Mallorca steht oftmals nur für Partytourismus, obwohl die Insel viel mehr zu bieten hat. Doch was erwartet Gäste, die Ruhe in einem luxuriösen Urlaub suchen aktuell?
Es steht außer Frage, dass Urlauber auf Mallorca nicht unbedingt den Ruf haben, sich zurückzuhalten oder auf Abstand zu anderen zu gehen. Doch das Coronavirus hat das Bild der Insel zweifelsfrei verändert. Für all diejenigen, die aktuell einen Luxusurlaub genießen wollen und dem Dauer-Lockdown in Deutschland entkommen möchten, stellt sich dabei sicher die Frage, was man aktuell genau erwarten kann. Anhand meiner zwei ersten Hotelerlebnisse auf der Insel möchte ich Euch einen Eindruck geben!
Strikte Regeln & professionelle Kontrollen am Flughafen
Ob man nun in der Economy oder in der Business Class, im Ferienflieger oder mit der Lufthansa anreist – das gesamte Prozedere rund um den Trip nach Mallorca ist aktuell immer gleich. Vor dem Start der Reise gilt es an einige Dinge zu denken, primär an die drei folgenden:
- einen negativen PCR-Test (maximal 72 Stunden alt bei Einreise)
- ein ausgefülltes Einreiseformular mit QR-Code (erst nach dem PCR-Test)
- eine heruntergeladene Radar Covid-App
Sobald man sich um alles gekümmert hat und das negative Ergebnis da ist, kann die Vorfreude beginnen. Beim Check-in in Berlin wurde bei mir schon gründlich geprüft, ob PCR-Test und Einreiseformular vorliegen. Danach lief alles wie in normalen Zeiten, besonders in der Lufthansa Business Class war eigentlich kein echter Unterschied zur Vor-Coronazeiten zu erkennen.
Bei Ankunft auf Mallorca wird dann noch einmal stringent kontrolliert. Bei dem Weg zum Gepäckband wird zuerst der QR-Code geprüft – liegt er nicht vor, gibt es noch eine Möglichkeit das Ausfüllen nachzuholen, das dauert aber. Einige Meter später wird der QR-Code dann auch gescannt und die Einreiseanmeldung geprüft. Ist das abgeschlossen, folgt von einer weiteren Person noch einmal die Kontrolle des negativen Coronavirus-Tests. Sobald diese Formalitäten erledigt sind, beginnt der Urlaub dann wirklich – denn ab diesem Zeitpunkt gibt es keine echten Einschränkungen mehr. Die entsprechenden Dokumente musste ich seitdem nie wieder vorzeigen, auch nicht beim Check-in im Hotel.
Weitreichende Maskenpflicht & manche Ausnahmen
In Deutschland wird über den Urlaub auf Mallorca gerne auf Distanz berichtet. Häufig heißt es dabei, dass die Maßnahmen auf Mallorca viel strikter wären als in Deutschland. Diesen Eindruck kann ich (leider) nicht komplett bestätigen. Das beginnt schon bei der auf den ersten Blick reicht weitreichenden Maskenpflicht. Im Prinzip gilt es die Maske immer dann zu tragen, wenn man nicht gerade isst oder trinkt – drinnen wie draußen. Doch in der Praxis läuft das ein wenig anders ab. Auf der Straße tragen zwar viele, aber keineswegs alle die Maske immer und überall. In Shops und Innenräumen klappt es grundsätzlich sehr gut, in Restaurants wird die Maske aber analog zu Deutschland meist abgenommen, wenn man sich hinsetzt. Eigentlich sollte die Maske zwischen dem Trinken und Essen auch immer wieder aufgezogen werden – das findet aber nicht statt.
Darüber hinaus gibt es weitere Ausnahmen, die auch nachvollziehbar sind – etwa darf die Maske bei der Sportausübung, also etwa beim Joggen oder Schwimmen abgenommen werden. Radfahrer etwa tragen nie eine Maske, Jogger nur selten. Außerdem gibt es eine Ausnahme für den Strand, wo die Menschen zwar nicht dicht aneinander setzen, es aber doch immer wieder gewisse Gruppen gibt, die ohne Maske zusammen sitzen. Aus virologischer Sicht ist das am Strand sicherlich weniger ein Problem, des Beispiel soll nur zeigen: Ganz so genau und ganz so eng ausgelegt wie häufig berichtet wird die Maskenpflicht auf Mallorca nicht. Dennoch muss man eben auch sagen, dass die Regelung zur Maskenpflicht dennoch strikter ist als in Deutschland.
Dadurch, dass auf der Insel selbst bislang sehr wenig los ist und man selbst an touristisch bekannten Orten wie Port d’Andratx oder auch Sóller meist kaum jemanden trifft und auch in Restaurants oder Bars mehr oder weniger allein ist, würde ich das Infektionsrisiko auf nahezu null taxieren – besonders in Kombination mit der Maskenpflicht im Freien. Die in Deutschland mit Blick auf das Virus so gefürchtete Mobilität als Infektionstreiber ist zumindest mit Blick auf die aktuellen Gästezahlen auf der Insel sicherlich weniger ein Problem.
Eine bedenkliche Blase in Luxushotels auf Mallorca
Die allgemeinen Eindrücke sind das eine, die für reisetopia, insbesondere wichtigen speziellen aus Luxushotels das andere. Hier sind meine Erfahrungen im Verhältnis doch sehr durchwachsen, denn Luxushotels auf der Insel sind gewissermaßen eine Blase. Das beginnt mit den offiziellen Regeln: Während die Restaurants und Bars auf Mallorca generell um 17 Uhr schließen müssen, gilt dies nicht für Hotels. Im Hospes Maricel und auch im Castillo Son Vida konnte man beispielsweise problemlos am Abend im Restaurant speisen und danach auch noch einen Drink an der Bar genießen. Dazu kommen andere Beispiele: Etwa gibt es im Fitnessraum scheinbar keine zwingende Maskenpflicht bei der Sportausübung – in lokalen Fitnessstudios ist das dagegen vorgeschrieben.
Ganz sicher bin ich mir persönlich in vielen Fällen nicht, was nun offiziell eine Ausnahme ist und was von Hotels etwa nur sehr lax gehandhabt wird. Beispielsweise gibt es im Castillo Hotel Son Vida keine festen Zeiten für die Nutzung von Spa oder Fitnessraum, sodass hier durchaus mehrere verschiedene Haushalte aufeinander treffen können. Genauso wenig gibt es beim Essen feste Zeiten, sodass es auch hier relativ viele Gruppen auf einmal gibt. In irgendwelche Listen oder ähnliches muss man sich auch nicht eintragen, sodass auch nicht nachvollziehbar ist, wer wann mit welchen anderen Personen an einem bestimmten Ort war. Das Hotel bietet gleichzeitig aber auch genug Raum, um mit größerem Abstand in allen Bereichen zu agieren. Im etwas kleineren Hospes Maricel wurde dagegen deutlich klarer mit verschiedenen Zeiten gearbeitet und man muss sich für die meisten Dinge registrieren und ist dann zum Beispiel im Fitnessraum auch allein sowie am Pool mit maximal einem anderen Pärchen.
Nicht ganz nachvollziehen kann ich auch nicht, wie voll die Innenräume teilweise gemacht werden. Im Hospes Maricel waren die Tische in vielen Fällen weit von einem Mindestabstand von 1,5 Metern entfernt, im Castillo Hotel Son Vida gab es beim Frühstück eigentlich genug Platz und dennoch wurden alle Leute in den gleichen Teil des Restaurants gesetzt. Ein aktives Angebot, Speisen auch über den Room Service einzunehmen, gibt es zudem nicht. Hierfür fällt stattdessen ein hoher Zuschlag an. Zwar gibt es keine oder nur bediente Buffets, doch im Grunde ist das aus Gästeperspektive eher ein Pluspunkt, weil man den meisten Service am Platz bekommt.
Gleichwohl muss man sagen, dass die Mitarbeiter alle jederzeit eine Maske tragen, jedem Gast Sanitärkits zur Verfügung gestellt werden und auch überall Desinfektionsmittel herumsteht. Zur selben Zeit aber, habe ich in keinem Fall miterlebt, dass ein Mitarbeiter einen Gast mit Blick auf Abstandsregeln oder die Maskenpflicht zurechtgewiesen hätte. Selbst dann nicht, wenn Gäste sich ganz offensichtlich absichtlich nicht an die Regeln gehalten haben, etwa bei einem Gespräch an der Rezeption.
In Teilen berechtigte Kritik am Verhalten der Urlauber
Ein in Deutschland immer wieder vorgetragenes Argument hat sich meines Erachtens leider zudem als wahr erwiesen. Im Urlaub versuchen die Leute den Lockdown und die scharfen Regeln ein wenig hinter sich zu lassen. Hierfür gibt es viele Beispiele. Immer wieder sind mir zum Beispiel im Castillo Son Vida Personen begegnet, die zum Telefongespräch in der Lobby oder auf dem Gang ihre Maske abgenommen haben. Im Spa oder auch im Restaurant trägt niemand einer Maske, sobald sie oder er sich auf dem Liegestuhl oder am Platz niedergelassen hat – offiziell wäre das eigentlich vorgesehen. Dass sich verschiedene Haushalte zudem an einen Tisch setzen, kommt öfter vor, als man in diesen Zeiten vermutlich denken mag.
Ich will überhaupt nicht sagen, dass sich die Leute “daneben” benehmen würden und die “Sau herauslassen” – das ist absolut nicht der Fall. Man merkt allerdings, dass die Regeln ausgesprochen lax interpretiert werden und alle genießen, mehr oder weniger normal ihren Urlaub verbringen zu können. Dass die Regeln zudem gerade in Luxushotels lax sind, fördert dieses Verhalten. Ich würde fast behaupten, dass mein Urlaub gerade im Castillo Hotel Son Vida ganz nah an dem dran ist, was in normalen Zeiten der Standard wäre. Man frühstückt ganz normal im Restaurant, man geht ganz normal an den Pool oder in den Fitnessraum, kann zwischendurch in der Sauna oder im Dampfbad entspannen und genießt am Abend ein mehrgängiges Abendessen im Restaurant, ehe man sich danach noch einen Drink an der Bar gönnt. Dass man unter diesen Umständen gerne vergisst, dass die Pandemie noch eine berechtigte Gefahr ist, kommt nicht unbedingt überraschend.
Fazit zu meinen ersten Eindrücken vom Luxusurlaub auf Mallorca
Fraglos ist es sehr angenehm, in diesen Tagen auf Mallorca im Großen und Ganzen “normal” Urlaub machen zu können, aber die Kritik aus Deutschland ist durchaus auch berechtigt. Zwar sind die Einreisekontrollen strikt und auch die allgemeinen Regeln auf der Insel alles andere als lax, zumal man selbst die meisten Touristenorte fast komplett für sich hat. In Luxushotels bildet sich aber eine doch eher bedenkliche Parallelgesellschaft, in der die Regeln nicht nur weniger strikt sind, sondern auch nicht stringent eingehalten werden. Mit dem eigenen Verhalten kann man natürlich viel beeinflussen und durch negative Tests und geringe Fallzahlen sind die Gefahren auch objektiv etwas geringer, doch im Blick haben sollte man diese Aspekte bei der Reiseplanung dennoch.