Zahlen des Bundesverkehrsministeriums stimmen nachdenklich – sowohl im Fern- als auch im Regionalverkehr entfallen immer mehr Züge teilweise oder ganz.
An Verspätungen sind Passagiere der Deutschen Bahn (DB) schon gewöhnt. Nachdem das Pünktlichkeitsziel für das vergangene Jahr verfehlt wurde, waren immerhin Fernzüge selten mehr als eine Stunde verspätet. Bauarbeiten an verschiedensten Stellen sollen zwar die Pünktlichkeit verbessern, doch das Streckennetz wird gleichzeitig auch immer schlechter. Keine guten Vorzeichen für die Bahn und ihre Passagiere. Und wie die Bahnblogstelle berichtet, bleibt es zudem nicht bei Verspätungen – Zugausfälle werden immer häufiger.
Das Wichtigste in Kürze
- Jeder dreißigste IC oder ICE entfällt ersatzlos
- Auf jeder zwanzigsten Fahrt kommt es zu Teilausfällen
- Auch im Regionalverkehr ist die Anzahl der Zugausfälle deutlich gestiegen
Probleme auf jeder zwanzigsten Fahrt
Das Bundesverkehrsministerium legt Statistiken offen, anhand derer drastisch gestiegenen Zugausfälle ersichtlich werden. Etwa jeder dreißigste ICE oder Intercity fällt ersatzlos aus. Teilausfälle kommen auf jeder zwanzigsten Strecke vor. Für Passagiere heißt dies, dass der Zug ab einem gewissen Punkt nicht mehr weiterfährt.
Diese Zahlen sind in den vergangenen Jahren drastisch gestiegen, denn bis vor vier Jahren sah die Statistik noch anders aus. Zwischen 2015 und 2020 wurde laut dem Ministerium lediglich jeder hundertste Zug gestrichen. Doch nicht nur die Intercity und ICE sind betroffen. Auch im Regionalverkehr fallen immer mehr Züge ganz oder teilweise aus. Von 2019 bis 2023 kann das Ministerium eine Steigerung von einem auf vier Prozent feststellen.
Infrastruktur als Sündenbock?
Das Schienennetz und die marode Infrastruktur der Bahn bringt sicherlich viele Probleme mit sich. Allerdings kritisiert Verkehrspolitiker Matthias Gastel (Grüne), alle Krisen darauf zu schieben:
Die Deutsche Bahn darf nicht alle Probleme auf die kaputte Infrastruktur schieben. Sie muss die Anzahl der Ausfälle deutlich reduzieren.
Matthias Gastel
Nach Einschätzung des Politikers wären auch die verzögerte Bereitstellung der Züge sowie die fehlenden Ersatzzüge Problemursachen. Selbst der Infrastrukturvorstand des Konzerns, Berthold Huber, bemängelt den Status quo, wie die Bahnblogstelle berichtet.
Wir organisieren den Alltag der Menschen, und die Menschen haben das Gefühl, dieser Alltag funktioniert nicht mehr.
Berthold Huber, Infrastrukturvorstand der DB
Gleichwohl ist die anstehende Generalsanierung bitter nötig und startet im Juli auf der Strecke der Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim. Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) blickt dadurch zumindest hoffnungsvoll auf die Pünktlichkeit der Fernzüge bis Ende des Jahres. Huber rechnet damit, dass sich durch die umfassende Sanierung die Kapazität der heutigen Strecken um ein Fünftel erhöhen lässt.