Die Schweizer Züge gelten als besonders pünktlich. Um diese Pünktlichkeit beibehalten zu können, werden verspätete ICE der Deutschen Bahn an der Grenze abgewiesen.
Die Deutsche Bahn (DB) ist nicht gerade für ihre Pünktlichkeit bekannt. Erst vor Kurzem wurde die Prognose gestellt, dass auch in diesem Jahr das Pünktlichkeitsziel nicht erreicht wird. Diese Problematik ist nicht nur für deutsche Passagiere anstrengend, sondern tangiert auch den Zugverkehr über deutsche Grenzen hinaus. Wie der Spiegel berichtet, dürfen verspätete DB-Züge immer häufiger nicht mehr über die Schweizer Grenze fahren.
Das Wichtigste in Kürze
- Mehr als jeder zehnte ICE durfte im ersten Quartal 2024 nicht über die schweizer Grenze fahren
- 60 von 545 Züge mussten in Deutschland stehen bleiben
- Der Anteil an abgewiesenen Zügen nimmt in den letzten Jahren immer weiter zu
Mehr als jeder zehnte ICE schafft es nicht in die Schweiz
Wie an den Zahlen der Deutschen Bahn erkennbar ist, lässt die Unpünktlichkeit nicht nach. Besonders Fernzüge halten sich immer seltener an die vorgegebene Zeit im Fahrplan. An der Grenze zum Nachbarland Schweiz führt das dazu, dass mehr als jeder zehnte ICE aus Deutschland nicht die Grenze passieren darf. Denn durch grenzübergreifende Verbindungen beeinflussen die Nachbarländer auch die Pünktlichkeit der SBB. Bereits im vergangenen Jahr 2023 war das Problem erkennbar. Ein Entwurf des Angebotskonzept 2035 des Bundesamts für Verkehr (BAV) sieht deshalb vor, deutsche Schnellzüge nur noch bis Basel SBB fahren zu lassen.
Um die Pünktlichkeit der eigenen Züge in der Schweiz nicht zu beeinträchtigen, setzen die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) rigorose Grenzen. Aufgrund von schlechter Infrastruktur sowie Streiks kam es im ersten Quartal des Jahres zu vielen vorzeitig beendeten Fahrten. Auf der Strecke von München nach Zürich mussten von den 545 Fahrten 60 an der Grenze beendet werden.
Tendenz steigend
Diese Zahl hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Im Jahr 2022 waren es insgesamt 1,2 Prozent aller ICE-Fahrten, im darauffolgenden Jahr 2023 dann schon 2,1 Prozent. Noch höher sind die Zahlen auf einer anderen Strecke – neun Prozent der Fahrten von Freiburg nach Basel mussten 2022 und 2023 gestoppt werden. Nach dem ersten Quartal dieses Jahres liegt der Wert bei ganzen 12,4 Prozent. Hier werden besonders Streiks als Auslöser für die Verspätung verantwortlich gemacht.
Ein Politiker der Grünen macht auf die Folgen der Unpünktlichkeit der Bahn aufmerksam:
Andere Länder fürchten sich schon regelrecht vor dem Risiko, sich Unpünktlichkeit aus Deutschland einzuschleppen.
Matthias Gastel, Grünenpolitiker
Unter anderem die im Juli begonnene Generalsanierung soll auf lange Sicht die Pünktlichkeit der DB verbessern. Bis dahin wird es allerdings vielerorts zu mehr Baustellen und Verspätungen kommen. Ob die abgeschlossene Sanierung auch langfristig das Problem an der Schweizer Grenze lösen kann, wird die Zukunft zeigen.
