Eigentlich war der Weg zum reisetopia Meeting in Krakau nicht weit. Gebucht hatte ich einen inklusive Umstieg etwa vier Stunden dauernden Flug mit LOT über Warschau. Doch so einfach wie anfangs gedacht, sollte es nicht werden. Generell bin ich jemand, der bei Flügen selten Pech hat. Möglicherweise liegt es daran, dass ich mich von besonders frequentierten Strecken und Daten so gut wie möglich fern halte, vielleicht habe ich aber auch einfach nur Glück. Irgendwann musste dieses aber auch aufgebraucht sein, weswegen ich durchaus mit ein wenig Humor auf mein letztes wirklich verrücktes Flugerlebnis zurückblicken kann.

Aufstehen um 4:45 Uhr, ankommen um 22:45 Uhr

Aus dem heimischen Bett in das Hotelbett in Krakau hat es für mich schlanke 16 Stunden gedauert. Möglich wäre in dieser Zeit wohl auch ein Flug nach Los Angeles, Johannesburg oder Bangkok gewesen. Die Distanz nach Krakau ist ab Paris aber so groß eigentlich nicht. Zumindest in der Theorie. Aber der Reihe nach: Mein Wecker ging um 4:45 Uhr – zur Freude meiner Freundin. Um 5:10 Uhr saß ich in einem Uber, der mich zum Pariser Flughafen Charles de Gaulle bringen sollte. Dort schlug ich etwas verfrüht um kurz vor 6 auf (ich war mir nicht sicher, ob es um diese Uhrzeit so einfach ist, einen Uber zu bekommen und hatte daher mehr Zeit eingeplant). Mein Flug nach Warschau: Planmäßig.

Das Pariser Lounge-Desaster

Dass ich an diesem Tag kein Glück haben sollte, hätte ich vermutlich gleich merken sollen: Die SAS Lounge, die einzige Lounge in meinem Abflugbereich, war wegen einer Renovierung geschlossen. Stattdessen wurde die Star Alliance Lounge Paris als Alternative vorgeschlagen.

Soweit so gut, nur muss man für diese durch die Passkontrolle und danach wieder zurück. Auch die Sicherheitskontrolle gilt es nach dem Loungebesuch zu absolvieren. Da ich aber genug Zeit hatte, entschied ich mich doch für ein kurzes Frühstück und begab mich danach zu meinem Abflugbereich. Eine Fast-Lane wurde nicht angeboten und die Schlange war durchaus lang. Am Ende war ich etwa zur Boarding-Zeit am Gate.

Warten ohne jegliche Informationen

Der Stress war aber umsonst, denn am Gate passierte lange Zeit nichts. Die Embraer 170 stand zwar längst am Gate, das Boarding wollte aber nicht beginnen.

Statt Boarding um 7 Uhr, gab es erste Informationen um 7:30 Uhr: Technische Probleme. Danach passierte lange Zeit nichts. Nächste Durchsage um 8:30 Uhr: Technische Probleme. Meine 45 Minuten Umstiegszeit in Krakau waren schon zu diesem Zeitpunkt verloren, immerhin hätte es aber 150 Minuten später einen weiteren LOT-Flug nach Krakau gegeben. 9:30 Uhr: Technische Probleme.

Langsam verabschiedete sich auch die zweite mögliche Connection. Die Passagiere im Gate-Bereich blieben dabei die ganze Zeit überraschend ruhig. Noch einmal zum Thema Glück: Mein Gate lag direkt neben der (geschlossenen) SAS Lounge. Manchmal soll es einfach nicht sein…

Der Sprint zum Umbuchungsschalter

Die Wartezeit am Gate habe ich mir mit Arbeit vertrieben, alles halb so wild. Doch um 10 Uhr folgte dann die “erlösende” Durchsage: Der Flug wird wegen technischer Probleme gestrichen. Immerhin kein Warten mehr. Alle Passagiere wurden zum SAS-Schalter bestellt. Dort kurze Verwirrung und fünf Minuten später ein weiteres Ausruf: Passagiere mit Umsteigeverbindung sollten den Gate-Bereich verlassen und zum Schalter eines Dienstleisters im Hauptgebäude gehen.

Gut, gehen nahmen die Leute nicht sonderlich ernst. Ein Sprint sondergleichen begann. Ich entschied mich mitzugehen und war schlussendlich als Vierter am “Ziel” – ein ziemlich entscheidender Vorteil, wie sich herausstellen sollte.

“We can’t offer any flights to Cracow today”

Ich weise an dieser Stelle gerne noch einmal darauf hin, dass es immer noch erst kurz nach 10 am Morgen war. Umbuchungen sollten eigentlich also kein Problem sein. Eigentlich. Der Passagier vor mir musste nach Vilnius. Einziges Angebot: Ein Lufthansa-Flug mit Ankuft um 23:20 Uhr. Wartezeit in Paris bis zum Abflug nach Frankfurt: 8 Stunden. Die anderen beiden Passagier vor mir hatte dasselbe Schicksal (Ziel) wie ich: Krakau. Lange Stille, dann die klare Ansage: “We can’t offer any flights to Cracow today”. Immerhin die beiden nahmen es mit Humor und ließen sich auf eine Verbindung mit Nachtstop in Warschau umbuchen und meinten, dass sie dann einfach mit dem Auto nach Krakau fahren würden.

Verhandlungen, das Internet und viel Glück

Blieb also ich. Da ich die Diskussion vor mir mitverfolgt habe, hatte ich einige Alternativen herausgesucht. Im Angebot war etwa noch eine kurz darauf startende Lufthansa-Verbindung über München und Frankfurt. Als ich am Schalter angekommen war, sollte es diese aber nicht mehr geben. Weitere Alternative: Austrian über Wien in einer Stunde – ebenfalls weg.

Ich bot an, dass ich statt nach Krakau nach Kattowitz fliegen könnte – trotz Verfügbarkeit unmöglich, da das Ziel nicht verändert werden darf. Ein letzter Blick in die Lufthansa-App und siehe da: Ein Platz auf dem Abendflug von Paris über Wien nach Krakau. Ich zitierte die Verbindung und erhielt ein “it’s your lucky day, today”. Würde ich so nicht bestätigen, aber wenig später hatte ich ein neues Ticket.

Eine Umbuchung mit viel hin und her

Auch als Vielflieger stößt man immer wieder auf Kuriositäten. Ein Beispiel gefällig? Austrian fliegt in Paris nicht am selben Terminal wie die Lufthansa, sondern an den selben Flugsteigen wie EasyJet. Da der Name “Servair Lounge” nicht nach angenehmem Wartebereich klang, entschied ich mich am Austrian Schalter zu fragen, ob ich den früheren Flug nach Wien nehmen könnte. Nur: Der Schalter war noch nicht offen. Daher ging es erstmal zu Starbucks und 45 Minuten später wieder an den Schalter.

Dort angekommen wurde eine Umbuchung abgelehnt, ich solle die Hotline kontaktieren. Gesagt, getan: “please speak with the check-in desk”. Zurück an diesem hatte der Supervisor am Ende scheinbar eine Idee, wie es doch gehen könnte und siehe da: Boarding in 20 Minuten!

Von der ruhigen Lounge in den Zoo

Kurz vor dem Boarding habe ich mich noch eben in der Servair Lounge in Paris gestärkt. Keine tolle Lounge, aber ruhig und angenehm. Nach einem sehr angenehmen Flug mit kompletter Reihe für mich fand ich mich zwei Stunden später in Wien wieder. In der Hoffnung, mich endlich ein wenig erholen zu können. Eine Dusche klappte noch ohne Probleme.

Dann allerdings wurde es schlimm, denn sowohl die Business Lounge als auch die Senator Lounge waren einfach komplett überfüllt. Meine viereinhalb Stunden Aufenthalt wurden so zu einem ziemlichen Horror, wenngleich meine Bose i20 zumindest ein wenig Lärm abgehalten haben.

So etwas habe ich ehrlich gesagt noch nie in einer Lounge der Lufthansa Airlines gesehen. Könnte ich die Zukunft voraussehen können: Ich wäre lieber länger in Paris geblieben.

250 Euro oder endlich nach Krakau?

Die Geschichte wird langsam etwas lang, doch genau so war dieser Tag auch. Kurioserweise sollte es beim Boarding für meinen Flug nach Krakau noch einmal lustig werden. Warum? Weil Austrian den Flug überbucht hatte. Es wurden also Freiwillige gesucht, die für 250 Euro plus Hotel am nächsten Morgen fliegen würden – über Frankfurt nach Krakau um 6 Uhr morgens.

Zu diesem Zeitpunkt wollte ich aber nur nach ankommen und lehnte dankbar ab. Passend zu meinem Tag wurde ich beim Boarding noch einmal konkret gefragt, ob ich nicht doch morgen fliegen wollen würde. Man sah mir meinen langen Tag wohl noch nicht an. Ansonsten ging tatsächlich alles gut und ich war um 22:30 Uhr in meinem Hotel angekommen.

Ohne Probleme zurück nach Paris?

Nach einem durchaus gelungenen Meeting ging es Freitagabend zurück nach Paris, wieder mit LOT, wieder über Warschau. Der erste Flug lief problemlos, auch beim zweiten schien alles gut. Ich saß bereits im Bus zum Flugzeug, da hieß es: “Please leave the bus again, we are having technical problems with the aircraft”. Da es schon wieder recht spät wurde, spekulierten andere Passagiere über eine Streichung.

Scheinbar ließ sich aber ein Ersatzflugzeug finden und eine Stunde später waren wir in der Luft. Zumindest in gewissem Maße also ein Happy End.

Fazit zur zehnstündigen Verspätungen

Es gibt Tage im Leben, an denen läuft es einfach nicht rund. Egal was man tut, es ist falsch. Eine geschlossene Lounge, ein drei Stunden verspäteter und später abgesagter Flug, keine freien Plätze auf alternativen Verbindungen, völlig überfülle Lounges und schlussendlich noch ein Angebot, um doch erst am Folgetag zu reisen – manchmal soll man vermutlich nicht ans Ziel kommen. Wenngleich der Tag extrem anstrengend und nervenaufreibend war und auch der Rückflug kurz davor stand, wieder gestrichen zu werden, blicke ich mit Humor auf den Tag zurück. An Tagen wie diesen merkt man gut, wie angenehm es ist, dass meistens alles gut geht.

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Autor

Moritz liebt nicht nur Reisen, sondern auch Luxushotels auf der ganzen Welt. Mittlerweile konnte er über 500 verschiedene Hotels testen und dabei mehr als 100 Städte auf allen Kontinenten kennenlernen. Auf reisetopia lässt er Euch an seinen besonderen Erlebnissen teilhaben!

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