Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) verkündete bei einer Pressekonferenz der EU-Ratspräsidentschaft gegenüber seinen Kollegen eine Revolution auf den Schienen an – konkret damit gemeint ist das Wiederaufleben des TEE Zuges.
Im Zuge des Debakels rund um die PKW Maut machte sich der Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) keinen guten Namen und stand in der Öffentlichkeit zunehmend in der Kritik. Nun gab er bei einer Pressekonferenz bekannt, dass er eine europaweite Ausweitung des Zugverkehres plane. Auf seiner Agenda ganz oben steht der TEE Zug. Der TransEuropExpress aus den 50er Jahren der Deutschen Bahn soll nun in der TEE 2.0 Kennzeichnung sein Comeback starten, wie der Spiegel berichtet.
Mit Hochgeschwindigkeitszügen direkt von Paris über Köln, nach Berlin und Warschau
Nach dem “Deutschlandtakt” möchte der Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) nun auch einen “Europatakt” auf den Schienen einführen. In einer Pressemitteilung im Rahmen der EU-Ratspräsidentschaft sprach er sich gegenüber seinen Kollegen für einen Ausbau der Hochgeschwindigkeitszüge aus. Ein solches Modell gab es bereits in der Bahngeschichte, welches der Verkehrsminister nun revolutionieren will: den TEE Zug der Deutschen Bahn aus den 50er Jahren. Mit seinem Pilotprojekt TEE 2.0 soll dieses Modell wieder aufleben und bestehende Zugverbindungen besser miteinander verbunden werden. So soll das Projekt “auf attraktive, schnelle und durchgehende Weise Fernverkehre über Grenzen hinweg” miteinander verbinden.
Der Trans-Europ-Express verband zwischen 1957 und 1987 viele europäische Städte mit einer zu seiner Zeit schnellen Verbindung – natürlich nur erster Klasse und luxuriös eingerichtet. Einige der Verbindungen übernahm dann der EuroCity der Deutschen Bahn. Mit den TEE 2.0 will er das Hochgeschwindigkeitsnetz bis 2025 ausgebaut haben, wie der Merkur berichtet, und damit auch aktiven Klimaschutz betreiben. Durch den damit verbundenen Ausbau der Nachtzugangebote soll es möglich sein, in 13 Stunden von Amsterdam nach Rom, von Paris nach Warschau und Berlin nach Barcelona zu kommen.
Es geht um schnelle und durchgehende Zugverbindungen. Nach dem Vorbild des Deutschland-Takts wollen wir einen Europa-Takt etablieren – die Menschen sollen mit der Bahn besser durch Europa kommen. Dafür brauchen wir ein EU-Förderprogramm. Wir wollen möglichst viele Bahnunternehmen in der Europäischen Union von unserem TEE-Konzept überzeugen, damit bis Ende des Jahres eine Absichtserklärung unterzeichnet werden kann.
Bundesverkehrsminister, Andreas Scheuer (CSU)
Mit dem französischen Hochgeschwindigkeitszug “TGV Euroduplex” oder dem neuen ICE 3 gäbe es bereits mögliche Varianten, die als Vorbild für das TEE 2.0 Konzept dienen könnten.
Deutsche Bahn äußert sich kritisch zum TEE 2.0 Projekt des Verkehrsministers
Die Deutsche Bahn, deren Eigentümer der Staat ist, hatte es zuletzt in der Coronakrise nicht leicht. Auch sie vermeldete einen starken Rückgang der Passagierzahlen. Jüngst veröffentlichte sie eine Studie, die belegt, dass das Ansteckungsrisiko in Zügen wesentlich geringer ist, als vermutet. Die Vorstellung des neuen europaweiten Hochgeschwindigkeitsnetzes durch den Verkehrsminister wurde von der Zentrale der Deutschen Bahn entsprechend verhalten aufgefasst. Auf Nachfrage des Spiegels sieht sich die Deutsche Bahn bereits gut im europäischen Streckennetz etabliert. Die vorhandenen europäischen Verbindungen “erfreuen sich bereits großer Beliebtheit bei den Kunden” und sollen in den nächsten Jahren weiter ausgebaut werden. Dazu zählt auch die Wiederaufnahme des Nachtzugangebotes in Kooperation mit der österreichischen ÖBB und der schweizerischen SBB. Dennoch ist das europäische Streckenangebot durch den rasanten Aufstieg von Low Cost Airlines wie easyJet und Ryanair deutlich zurückgegangen. 2014 wurde beispielsweise die Nachtverbindung von München nach Kopenhagen von der Deutschen Bahn eingestellt.
Aber auch aus der Bundestagsfraktion kommt Kritik an dem Vorhaben des Verkehrsministers. Der bahnpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Matthias Gastel appelierte an Andreas Scheuer seinen Worten auch Taten folgen zu lassen, besonders im Hinblick auf die Klimakrise:
Nun müssen auch konkrete verkehrspolitische Maßnahmen folgen. Die Länder Europas haben mit ihren oftmals sehr dichten Eisenbahnnetzen wahre Schätze, die für die Klimapolitik endlich besser verknüpft werden müssen.
Matthias Gastel, bahnpolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion
Dafür sind mehr Investitionen in den Ausbau des Schienennetzes nötig. Auch das EU-Förderprogramm soll für die Realisierung des TEE 2.0 Projektes eine große Rolle spielen, wobei die Bundesregierung, nach Angaben des Spiegels, auch bereit ist, für den Streckenausbau und den dadurch betriebenen Klimaschutz der Deutschen Bahn finanzielle Zuwendungen zu machen.
Fazit zu der Revolution des “Trans-Europ-Express”
Durch die aktuelle Coronakrise streichen viele Airlines ihre Kurzstrecken zusammen. Da kommt der Wechsel auf die Schienen für viele günstig. Seit Jahren versucht die Deutsche Bahn ihr Strecken- und Zugangebot weiter auszubauen und Bahnfahren attraktiver als das Fliegen zu machen. Mit der Ankündigung des Verkehrsministers Andreas Scheuers einen alten Hochgeschwindigkeitszug aus den 50er Jahren – den Trans-Europ-Express in einer revolutionierten Weise als TEE 2.0 wieder auf die Schienen zu bringen, ist daher erst mal ein guter Einwand. Ob und wann sich das Projekt allerdings realisieren lassen wird, ist fraglich, zumal die Deutsche Bahn bereits selbst an dem Ausbau europäischer Verbindungen arbeitet und in der Vergangenheit einige von ihnen gestrichen hat.