Allerdings waren diese noch vergleichsweise gering. Gerade einmal 2 Euro Treibstoffzuschlag zahlte man für innerdeutsche Flüge. Maximal waren es 7 Euro auf Interkontinentalflügen. Über die Anfangsjahre der 2000er führten zahlreiche Airlines diesen Zuschlag ein, bis er sich schließlich etabliert hatte.
Doch diente der Treibstoffzuschlag anfangs noch tatsächlich in nachvollziehbarer Weise dazu, Verteuerungen des Öls auszugleichen, ist das heute nicht mehr unbedingt der Fall. Tatsächlich sinkt der Rohölpreis tendenziell seit einigen Jahren wieder. Auf den Treibstoffzuschlag der meisten Airlines überträgt sich das allerdings nicht. Viel mehr bleibt dieser in vielen Fällen sehr konstant. Wieso das so ist, lässt sich nur in Ansätzen aufschlüsseln.
Tatsächlich orientiert sich der Treibstoffzuschlag am Ölpreis – oder zumindest soll er das. Dass die Höhe des Treibstoffzuschlags trotz der sinkenden Ölpreise nicht ebenfalls sinkt, erklären zahlreiche Airlines mit ihrem Modell zum Einkauf von Kerosin. Dahinter steckt das sogenannte Hedging. Hierbei geht es darum, einen Preis möglichst sichern zu können. Dazu kaufen Airlines große Mengen an Treibstoff im Voraus. Starken Schwankungen des Ölpreises ist man so nicht so stark ausgesetzt. Der große Vorteil für Airlines liegt auf der Hand: die Betriebskosten lassen sich recht präzise kalkulieren.
Airlines berufen sich auf Preissicherungsgründe
Dennoch bleibt der Trend des Ölpreises sinkend. Durch die Preissicherung des Hedgings haben die Airlines also einen mitunter großen Puffer, denn die meisten Treibstoffzuschläge orientieren sich noch immer an deutlich höheren Ölpreisen als Airlines heute bezahlen. In der Konsequenz bedeutet das mehr Geld für Airlines. Und das zahlt sich für die ein oder andere Airline mächtig aus. Der Treibstoffzuschlag ist für Airlines ein Milliardengeschäft. Für Kunden ist der Zuschlag dagegen oft ein Ärgernis.
Dabei hängt das Ärgernis nicht allein mit der fehlenden Anpassung des Zuschlags zusammen. Airlines versuchen vielmehr, die Gebühr zu verschleiern. Der Großteil der Airlines fasst den Zuschlag nämlich unter dem Punkt “Steuern und Gebühren” zusammen. Eigentlich finden sich hier solche Kosten, die nicht an die Airline selbst fließen, sondern von dieser an andere Stellen weitergeleitet werden. Das einfachste Beispiel sind hier etwa die Steuern, die man für ein Flugticket zahlt. Doch auch Sicherheitsgebühren für Flughäfen, Gebühren für Pass- und Zollkontrollen sowie teils Einreisesteuern werden unter diesem Punkt zusammengefasst. Eines haben alle Posten dabei wie gesagt gemeinsam: sie werden von der Airline an andere Stellen weitergegeben. Nur der Treibstoffzuschlag fällt hier aus der Reihe.
Treibstoffzuschlag als weitere Einnahmequelle für Airlines
Zwar suggeriert die Zuordnung des Zuschlags, dass dieser ebenfalls abgeführt wird. Tatsächlich verbirgt sich hierhinter aber keinesfalls eine staatliche Abgabe oder dergleichen, die beispielsweise aktuell auf politischer Ebene diskutiert wird. Die Gebühr fließt in voller Höhe an die Airline. Zu einem Teil sicherlich tatsächlich, um Preisschwankungen beim Kerosin ausgleichen zu können, zum anderen wohl aber auch bei einigen Airlines in den Profit der Airline. Doch dass die Airline hieran mitunter mächtig verdient, ist für den Kunden eben nicht sofort ersichtlich. Stattdessen zeigt man dem Kunden eine teils extrem günstige Fare an, die suggeriert, dass die Airline nur einen Bruchteil des Preises selbst verdient. Der die Fare oftmals deutlich übersteigende Treibstoffzuschlag wird von den meisten Passagieren nicht zur Airline zugeordnet und oftmals als lokale Gegebenheit hingenommen – als wäre es eben beispielsweise jene staatliche Abgabe, die man derzeit diskutiert. Daher spielt der Kerosinpreis bei Flucktickets eine bedeutende Rolle.
Teils gibt es auch Airlines, die es dem Kunden noch schwieriger machen, die gesamten Kosten zu verstehen. Dazu verwenden Airlines Buchstabenkürzel, die für gewisse Steuern und Zuschläge stehen. Kaum ein Passagier kann mit diesen Kürzeln etwas anfangen. Wenn Ihr ein solches Ticket habt, könnt Ihr die gängigsten Kürzel aber folgendermaßen auflösen:
- DE: Sicherheitsgebühren
- OY: Luftverkehrsabgabe
- QO: Passkontroll- und Zollgebühren
- RA oder RD: Servicegebühren und Ausreisesteuer
- TQ: Sicherheitsgebühren
- XR: Flughafensteuer
- XT: Ausreisesteuer
- YQ oder YR: Treibstoffzuschlag.
Einnahmequelle auch für Prämienflüge
Doch neben der Verschleierung bringt der Treibstoffzuschlag in Form einer weiteren Einnahmequelle noch einen weiteren Vorteil mit sich. Und den kennen die meisten Meilensammler von Euch wohl eher als Nachteil. Bucht Ihr nämlich einen Prämienflug mit Euren Meilen, erhaltet Ihr durch die Meilen eine 100 Prozent Ermäßigung auf die Fare. Steuern und Gebühren müsst Ihr aber trotzdem bezahlen. Und die belaufen sich gut und gerne auf mehrere Hundert Euro. Bei einem Meilenschnäppchen der Lufthansa in die USA bezahlt Ihr beispielsweise zwischen 550 und 600 Euro allein für Steuern und Gebühren und dass neben den 55.000 Meilen, die Ihr für die Fare in der Business Class bezahlt.
Schlüsselt man die Posten der Steuern und Gebühren auf, fällt auch hier auf, dass ein großer Posten auf den Treibstoffzuschlag fällt.
Wird der Treibstoffzuschlag immer erhoben?
Doch nicht nur bei der Lufthansa fallen die Steuern und Gebühren mitunter sehr hoch aus. Auch British Airways ist gerade auf der Langstrecke für hohe Zuzahlungen bekannt, die meisten anderen europäischen Airlines setzen ebenfalls auf den Zuschlag. Wer dagegen mit Airlines aus dem asiatischen Raum unterwegs ist, profitiert oft von weniger hohen Zuschlägen auf sein Ticket.
Im Falle der Treibstoffzuschläge gibt es international teils gravierende Unterschiede. In Deutschland ist die Höhe des Treibstoffzuschlags beispielsweise nicht gesetzlich geregelt und es existieren keine gesetzlichen Vorgaben für die Bemessung des Zuschlags. Die Airlines sind in ihrer Preisgestaltung also ziemlich frei. Demgegenüber gibt es Länder, die einen solchen Treibstoffzuschlag gänzlich verbieten. Beispiele dafür sind etwa Brasilien, die Philippinen und Neuseeland.
Daneben gibt es auch eine Zwischenlösung. In Japan ist die Höhe des Treibstoffzuschlags beispielsweise an überprüfbare Umstände geknüpft. Dort steht der tatsächliche Ölpreis im Vordergrund. Airlines müssen die Höhe ihres Treibstoffzuschlags dort von einer staatlichen Behörde alle paar Monate überprüfen und genehmigen lassen. Bei welchen Airlines Ihr den Treibstoffzuschlag zahlen müsst, wie hoch dieser dort ausfällt und bei welchen Airlines Ihr um den Zuschlag herumkommt, werden wir Euch an anderer Stelle noch ausführlich darstellen.
Taiwan erhebt auf Flügen ab Taiwan ebenfalls geringe Treibstoffzuschläge. Diese werden durch die Civil Aeronautics Administration kontrolliert. Dabei richtet sich der Treibstoffzuschlag nach dem aktuellen Kerosinpreis und der Fluglänge. Auf Flügen nach Taiwan werden höhere Treibstoffzuschläge erhoben, jedoch sind diese beispielsweise bei EVA Air sehr gering. Daher ist EVA Air eine sehr gute Wahl um Prämienflüge bei Miles and More zu buchen.
In Südkorea genehmigt das Ministry of Land, Infrastructure and Transport in Korea die Höhe der Treibstoffzuschläge. Treibstoffzuschläge sind in Südkorea begrenzt und nicht komplett begrenzt. Das betrifft vor allem einheimische Fluggesellschaften wie Asiana Airlines oder Korean Air. Passagiere von Asiana oder Korean Air zahlen auf der Strecke von Seoul nach Frankfurt deutlich weniger Treibstoffzuschläge als Passagiere der Lufthansa.
Wie finde ich heraus, ob mein Flug einen Treibstoffzuschlag beinhalten?
Wie bereits angesprochen, führen viele Airlines den Treibstoffzuschlag in den Steuern und Gebühren auf. Hier kann es jedoch nötig sein, dass Ihr Euch die exakte Preismatrix Eures Fluges öffnet, um eine detaillierte Auskunft über die einzelnen Kostenpunkte zu erhalten. Doch nicht bei allen Airlines sind die Steuern und Gebühren derart genau aufgeschlüsselt. Wenn Ihr dennoch wissen wollt, ob für Euren Flug ein Treibstoffzuschlag erhoben wird und wie hoch dieser ausfällt, könnt Ihr Euch die ITA Matrix zur Hilfe nehmen.
Mit Hilfe der oben aufgeführten Kürzel findet Ihr so schnell heraus, ob für Euren Flug ein Treibstoffzuschlag anfällt. Im obigen Beispiel ist das der Fall. Der Zuschlag beläuft sich hier auf 412 Euro plus 16 Euro. Den Treibstoffzuschlag zahlt Ihr im übrigen unabhängig davon, ob Ihr ein bezahltes Ticket oder ein Prämienticket für einen Flug erwerbt.
Nicht in jedem Fall wird der Treibstoffzuschlag auch Treibstoffzuschlag genannt. Bei manchen Airlines heißt dieser Zuschlag auch internationaler Zuschlag. Dahinter steckt dennoch dasselbe Konzept. Das erkennt Ihr unter anderem auch daran, dass auch in diesem Fall das Kürzel identisch ist.
Fazit zum Thema Treibstoffzuschlag
Die Preisgestaltung von Flugtickets ist ein hoch komplexes Thema. Ein großer Faktor bei Tickets sind aber nach wie vor Treibstoffzuschläge. Dabei orientieren sich diese nur zum Teil am tatsächlichen Ölpreis. In vielen Ländern ist der umstrittene Treibstoffzuschlag viel mehr zu einer weiteren Einnahmequelle für Airlines geworden. Das liegt nicht zuletzt daran, dass es in vielen Ländern keine rechtlichen Beschränkungen für den Treibstoffzuschlag gibt. So ist es etwa auch in Deutschland der Fall. Hier kann es durchaus vorkommen, dass der Treibstoffzuschlag den eigentlichen Flugpreis erheblich übersteigt. Das merkt Ihr nicht zuletzt auch dann, wenn Ihr einen Prämienflug über Miles and More bucht.