Das Verhältnis von Airlines und Hotels zu Vermittlungswebsites wie Expedia ist naturgemäß eher schwierig. Blickt man zurück, verdanken viele Airlines den Websites volle Flieger und den Hotels mehr gebuchte Zimmer als es zuvor der Fall war.
Doch gerade in der letzten Zeit versuchen Airlines und Hotels ihr Möglichstes, Kunden von der Buchung über Expedia und Co. abzuhalten. Die amerikanische Airline United überlegt dazu sogar, die Zusammenarbeit mit Expedia gänzlich zu beenden. Flüge der Airline wären dann nicht weiter über die Plattform buchbar.
Vermittler sind bei Kunden beliebt
Für viele Kunden sind Vermittlungswebsites und Online-Reiseveranstalter wie Expedia optimal. Man gibt seinen Wunschort und seinen Wunschzeitraum in die Suchmaske ein und die Websites suchen einem je nach Wunsch Optionen zu Flügen, Hotels und Zusatzleistungen heraus. Oftmals lassen sich bei der Buchung von Hotel und Flug in einem Schritt sogar noch einige Euro sparen. Während der Kunde spart, werden Airlines und Hotels allerdings zur Kasse gebeten. Für jede Buchung über eine solche Website erhält der Betreiber eine Provision von der Airline oder dem Hotel.
Die Höhe der Provision ist dabei Verhandlungssache. Ganz grob liegen diese bei Flügen bei etwa 1 bis 3 Prozent je getätigter Buchung (bei Hotels dagegen bis zu fünf Mal so hoch). Auf den ersten Blick mag das nicht sonderlich viel erscheinen, doch gerade auf dem hart umkämpften amerikanischen Markt kalkulieren Airlines die Ticketpreise auf den letzten Dollar. Eine Provisionszahlung an den Vermittler kommt da mehr als ungelegen. Zudem leidet unter dieser Buchungsweise der Umsatz der Zusatzleistungen bei den Airlines. Wer direkt bucht, wechselt häufiger in einen Tarif, in dem beispielsweise Gepäck in der Economy Class enthalten ist, während Expedia und Co. in erster Linie Light Tarife ohne Gepäck verkaufen, an denen die Airline ohnehin schon weniger verdient.
Airlines und Hotels arbeiten intensiver gegen Vermittler
Um einer Buchung über Vermittler vorzubeugen, sind vor allem Hotels in der vergangenen Jahren sehr aktiv gewesen. Wer direkt bucht, erhält oft Sonderleistungen, die es über Expedia und Co. nicht gibt. So ist etwa das WLAN gratis oder man erhält ein Upgrade in ein höherwertiges Zimmer. Ist man dann noch Mitglied im Loyalitätsprogramm des Hotels, gibt es neben Rabatten auch noch Punkte, die einen langfristig binden sollen. Schließlich bieten einige Hotels sogar eine Anpassung des Übernachtungspreises an, wenn man anderswo einen günstigeren Preis findet. So spart das Hotel immer noch die Ausgabe der Provision.
Airlines waren auf dem Gebiet der Vermeidung nicht ganz so aktiv und kreativ. Zwar lassen sich einige Flüge nicht über Vermittler buchen oder sie sind teils deutlich teurer als bei der Airline direkt, wie das Beispiel Ryanair und EasyJet zeigt. Wirklich sichtbare Vorteile gewähren Airlines Kunden, die direkt buchen aber nicht. Anders als bei Hotelketten (hier gibt es Punkte und Statusvorteile nur bei Direktbuchungen) bieten Airlines bei Buchungen Meilen und natürlich auch alle Vorteile eines Status auch bei Buchung über ein Reisebüro. Stattdessen verzichten einige Airlines lieber auf ein Listing bei Expedia. Die US-Airline Southwest ist damit sogar recht erfolgreich.
Kehrt United Expedia den Rücken?
Nun könnte mit United eine große Airline aus den Flugsuchen bei Expedia verschwinden. Der aktuelle Vertrag zwischen den beiden Unternehmen läuft zum 30. September 2019 aus. Und derzeit sieht es danach aus, als sei eine Verlängerung der Zusammenarbeit eher unwahrscheinlich. Die letzten Verhandlungen hätten zu keinem Ergebnis geführt, mit dem beiden Seiten leben können. Künftig wolle man sich deshalb neben Expedia platzieren. Das äußerte United CCO Andrew Nocella bei der Bekanntgabe der Quartalszahlen für das erste Quartal 2019. Eine klare Drohung an Expedia.
Für Expedia könnte ein Rückzug von United einen merklichen Verlust bedeuten. Laut dem US-Magazin Skift verkauft Expedia allein 8,5 Millionen Inlandsflüge von United pro Jahr mit einem Gesamtumsatz von etwa 2,8 Milliarden US-Dollar. Bei einer Provision in Höhe von 10,56 US-Dollar pro Buchung beliefe sich der Verlust für Expedia auf etwa 90 Millionen US-Dollar pro Jahr.
Diese Überlegungen setzen allerdings voraus, dass die Kunden, die ihre United Flüge bislang über Expedia gebucht haben, der Airline treu bleiben und künftig bei United selbst buchen. Sind diese lediglich auf der Suche nach dem günstigsten Flug könnte United einige Kunden an andere Airlines verlieren. Der Verlust für Expedia wäre folglich deutlich geringer als oben angegeben. Tatsächlich erscheint dies auch als die realistischere Option. Auch wenn sich United optimistisch gibt, viele Kunden zu einer direkten Buchung bewegen zu können.
Trotzdem könnte ein Rückzug Uniteds von Expedia ein Signal sein. Gut möglich, dass sich nach United auch andere Airlines trauen, Vermittlern den Rücken zu kehren. Würden etwa American Airlines und Delta folgen, käme Expedia in den USA in Bedrängnis. Ob es dazu aber wirklich kommt, ist derzeit unklar. Fest steht, dass die beiden bei dem Vorhaben federführenden Personen zuvor bei American Airlines beschäftigt waren und dort ähnliche Pläne hatten. Diese wurden später jedoch verworfen. Nun soll es also mit United so weit kommen.
Fazit zu den Plänen von United
Da sich United bislang noch nicht konkret geäußert hat, können wir noch nicht absehen, wie realistisch das Vorhaben der Airline ist. Sicherlich werden im Vorstand der Airline nicht alle glücklich über den Kurs sein. Schließlich gefährdet man damit eine große Einnahmequelle und riskiert einen massiven Kundenverlust. Wir werden also abwarten müssen, ob United wirklich bereit ist, das Risiko einzugehen und den Preis zu zahlen, um sich von Reisevermittlern lösen. Sollten sich andere Airlines oder Hotelketten anschließen, könnte sich das Ganze für Expedia allerdings zu einer unangenehmen Angelegenheit entwickeln. In Deutschland geht die Lufthansa immerhin schon einen ähnlichen Weg und nimmt bei Buchungen über Online-Reisebüros eine zusätzliche Gebühr, wodurch die gebuchten Flüge auf den Webseiten der Lufthansa Group niedriger sind.