In unserer Rubrik “On This Day In Aviation History” wagen wir einen Blick in die Vergangenheit und beleuchten die Meilensteine der zivilen Luftfahrt-Historie, aber auch die weniger erfreulichen Augenblicke.

Täglich berichten wir von den wichtigsten Nachrichten und neuesten Errungenschaften der zivilen Luftfahrt. Vor allem im vergangenen Jahr hat sich das Treiben am Himmel deutlich verändert. Airlines, die uns gestern noch durch die Welt flogen, müssen heute ums Überleben kämpfen. Eine der damals bekanntesten Fluggesellschaft Trans World Airlines ereilte ein ähnliches Schicksal. Wir wagen in der Rubrik “On This Day In Aviation History” einen Blick zurück zum tragischen Absturz des Trans-World-Airlines-Fluges 800, welcher sich am 17. Juli 1996 ereignete und erst einige Zeit später nach vielen Spekulationen geklärt werden konnte.

Der 17. Juli 1996

Der 17. Juli 1996 dürfte wohl einer der tragischsten und schwärzesten Tage in der Geschichte der Trans World Airlines, kurz TWA, gewesen sein. An diesem Tag, nur wenige Minuten nach dem Start am New Yorker Flughafen John F. Kennedy stürzte eine Boeing 747-100 nahe Long Island ab. Alle 230 Personen am Bord kamen ums Leben, am Boden wurde glücklicherweise keine Person verletzt oder getötet, da das Flugzeug ins Wasser stürzte.

Die Boeing 747-100 ist die Ursprungsversion der Queen of the Skies, die heute in dieser Variante nicht mehr abhebt. Das Flugzeug mit der Kennung N93119 wurde im Oktober 1971 an TWA ausgeliefert und war seitdem für die Fluggesellschaft im Einsatz. Bis zum Absturz hat das Flugzeug 16.869 Flüge mit 93.303 Flugstunden für die Airline absolviert. Am 17. Juli 1996 war das Flugzeug mit der Flugnummer 800 auf den Weg von New York nach Paris. Viele Gerüchte und Spekulationen wurden kurz nach dem Start laut. Wir betrachten die Geschehnisse und Ursachen des Absturzes und was sich im Anschluss daran geändert hat.

Was war geschehen?

Die Boeing 747-100 von TWA traf am selben Tag mit der Flugnummer 881 aus Athen in Griechenland am Nachmittag ein. TWA-Flug 800 nach Paris sollte planmäßig um 19 Uhr starten. Dieser Start verzögerte sich jedoch aufgrund eines Gepäckstückes, welches zunächst nicht zugeordnet werden konnte. Etwa eine Stunde später konnte bestätigt werden, dass sich der Passagier zum Gepäckstück an Bord befand. Um 20:02 Uhr war das Flugzeug startbereit und rollte um 20:04 zur Startbahn. Zunächst wurden nur die Triebwerke Nummer 1,2 und 4 gestartet – zehn Minuten später folgte auch Triebwerk Nummer 3.

Mit circa anderthalb Stunden Verspätung konnte TWA-Flug 800 nach Paris starten. Die Startphase verlief zunächst ohne weitere Vorkommnisse. Um 20:30 Uhr gab es den letzten Funkkontakt mit der Freigabe zum Steigflug auf 15.000 Fuß und der Übergabe an das Kontrollzentrum in Boston. Nur wenige Sekunden später meldete die erste Crew einer Boeing 737 eine Explosion auf circa 16.000 Fuß mit einem Objekt, welches ins Wasser stürzte. Kurze Zeit später folgten weitere solcher Meldungen.

Die Boeing 747-100 ist in der Luft explodiert und in einige Einzelteile zersprungen. Während der Bug direkt ins Wasser stürzte, flog der Rest des Rumpfes inklusive Tragflächen und Triebwerke noch 30 Sekunden weiter und stieg dabei steil an. Nur kurze Zeit später stürzten auch die restlichen Teile ins Wasser. Mit 230 Insassen an Bord ging dieser Absturz als drittschwerster Absturz in den Vereinigten Staaten von Amerika in die Geschichtsbücher ein. Die Explosion gab viel Raum für Spekulationen. Erst vier Jahre später konnte das Unglück von der NTSB aufgeklärt werden.

Was war die Ursache?

Das National Transportation Safety Board (NTSB) traf kurze Zeit nach dem Absturz bereits an der Absturzstelle ein und nahm die Ermittlungen auf. Zunächst ging es darum, eventuelle Überlebende zu bergen. Im Anschluss wurden die Trümmer gesichert und in einer Halle nahe New York City gesammelt und später wieder zusammengefügt. Gleichzeitig begann die Suche nach dem Flugdatenschreiber und dem Voice Recorder, welche bereits eine Woche später gefunden werden konnten. Da nicht nur die Air Crews, die sich zur gleichen Zeit im Luftraum befunden haben, von einer Explosion gesprochen haben, konzentrierte sich der Fokus der Öffentlichkeit zunächst auf einen Terroranschlag. Tatsächlich berichteten auch viele Augenzeugen am Boden von einem Blitzschlag, der von einer Explosion gefolgt wurde.

Diese Berichte gaben Grund zur Annahme, dass es sich beim Absturz um ein Unglück im Rahmen einer militärischen Übung gehandelt haben könnte. Dabei ist es nicht unüblich, dass die US Navy in der Gegend diverse Manöver erprobt. Dennoch konnte klargestellt werden, dass sich zum Unfallzeitpunkt kein Schiff der Navy in der Umgebung befunden hat. Gleichzeitig mischte sich auch das FBI aufgrund der Augenzeugenberichte und Vermutungen früh in die Untersuchungen ein, was noch mehr Raum für Spekulationen gegeben hat. Im Nachhinein wurden die Untersuchungen der NTSB dadurch behindert, woraus ebenfalls Lehren gezogen werden konnten.

Die Gerüchte und Spekulationen in der Öffentlichkeit wurden jedoch noch mehr durch den Fund von drei verschiedenen Sprengstoffmitteln befeuert. Die Rückstände konnten an einigen Teilen nachgewiesen werden. Ein Terroranschlag war damit im Rahmen des möglichen, vor allem mit der Erkenntnis des zunächst nicht zuweisbaren Gepäckstückes vor Abflug. In der Vergangenheit konnten so einige Terroranschläge verübt werden. Doch auch diese Theorie konnte schnell widerlegt, denn der Sitzhersteller gab an, diese Stoffe in geringen Mengen in Klebstoffen verwendet zu haben.

Während das Flugzeug in den vielen Einzelteilen an einem Gerüst wieder zusammengesetzt wurde, gelangten die Ermittler zu einer Erkenntnis und konnten den Ort der Explosion feststellen. Diese muss sich im Center Tank ereignet haben. Der Tank war mit nicht mal 200 Litern Kerosin gefüllt, womit sich also viel Luft im Tank befunden hat. Der hier verwendete JET A Fuel ist zwar schwer brennbar, kann aber bei entsprechenden Temperaturen gasförmig werden und hatte in diesem Fall sogar die ideale Möglichkeit sich auszubreiten. Tatsächlich war es ein heißer Sommertag in New York und das Flugzeug stand mehrere Stunden, begünstigt durch die Verspätung, in der Sonne auf dem Vorfeld.

Der nötige Funke für eine Explosion kam von der Klimaanlage. Diese befindet sich direkt unter dem Center Tank. Ein defektes Kabel sorgte letztlich für einen Kurzschluss, der Funke entstand an einem anderen freiliegenden Metallteil. Das Ergebnis der Ermittlungen wurde zwar noch viele Jahre später angezweifelt, dennoch führte es zu weitreichenden Verbesserungen. Insgesamt 70 neue Richtlinien und Empfehlungen wurden im Unfallbericht von der NTSB ausgesprochen. Die maßgeblichen Änderungen liegen in der Isolierung der Kabel bei den Treibstofftanks. Darüber hinaus werden leere Treibstofftanks seitdem mit einem Stickstoffgemisch gefüllt, sobald diese leer sind, um Sauerstoff zu verdrängen und die Bildung eines explosionsfähigen Gemischs zu vermeiden.

Unglücke mit der Boeing 747

Wie bereits erwähnt, kam es bereits in der Vergangenheit zu mehreren Unglücken mit der Boeing 747-100. Von allen Varianten wurden über 1.500 Exemplare bestellt. Von der Ursprungsversion wurden 167 Flugzeuge produziert. Dementsprechend häufig kann es auch zu Zwischen- oder gar Unfällen kommen. Vor allem die Boeing 747 galt als Symbol für den Westen und wurde oft zum Ziel versuchter und erfolgreicher Terroranschläge. Mehrere Anschlagsversuche blieben mehr oder weniger erfolgreich, bis am 23.06.1985 eine Air India-Maschine wegen eines Sprengsatzes im Koffer während des Reisefluges explodierte. Nur drei Jahre später ereilte sich ein ähnliches Ereignis, welches als Unglück von Lockerbie in die Geschichtsbücher eingegangen ist. Tatsächlich war oder ist die Boeing 747 davon und von wenigen Pilotenfehlern abgesehen jedoch bis heute ein sicheres Flugzeug.

Doch auch New York City wurde immer wieder von der Vergangenheit eingeholt. Nur fünf Jahre nach dem Absturz von TWA-Flug 800 ereilte sich ein weiterer Absturz eines Airbus A300 von American Airlines. Auch dieses Flugzeug stürzte nur wenige Minuten nach dem Start von New York JFK ab, dieses Mal sogar über dem Stadtgebiet des Bezirks Queens. Wie sich später herausstellte, gelang das Flugzeug in Wirbelschleppen des Flugzeuges, welches vor AA-Flug 587 startete. Der Pilot reagierte fälschlicherweise mit heftigen Ausgleichsbewegungen des Seitenruders. Der Pilot interpretierte die Reaktionen des Flugzeuges falsch und nahm nicht wahr, dass er alleine für die Flugbewegungen, die daraus resultierten, verantwortlich war. Da diese nie in Vollausschlägen verwendet werden dürfen, brach kurze Zeit später das Leitwerk ab, wodurch das Flugzeug nicht mehr zu kontrollieren war.

Was ist aus TWA geworden?

Im selben Jahr des Absturzes von AA-Flug 587 endete auch die Geschichte von Trans World Airlines – also nur fünf Jahre nach dem Absturz von TWA-Flug 800. Der Absturz gilt jedoch nicht als Ursache für das Ende der Airline. Inhaber der Fluggesellschaft Howard Hughes, eindrucksvoll von Schauspieler Leonardo DiCaprio im Film The Aviator gespielt, kämpfte bereits seit einigen Jahren ums Überleben der Fluggesellschaft. Mehrmals musste die Fluggesellschaft in die Insolvenz. Die Fluggesellschaft konnte immer noch erfolgreich die vielen Inlandsverbindungen behalten, die Pan Am nicht erhalten durfte, was bis zum Ende das Überleben der stark angeschlagenen und einst größten Fluggesellschaft der Welt sicherte. Im Jahre 2001 wurde die Fluggesellschaft von American Airlines gekauft und komplett implementiert.

Die Marke TWA ist zwar am Himmel heutzutage nicht mehr zu finden, dafür befindet sich heute das TWA Hotel im alten Terminal der Fluggesellschaft am New Yorker Flughafen JFK. Das Luxushotel besticht mit Charme der 1960er-Jahre und Zimmern in verschiedenen Kategorien. Dafür sind die Preise aber auch entsprechend hoch. Das Highlight dürfte aber wohl der Pool auf dem Hoteldach sein, welcher direkten Ausblick auf das Vorfeld des Flughafens bietet.

Ein ganz besonderer Platz in der Geschichte

Trans World Airlines war einst die größte Fluggesellschaft der Welt. Mittlerweile existiert sie, genauso wie Pan Am aus dem letzten Beitrag der Reihe, nicht mehr. Der Absturz von TWA-Flug 800 war dafür zwar nicht maßgeblich ausschlaggebend, dennoch ein bedeutender Tag in der Luftfahrtgeschichte der Airline selbst, aber auch der Vereinigten Staaten von Amerika. Noch bis heute lässt der Unfall einige Fragen offen. Die offizielle Unfallursache wird von mehreren Seiten angezweifelt. In jedem Fall darf man dabei nicht vergessen, dass beim Unglück am 17. Juli 1996 230 Menschen ihr Leben verloren haben. Sie bleiben unvergessen und erhalten damit einen Platz in der Rubrik “On This Day In Aviation History”.

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Autor

Alexander Fink ist als Content Editor seit Januar 2021 für reisetopia tätig. Zuvor war er als Account Manager in der Industrie beruflich unterwegs und schrieb von seinen Reiseerfahrungen im eigenen Blog. Heute ist er Euer Ansprechpartner für alle Airline- und Kreditkartenthemen.

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