Virgin Australia arbeitet an einer neuen Strategie und wird dafür auch die Flotte verändern. Betroffen ist davon eine Order bei Boeing, was gleichzeitig einen weiteren Rückschlag bedeutet.
Eigentlich waren bei Boeing zuletzt positivere Zeiten angebrochen. Der Flugzeugbauer durfte sich darüber freuen, dass die Boeing 737 MAX nach zwei fatalen Abstürzen in den letzten Jahren zuerst in den USA die Wiederzulassung erhielt und bald auch wieder in Europa fliegen darf. Darüber hinaus sind die ersten Maschinen in Brasilien bereits wieder regelmäßig im Betrieb. Dennoch gibt es für Boeing nicht nur gute Nachrichten, denn Virgin Australia hat eine geplante Bestellung halbiert, wie aus einer Pressemitteilung hervorgeht.
Nur noch 25 Boeing 737 MAX in der Flotte von Virgin Australia
Die australische Fluggesellschaft Virgin Australia hat ebenfalls einige harte Monate hinter sich. Nach der Pleite war die Fluggesellschaft von einem Investorenkonsortium übernommen und neu ausgerichtet worden. Die neue Strategie der Airline besteht aus einem etwas verminderten Fokus auf den Premium-Markt und eine Rückbesinnung auf den früheren Markenkern. Gleichzeitig will Virgin Australia auch nicht als Günstigflieger auftreten, mittelfristig sind auch wieder internationale Flüge geplant. Dass sich im Zuge der Restrukturierung auch die zukünftige Flotte verändert, ist entsprechend keine große Überraschung. Im Orderbuch tauchten bis zuletzt noch insgesamt 48 Boeing 737 MAX auf, was für die etwas bescheideneren Ziele der Airline in den nächsten Jahren schon lange zu viel schien. Entsprechend dürfte die Ankündigung von Virgin Australia für Boeing zumindest in Teilen auch positiv gelesen werden.
Konkret wollen die Australier ihre Order nämlich nur “umstrukturieren”, wie es in der Mitteilung heißt. Bislang war geplant, dass Virgin Australia insgesamt 25 Boeing 737 MAX 10 – die größere Variante der Maschine – ab 2021 erhält. Weitere 23 Boeing 737 MAX 8 – die kleinere Ausführung – sollten dagegen erst ab 2025 ausgeliefert werden. Die letztgenannte Order wird nun komplett gestrichen, dafür hält Virgin Australia allerdings an der Bestellung von 25 größeren Boeing 737 MAX fest. Diese wiederum sollen später zur Flotte stoßen, geplant ist eine Auslieferung nun ab der Mitte des Jahres 2023. Damit setzt die australische Airline ihre Strategie zur Simplifizierung der Flotte fort. Schon ab diesem Jahr kommen nur noch Boeing 737-800 sowie Airbus A330-200 und bei einer Regionaltochter Fokker 100 zum Einsatz – alle anderen Maschinen verlassen die Flotte.
Enge Bestuhlung statt Premium in der Boeing 737 MAX
Die Restrukturierung der Bestellung von Virgin Australia geht aber nicht nur mit anderen Flugzeugtypen einher. Vielmehr will die Airline auch die geplante Bestuhlung verändern. Ursprünglich war für die Boeing 737 MAX eine Bestuhlung mit flachen Sitzen in der Business Class geplant, um einen hohen Komfort für transkontinentale Flüge von Perth nach Brisbane, Melbourne und Sydney zu bieten. Mit diesem Plan ist es nun vorbei, denn stattdessen will die Airline die Maschinen auf inneraustralischen Kurzstrecken sowie kürzeren Interkontinentalrouten einsetzen. Der Fokus wird dabei auf möglichst vielen Sitzen in der Kabine liegen. So heißt es im Statement der Airline:
These enhancements will give us the ability to manage demand and deploy the B737 MAX 10 on high-density domestic and short-haul international routes or where there are constraints due to slot availability limitations.
Virgin Australia Group CEO and Managing Director Jayne Hrdlicka
Diese Herangehensweise passt zur zukünftigen Strategie der Fluggesellschaft. Deshalb darf man davon ausgehen, dass die neuen Jets von Virgin Australia zwischen 190 und 210 Sitzen bieten werden, je nachdem wie groß die Business Class ausfallen wird. An dieser nämlich möchte die Airline weiterhin festhalten, wenngleich voraussichtlich mit einem weniger komfortablen Produkt als einstmals geplant.
Fazit zur Restrukturierung der Virgin Australia Bestellung
Für Boeing ist die Änderung der Bestellung von Virgin Australia vermeintlich gar keine so schlechte Nachricht – immerhin hatten viele damit gerechnet, dass die Airline die Bestellung auch komplett absagen könnte. Mit dem Strategieschwenk wird Virgin Australia die Hälfte der ursprünglichen Maschinen anders einsetzen als bisher geplant – dennoch dürfen sich Passagiere vermutlich auf ein angenehmes Borderlebnis in den neuen Maschinen freuen.