Es wird für ermittelnde Behörden immer schwieriger, den Vorfall des herausgebrochenen Türpanels einer Boeing 737 MAX 9 nachzuvollziehen. Es fehlt an allen Seiten an Dokumentation.
Je mehr Untersuchungen bei Boeing angestellt werden, desto mysteriöser scheint der Fall zu werden. Nachdem Anfang des Jahres ein Rumpfteil einer Boeing 737 MAX 9 von Alaska Airlines im Startflug herausgerissen war, steckt der US-Flugzeughersteller in einer schwerwiegenden Qualitäts-Krise. Nach vielen Untersuchungen unterschiedlicher Behörden spitzt sich der Fall immer weiter zu. Wie aero berichtet, macht ein überschriebenes Sicherheits-Video es nun noch schwieriger, den Zwischenfall nachzuvollziehen.
Keine Dokumentation der Arbeiten am Rumpfteil
Die Ermittlungen im aktuellen Boeing-Fall werden immer schwieriger – denn es fehlt an hinreichender Dokumentation. Nicht nur, dass Boeing keine Unterlagen zu den Arbeiten am betroffenen Bauteil vorweisen kann. Videoaufnahmen wurden überschrieben und zeigen nun nicht mehr die nötigen Einblicke. Das National Transportation Safety Board (NTSB) teilte daraufhin mit, dass es nicht möglich sei, festzustellen, wer das Rumpfteil an der Boeing 737 MAX 9 demontiert und wieder angebracht hat. Die Aufnahmen auf den Sicherheitskameras im Werk wurden mit neuen Aufnahmen überspielt – nach 30 Tagen passiere das laut Boeing automatisch.
Vor zwei Tagen hatte die Federal Aviation Administration (FAA) bestätigt, dass Boeing über ein Drittel der durchgeführten Sicherheitstests nicht bestanden hatte. Davor hatte sich bereits das US-Justizministerium eingeschaltet und Ermittlungen gegen den Flugzeughersteller aufgenommen.
Die Ursache des Vorfalls wird darauf zurückgeführt, dass nötige Bolzen gefehlt haben. Nach der Anlieferung des Rumpfteils durch Spirit Aerosystems, wurde das Türpanel im Boeing-Werk erneut demontiert und angebracht, da Nietschäden ausgebessert werden mussten. Hinweisen zufolge ist das Fragment immer mehr hochgerutscht, bis es beim 154. Flug gänzlich herausgebrochen ist. Diese Schritte nachzuvollziehen wird nun immer schwieriger.
Keine Suche nach dem “Übeltäter”
Jennifer Homendy, die Vorsitzende des NTSB, ist besorgt, dass Mitarbeiter zögerlicher würden, die Investigation mit Informationen zu unterstützen, wenn der Fokus zu sehr auf einzelnen Mitarbeiter an der vordersten Front liegt. Die Identität von beteiligten Mitarbeitern soll deswegen mehr geschützt werden, wie Simple Flying berichtet.
Der Fokus der Untersuchung läge nach Aussagen der NTSB nicht auf einzelnen Mitarbeitern, sondern auf dem Qualitätsprozess des Unternehmens:
Our only intent is to identify deficiencies and recommend safety improvements so accidents like this never happen again. In fact, our nation’s aviation record is so safe precisely because of our well-established culture of non-punitive reporting.
NTSB Statement
Mittlerweile liegt der Fokus allerdings auch nicht mehr alleinig auf Boeing. Der betroffenen Fluggesellschaft Alaska Airlines wird inzwischen eine Mitschuld gegeben, da die Boeing 737 MAX 9 direkt nach dem Vorfall gewartet werden müssen.
Fazit zu fehlender Dokumentation im Boeing-Vorfall
Die Qualitäts-Krise von Boeing wird von vielen Seiten beleuchtet. Doch die vielen Ermittlungen stagnieren an dem Punkt, an dem es kaum Dokumentation zum Zwischenfall gibt. Papiere sind nicht vorhanden und Aufzeichnungen einer Sicherheitskamera, auf die neue Hoffnungen gelegt wurde, wurden bereits überschrieben. Es bleibt abzuwarten, ob und wie die Ermittler weitere Informationen zu diesem Vorfall bekommen können.