China ist ein einmaliges Land, wenn es um das Thema Schnellzüge geht. Das perfekte Beispiel dafür ist die Business Class in ausgewählten chinesischen Schnellzügen. In diesem Review zeige ich Euch, warum dieses Produkt so besonders ist!
In China gibt es nicht nur zahlreiche verschiedene Typen von Zügen, sondern dabei jeweils auch noch andere Klassen. Bei Schnellzügen (den sogenannten G oder D Trains) gibt es in den meisten Fällen nur zwei Klassen, die ich auch bereits getestet haben:
Auf den wichtigsten Verbindungen gibt es allerdings noch einmal besondere Züge, die über eine sogenannte Business Class verfügen. Dies ist etwa zwischen Peking und Shanghai, aber auch auf anderen Hochgeschwindigkeitsstrecken der Fall. Dabei ist wichtig: Die Business Class ist noch einmal deutlich über den regulären First Class angesiedelt!
Schnellzug in China Business Class – die Buchung
Die Business Class in chinesischen Schnellzügen ist die mit Abstand teuerste Klasse und liegt preislich in den allermeisten Fällen deutlich über dem Preis für ein Flugticket. Auf einer Strecke wie Shanghai – Peking bezahlt Ihr für diese Klasse zwischen 150 und 250 Euro, auf kürzeren Strecken gibt es Tickets auch für 50 Euro oder weniger. In jedem Fall handelt es sich allerdings um äußerst teure Tickets, die meist bei mindestens dem Doppelten der First Class und mindestens dem Dreifachen der zweiten Klasse in chinesischen Schnellzügen liegen.
Dabei funktioniert die Buchung nach demselben Muster. Ihr könnt die Tickets entweder über Reisebüros, am Schalter am Bahnhof oder über Online-Buchungsplattformen wie CTrip kaufen. Üblicherweise sind die Tickets etwa einen Monat im Voraus buchbar, auf englischsprachigen Plattformen kann man die Tickets auch schon zuvor kaufen – der Kauf wird dann vom jeweiligen Reisebüro übernommen, sobald die Tickets verfügbar sind. In den meisten Fällen muss man die Tickets danach dann noch am Bahnhof am Schalter mit dem Reisepass abholen.
Schnellzug in China Business Class – das Boarding
Grundsätzlich läuft das Boarding auch in der Business Class von chinesischen Schnellzügen nicht anders ab als in anderen Klassen. Etwa 15 Minuten vor der Abfahrt kommt man an das jeweilige Gate und scannt das Ticket, danach kommt man zum Zug. Der Unterschied liegt darin, dass es meist eine Schlange gibt, die nur für die First Class zur Verfügung steht – eine Art Priority Boarding. Bei der Sicherheitskontrolle, die zuvor beim Betreten des Bahnhofs stattfindet, gibt es allerdings meist keine Priorität für Passagiere der First Class.
Dafür gibt es an einigen Bahnhöfen allerdings eine Business Class Lounge, in der man entspannt mit Getränken und Speisen auf den Zug warten kann. Bei meiner Fahrt von Suzhou nach Hangzhou gab es ein solches Angebot allerdings leider nicht.
Schnellzug in China Business Class – der Sitz
Die Business Class in chinesischen Zügen kommt nicht immer mit derselben Kabine daher, da es je nach Zug unterschiedliche viele Sitze gibt. Viele Schnellzüge haben sogar überhaupt keine Business Class. Ich war in diesem Fall mit einem Zug des ICE-Herstellers Siemens unterwegs. Hier handelt es sich um das baugleiche Modell zum deutschen ICE 3, sodass mir die Kabine als solche bekannt vorkam. Die Business Class befindet sich in einer Mini-Kabine direkt hinter dem Lokführer, wo in Deutschland ein Ruhebereich mit acht Plätzen in der ersten oder zehn Plätzen in der zweiten Kabine Platz zu finden ist. In der Business Class von chinesischen Zügen gibt es hier insgesamt nur fünf Plätze.
Dadurch wirkt die Kabine natürlich sehr privat. Generell habe ich so etwas noch nie in einem Zug gesehen, sodass ich doch erst einmal Schmunzeln musste. Immerhin handelt es sich hier auch nicht um einen Nachtzug, sondern einfach nur um eine sehr komfortable Kabine für eine Zugfahrt am Tag.
Die Sitze befinden sich in einer 2-1 und 1-1 Anordnung und sind sehr angenehm breit. Im Vergleich zu einem deutschen ICE sitzt man hier wirklich extrem komfortabel.
Die Privatsphäre hält sich allerdings eher in Grenzen, denn anders als bei neueren Business Class Produkten im Flugzeug ist die Kabine grundsätzlich komplett offen.
Dafür gibt es allerdings jede Menge kleinere Sachen, die den Sitz für einen Zug einfach nur besonders machen. Das fängt mit einer Leselampe an und erstreckt sich über die verschiedenen Verstellfunktionen des Sitzes bis hin zu einer großen seitlichen Ablage für Getränke und Zeitschriften.
Darüber hinaus kann man natürlich auch einen Tisch ausklappen, auf dem man stabil arbeiten oder essen kann – generell erinnert der gesamte Sitz ein wenig ans Flugzeug.
Ganz in diesem Sinne gibt es auch die Möglichkeit, den Sitz zu einem komplett flachen Bett zu verstellen. Für mich ein Novum in einem Zug (außer bei Nachtzügen).
Auch ansonsten lassen sich zahlreiche Relax-Positionen einstellen, sodass man ohne Probleme eine angenehme Sitz- oder Liegeposition vorfindet!
Hinter der letzten Sitzreihe (die Sitze werden jeweils in Fahrtrichtung gedreht) ist zudem noch jede Menge Platz für Gepäck, sodass man dieses problemlos verstauen kann.
Insgesamt ist die Business Class Kabine in chinesischen Schnellzügen doch etwas ganz besonderes, das man sich so in anderen Zügen im Prinzip nur erträumen kann.
Schnellzug in China Business Class – das Catering
Beim Catering ist der Vergleich zu Fluggesellschaften und deren Business Class sicherlich nicht so angebracht wie beim Sitz. Beim Boarding gibt es eine kleine Packung und eine Flasche Wasser.
In dem Geschenk befinden sich ein paar durchaus leckere Kekse, allerdings kein substanzielles Catering wie es etwa bei einigen europäischen Zuggesellschaften kostenfrei geboten wird.
Warme Mahlzeiten kann man sich zwar aus dem Bordrestaurant bestellen, dann allerdings muss man dafür auch wie in allen anderen Klassen bezahlen.
Schnellzug in China Business Class – das Entertainment
In puncto Entertainment überzeugen die chinesischen Schnellzüge grundsätzlich auch, besonders in der Business Class. Hier gibt es wie im Rest des Zuges natürlich auch WLAN, wobei die Nutzung nur mit einer chinesischen Handynummer möglich ist. Die Geschwindigkeit ist dafür recht gut. Zudem gibt es noch ein Magazin, das allerdings nur auf chinesisch gehalten ist. Auch eine Zeitung wartete bereits am Sitz auf mich.
Was in der Business Class der chinesischen Züge besonders ist, ist das verfügbare Entertainment-System. Hier gibt es auf einem ausklappbaren Bildschirm verschiedene Filme und Serien – allerdings ist auch hier alles komplett auf Chinesisch gehalten.
Als Tourist profitiert man vom Entertainment der Business Class in chinesischen Schnellzügen also nicht wirklich, wenngleich ich die Annehmlichkeiten (zum Beispiel auch Hausschuhe) durchaus sehr eindrucksvoll finde.
Aus neutrale Perspektive ist das Angebot der chinesischen Schnellzüge in der Business Class allerdings wirklich sehr gut, denn so viel Entertainment gibt es in einem Zug dann doch eher selten.
Schnellzug in China Business Class – Fazit
Die Business Class in einem Schnellzug in China ist ein ganz besonderes Erlebnis. In einem normalen Zug gibt es weltweit wohl kaum ein besseres Angebot, wenngleich man sich auch fragen darf, wer einen solchen Luxus und Komfort überhaupt braucht. Ein Erlebnis ist ein Trip in der Business Class aber auf jeden Fall, nicht nur für diejenigen, die sowieso gerne Zug fahren!