Die Qatar Airways First Class ist allein dadurch ein gewisser Exot, dass sie von der Airline kaum erwähnt wird. Dennoch waren meine ersten Eindrücke des Produktes gut, wenngleich der Unterschied zur Business Class tatsächlich nicht allzu groß ist.
Bei manchen Airlines ist die First Class ein echtes Erlebnis, das schon am Boden beginnt. Bei Qatar Airways dagegen ist die First Class sozusagen eine nette Ergänzung auf manchen Strecken, aber steht bei Weitem nicht so im Fokus wie die Lufthansa First Class. Überraschen mag das nicht, denn das Produkt gibt es ausschließlich im Airbus A380, der nur auf wenigen Strecken (Frankfurt, London, Paris, Melbourne, Sydney, Perth, Guangzhou und Bangkok) zum Einsatz kommt. Man muss dabei aber auch sagen: Bei einem Abflug in Doha erwartet einen am Boden ein deutlich exklusiveres Erlebnis. Mein Abflug in Frankfurt war dagegen nicht gerade von Exklusivität geprägt.
Persönliche Begrüßung am Boden & ab in die Senator Lounge
Man muss Qatar Airways dennoch zu gute halten, dass die Airline versucht, das Erlebnis am Boden so attraktiv wie möglich zu gestalten. Beim Check-in wurde der Manager heran gerufen, um mich persönlich zu begrüßen und einen guten Flug zu wünschen – eine nette Geste. Ansonsten passiert am Boden nichts, was der Rede wert ist. Man geht allein durch die normale Security und Passkontrolle und zum Gate im Bereich C. Als First Class Passagier bei Qatar Airways darf man dort dann die Lufthansa Senator Lounge nutzen, Business Class Passagiere kommen “nur” in die Business Class Lounge. Angenehm ist die auf Grund der Abflugzeit nach allen Lufthansa-Langstrecken ab diesem Bereich, sodass ich am Anfang komplett allein in der Lounge war.
Nach ein wenig Entspannung in der Lounge erwartet einen danach wieder das typische Erlebnis am Boden. Man darf alleine zum Flugzeug marschieren und dort dann das Priority Boarding nutzen – gemeinsam mit allen Business Class Passagieren und Statusgästen, sodass man bei einem Airbus A380 im Prinzip einer von hundert Gästen ist. Auch dass ist natürlich nicht sonderlich schlimm, eine vergleichbare Exklusivität wie der First Class Transfer in der Limousine bei Lufthansa gibt es aber eben nicht, wenn man ab Frankfurt in der Qatar Airways First Class fliegt.
Komfortabler Sitz & eine schicke Kabine
Qatar Airways hat eine ziemlich klassische First Class im Airbus A380 verbaut – zwei Sitzreihen mit je vier Sitzen in einer 1-2-1 Konfiguration. Genau dasselbe findet man auch in der Swiss First Class oder der ANA First Class. Die Sitze selbst sind in hellen Farbtönen gehalten und wirken sehr edel, was auch so für die gesamte Kabine gilt.
Diese ist zudem auch besonders geräumig, weil es keine Staufächer über den Sitzen gibt. Rein optisch betrachtet gehören die Sitze für mich ganz klar zu den Favoriten unter den Produkten, die ich bislang kennen lernen durfte. Dazu kommt, dass die First Class von Qatar Airways im Prinzip ohne relevante Abnutzungsspuren daherkommt, ganz anders als etwa die Thai Airways First Class im Airbus A380.
Der Sitz selbst lässt auch keine Wünsche offen. Es handelt sich um einen sehr breiten und auch sehr komfortablen Sitz, auf dem man selbst in aufrechter Position enorm angenehm sitzen kann. Einzig der Stauraum ist für ein First Class Produkt ein wenig limitiert, weil auf die großen Staufächer in der Seitenverkleidung verzichtet wird und es auch direkt am Sitz nur kleinere Staufächer gibt. In der Business Class wäre dies vollkommen in Ordnung, in der First Class bieten anderes Airlines etwas mehr. Ansonsten gibt es an dem Bordprodukt wirklich nichts auszusetzen, so kann auf dem Ottomanen etwa ein Mitreisender Platz nehmen, um gemeinsam zu essen.
Eine gute Privatsphäre wird durch eine hohe Abtrennung im Kopfbereich gewährleistet, komplett abschirmen kann man sich dadurch aber nicht von der Kabine. Die Sitze in der Mitte bieten zudem eine flexible Abtrennung, die sich hoch und runterfahren lässt, sodass gemeinsame Reisende sich auf einen hohen Komfort freuen dürfen.
Hoher Schlafkomfort & hervorragendes Entertainment
Die First Class von Qatar Airways wird in manchen Reviews dafür kritisiert, sich nicht wirklich stark von der Business Class abzugrenzen. Hier muss ich gewissermaßen widersprechen, denn der Schlafkomfort ist noch einmal eine ganz andere Liga. Man darf sich auf eine sehr breite Liegefläche und einen überraschend weichen Untergrund freuen. Darüber hinaus gibt es eine Matratzenauflage, zwei Kissen sowie eine kuschelige Decke. Zwar ist der Flug von Frankfurt nach Doha ein Tag- oder Abendflug, dennoch habe ich ein kleines Nickerchen eingelegt und wirklich hervorragend geschlafen, auch weil die Kabine sehr ruhig und privat ist – was den Schlafkomfort angeht ist die Qatar Airways First Class meiner Meinung nach nochmal ein klares Upgrade zur Business Class.
Auch beim Entertainment würde ich soweit gehen und sagen, dass die First Class noch einmal überlegen ist. Das beginnt mit dem sehr großen Bildschirm, der einem ein echtes Kinogefühl gibt. Auswahl und Bildqualität sind ebenfalls hervorragend. Dazu kommt, dass es natürlich verschiedenste Zeitungen und Zeitschriften gibt.
Ein klarer Vorteil gegenüber der Business Class ist zudem das den gesamten Flug über kostenlose WLAN, wenngleich dieses im Airbus A380 (bereitgestellt von On Air) leider kaum nutzbar ist, während andere Flugzeuge in der Flotte wirklich schnelles WLAN bieten – schade, aber dennoch eine nette Geste und ausreichend für Messaging und E-Mails.
Leckeres Essen & guter Service
Wenn es um die Differenzierung zwischen Business & First Class bei Qatar Airways geht, dann ist der größte “Kritikpunkt” vermutlich der Bereich der Verpflegung, denn hier lassen sich zumindest auf den ersten Blick keine allzu großen Unterschiede feststellen. Der Service war zudem bei meinem Flug in der First Class zwar extrem aufmerksam und bemüht, aber das war auf meinem folgenden Flug in der Business Class kaum anders. In der First Class hatte ich sogar einen “eigenen” Flugbegleiter und wurde fast schon nervig häufig gefragt, ob ich noch etwas möchte. Dabei hat allerdings nicht immer alles perfekt geklappt und der Flugbegleiter wirkte ein wenig unerfahren – das ist keine echte Kritik, war er doch jederzeit nett und zuvorkommen. Dennoch merkt man bei anderen Airlines, dass in der First Class nur die Flugbegleiter arbeiten, die auch schon sehr viel Erfahrung haben.
Das Essen besteht aus einem à la carte Menü, von dem man jederzeit etwas bestellen kann. Die Auswahl fand ich soweit gut und auch die Präsentation ist stilvoll. Der Unterschied zur Business Class fällt allerdings allen voran in der Qualität der Speisen und Getränke auf. So startet der Flug beispielsweise mit Krug Champagner und einem Canapé statt nur einem “normalen” Champagner.
Bei den normalen Mahlzeiten darf man sich unter anderem auf Kaviar zusätzlich zu den normalen Vorspeisen freuen. Nichts davon macht für mich persönlich wirklich den großen Unterschied, dennoch wird in der First Class doch noch einmal ein bisschen mehr geboten als in der Business Class.
Ein kleines Highlight ist zudem noch für den Airbus A380 spezifisch und zwar unabhängig von Eurer Reiseklasse: Die Bar im hinteren Teil des Flugzeugs, an der man sich mit Cocktails und anderen alkoholischen sowie nicht-alkoholischen Getränken versorgen kann.
Hier habe ich mich länger mit meinem einzigen Mitreisenden in der First Class unterhalten, der üblicherweise in der Business Class der Airline fliegt und mehr oder weniger meine Eindrücke des Fluges geteilt hat. Kurz zusammengefasst: Ein nettes Erlebnis, bei dem man noch einmal einen Unterschied spürt, aber nicht den Aufpreis wert.
Fazit zu meinen Eindrücken der Qatar Airways First Class
Ein Flug in der Qatar Airways First Class macht definitiv Spaß und ist meiner Meinung nach auch nochmal ein Stück besser als in der Business Class (selbst der QSuite, die ich danach geflogen bin). Geht es um ein bezahltes Ticket, wäre mir die First Class den Aufpreis zur sowieso schon sehr guten Business Class aber nicht wert. Mit Meilen sieht das anders aus, denn die Qatar Airways First Class lässt sich mit einem Weiterflug in der Business Class günstig mit Asia Miles buchen. Für je nach Strecke 10.000 bis 25.000 Meilen mehr pro Ticket kann ich das besondere Erlebnis aber durchaus empfehlen!