Deutsche Urlauber reisen lieber bequem und bevorzugen das Fliegen über Bahnreisen – das ergab eine Umfrage im Auftrag der Umweltorganisation Germanwatch.
Zu Zeiten, in denen die Themen Klimawandel und Umweltschutz weder im alltäglichen Leben, noch bei Reisen wegzudenken sind, kommt das Ergebnis einer repräsentativen YouGov-Umfrage überraschend: Die Deutschen zeigen wenig Bereitschaft, nachhaltiger zu reisen und ihre Flugreisen mit Zugreisen zu ersetzen, wie Bahnblogstelle berichtete.
Wenig Bereitschaft für Bahnreisen
Rund vier Jahre ist es nun her, dass die schwedische “flygskam” Bewegung, übersetzt Flugscham, durch fünf berühmte Persönlichkeiten, darunter Greta Thunbergs Mutter, ins Leben gerufen wurde. Ziel war es in erster Linie, die Leute aus ökologischen Gründen von Flugreisen abzuhalten und für Zugreisen zu motivieren. Durch Social Media hat sich dann das Train-Brag-Movement verbreitet und Zugfahrer haben ihre nachhaltigen Reisen stolz veröffentlicht.
Doch trotz vieler Bewegungen rund um diese Thematiken sowie der Evidenz, dass die Anreise per Zug nachhaltiger sind als per Flug, kann sich der Großteil der Deutschen nicht wirklich für Zugreisen begeistern. Die Umweltorganisation Germanwatch hat eine repräsentative Umfrage gestartet und dabei entdeckt, dass lediglich 42 Prozent der Deutschen Erwachsenen das Flugzeug durch einen Zug ersetzen würden, sofern der Preis denn stimme – und genau hier liegt das Problem. Billigairlines übertrumpfen sich gegenseitig und bieten bzw. boten innerdeutsche Flüge sowie ins Ausland, z.B. nach Spanien für teilweise gerade mal 20 Euro an. Doch wie soll die Bahn da mithalten können?
Im Jahr 2019 wurde das Thema Preisunterschied zwischen Bahn- und Flugreisen umfassend diskutiert. Dennoch ist man sich unklar, ob man nur einen langfristigen Wandel erreichen könne, wenn Kerosin hoch versteuert wird, die Steuern auf Bahnreisen gesenkt werden und man das Streckennetz der Deutschen Bahn attraktiver ausbauen würde.
Für längere Bahnreisen mit einer Dauer von mindestens fünf Stunden zeigen sich nämlich deutlich weniger Deutsche kompromissbereit. Lediglich jeder vierte Reisende würde eine solche Strecke mit dem Zug in Kauf nehmen. Die restlichen Befragten bleiben dem Flugzeug treu und reisen lieber schneller und bequemer.
Positiv aufgefallen ist jedoch die Tatsache, dass insgesamt immerhin 60 Prozent der Deutschen mit dem Zug durch Europa fahren würden.
Nachbarländer deutlich flexibler
In Deutschlands Nachbarländern scheint die ganze Thematik schon fortgeschrittener zu sein. In Polen, Frankreich und den Niederlanden sind über die Hälfte der Befragten bereit, auf eine Zugreise umzusteigen, um einen Teil zum Klimaschutz beizutragen.
Insbesondere in Betracht auf längere Zugfahrten stechen die Unterschiede zu Deutschland hervor. In Polen würden 53 Prozent der befragten Personen über fünf Stunden Zug fahren, selbst wenn die Möglichkeit zu einer Flugreise bestehe. Auch die Niederlande und Frankreich sind mit einem Prozentsatz zwischen 40 und 42 Prozent sehr kompromissbereit und sehen kein Problem darin, in einen Langstrecken-Zug zu steigen.
Fazit zu Deutschlands Präferenzen
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Deutsche trotz dem Wandel noch nicht bereit sind, umfassend vom Flugzeug auf die Bahn umzusteigen. Das Hauptproblem bei Zugreisen ist jedoch meistens die Dauer sowie der Preis, welche die Reise mit der Bahn vergleichsweise schlecht dastehen lässt. Laut Germanwatch-Referentin Lena Donat, sollten Bahntickets demnach günstiger verkauft werden, sodass der preisliche Unterschied zwischen Flügen und Bahnreisen deutlicher heraussticht und das Bahnfahren attraktiver wird.
Nutzt Ihr schon die Bahn statt dem Flugzeug? Oder würdet Ihr wechseln, sofern Tickets günstiger werden?