Das Ferienflieger-Projekt “Ocean” der Lufthansa Gesellschaft steht bei der Pilotengewerkschaft stark in der Kritik. Dennoch plant die Kranich-Airline ab Sommer 2021 mit Lang- und Kurzstreckenflügen zu starten und leitet ein Bewerbungsverfahren ein.

Lufthansa plant bereits seit Monaten eine Neustrukturierung des touristischen Langstreckenverkehrs mit dem Großprojekt “Ocean”. Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit hält die Umorganisation des Lufthansa-Flugbetriebes als sehr umstritten, doch der Lufthansa Konzern ist davon stets überzeugt. Laut Informationen bei aerotelegraph.com hat die Airline bereits ein Luftverkehrsbetreiberzeugnis (AOC) beantragt und kürzlich begonnen Stellenausschreibungen zu veranlassen, zudem hat die Lufthansa bereits bekannt gegeben drei Langstreckenflugzeuge des Airbus A330 in die Flotte ab dem Frühjahr aufnehmen zu wollen. Zudem wurde veröffentlicht, dass nicht die normalen Bedingungen des betrieblichen Tarifvertrags für die Ocean GmbH gelten werden. Der Unmut der Kranich-Piloten dürfte sicherlich stärker zunehmen.

Ocean als Haupthindernis für ein langfristiges Sanierungsabkommen

Bereits Mitte August berichteten wir darüber, dass die größte deutsche Fluggesellschaft und ihre Piloten versuchen nach gescheiterten Verhandlungen über das Lufthansa-Krisenpaket eine Übergangslösung zu finden, die für die Zukunft der Airline sicherlich von großer Bedeutung sein wird. Doch derzeit gibt es keine positiven Aussichten auf eine Einigung – im Gegenteil, die VC äußert starke Kritik an den Plänen des Ocean-Projektes der Lufthansa.

Als ersten Kritikpunkt nennt der VC-Präsident das Timing dieses Projektes, welches er als äußert “unglücklich” und “fragwürdig” bezeichnete. 

Die Frage stellt sich schon, ob die Lufthansa mitten in der größten Krise seit dem 11. September so viel Geld in die Hand nehmen muss, um den ohnehin schon angeschlagenen Carriern Condor und Tui Konkurrenz im Touristikgeschäft zu machen. Wir gehen von jahrelangen Anlaufverlusten aus.

Markus Wahl, Präsident der Vereinigung Cockpit (VC)

Die Lufthansa AG nimmt zu den Vorwürfen direkt Stellung und entgegnet der VC, dass das Projekt und die Entscheidung sich in der Luftfahrtbranche neu zu strukturieren bereits vor der Krise geplant wurde und sie davon überzeugt seien, dass die Nachfrage nach privaten Urlaubsreisen schon bald schneller wieder ansteigen könnte im Gegenzug zu den Geschäftsreisen, die zuvor bei der Airline stets eine hohe Nachfrage bewirkten. Bereits im Dezember stellte die Fluggesellschaft erste Überlegungen zu einer neuen Langstreckenairline als Ersatz der Eurowings an, welche sich damals schon als sehr unprofitabel auszeichnete. Ein Projekt, das in erster Linie doch relativ sinnvoll erscheint.

Zudem kritisiert die Pilotengewerkschaft aber, dass die Strecken, die demnächst unter der kommerziellen Zuständigkeit von der Plattform “Ocean” betrieben werden, derzeit noch von konzerneigenen Mitarbeitern verwaltet werden, aber gleichzeitig der Lufthansa Konzern zahlreiche interne Stellenausschreibungen vorgenommen hat. Das würde bedeuten, dass die Piloten für den neuen Ferienflieger nicht fest eingeplant sind, sondern womöglich zu schlechteren Tarifbedingungen erstmal um einen befristeten Arbeitsplatz bei der neuen Linie bangen müssen. Eine Sprecherin der Airline äußert sich zu den Anschuldigungen wie folgt:

Lufthansa kann bestätigen, dass die neu gegründete Ocean am 9. September ein Bewerbungsverfahren gestartet hat, um rund 300 Cockpit- und Kabine-Stellen zu besetzen. Es handelt sich um eine interne Ausschreibung, mit der wir Mitarbeitern aus der Lufthansa Group in diesen schwierigen Zeiten eine Perspektive bieten können.

Sprecherin der Lufthansa Group

Zu den verschlechterten Bedingungen im Konzerntarifvertrag nahm die Sprecherin allerdings keinen Bezug. Das die Fluggesellschaft aber plant die internen, teilweise langjährigen Mitarbeiter für die neuen Ferienstrecken zu übernehmen und vielleicht somit in Zukunft die Kurzarbeit für die Angestellten erlassen kann, sind trotzdem erst einmal positive Nachrichten. Gleichwohl allerdings ist davon auszugehen, dass hinter den internen Ausschreibungen eine Verschlechterung der Bedingungen steht.

Forderungen an den Konzern nach fairen Tarifbedingungen

Marcel Gröls, Vorsitzender Tarifpolitik der VC stellt deshalb eindeutige Forderungen an den Kranich-Konzern. Er fordert die Lufthansa zunächst auf seriös bei der Planung vorzugehen, sollte also eine Rentabilität des Projektes nur unter nicht-tarifären Bedingungen möglich sein, wird das Projekt nicht dauerhaft am Markt erfolgreich sein können, denn kein Angestellter wird langfristig damit einverstanden sein, die “höchsten Qualitätsanforderungen zu leisten, aber auf die Sicherheit eines Tarifvertrages verzichten zu müssen”.

Ob Lufthansa tatsächlich unter den Bedingungen das Projekt einführen wird oder nach weiteren Verhandlungen eine Einigung mit der Pilotengewerkschaft findet, bleibt definitiv spannend. Gerade die Lufthansa musste in diesem Jahr hohe Verluste und harte Kritik einstecken, daher sollte die Airline ein gutes Konzept entwickeln, dass sich langfristig rentabel am Markt etablieren kann. Gleichzeitig allerdings ist auch der Verhandlungsspielraum der Gewerkschaft begrenzt, da die Jobperspektiven im Luftfahrtmarkt aktuell alles andere als gut sind.

Fazit zum Ocean Projekt der Lufthansa

Die Gewerkschaft stellt das Projekt zur Neustrukturierung des Lufthansa Flugbetriebes stark in die Kritik. Das Projekt ist derzeit das größte Hindernis für eine Einigung zum Lufthansa-Krisenpaket in der aktuellen Situation. Es bleibt ungewiss, wie sich die angespannte Lage zwischen der VC und der Lufthansa in den kommenden Wochen weiterentwickelt und in welche Richtung sich die Zukunft des Konzerns gestaltet.

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Autorin

Seitdem Karolin als Schülerin an einem Austauschprogramm in Frankreich teilgenommen hat, wächst täglich ihre Begeisterung für das Reisen und Entdecken neuer Länder und ihre Leidenschaft für die französische Sprache.

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