TUI wird eine weitere kräftige Finanzspritze vom Staat erhalten, nachdem sich die Situation nur langsam verbessert und den Konzern weiter bedroht. Dabei könnte sich dieses mal jedoch auch der Staat am Unternehmen beteiligen.
Der deutsche Reiseveranstalter TUI hat mit der Bundesregierung eine Vereinbarung über zusätzliche 1,2 Milliarden Euro an Hilfe getroffen, die der Regierung eine Beteiligung von bis zu 9 Prozent am größten Pauschalreiseveranstalter der Welt ermöglichen könnte, wie airlines.de berichtet.
Gesamthilfe steigt auf 3 Milliarden Euro
Ein bestehendes Darlehen des staatlichen Kreditgebers KfW werde um 1,05 Milliarden Euro aufgestockt, sagte TUI in einer Erklärung am Mittwoch, während der WSF-Stabilisierungsfonds in eine Anleihe von 150 Millionen Euro investiert werde, die später in eine staatliche Beteiligung umgewandelt werden könne. Mit diesen Schritten erhöht sich die Gesamthilfe der hannoverschen TUI seit Beginn der COVID-19-Pandemie auf 3 Milliarden Euro. Die Vereinbarung könnte Deutschland somit eine Beteiligung an einer zweiten namhaften Fluggesellschaft – TUIfly – ermöglichen, nachdem sich der Staat mit 20 Prozent an der Lufthansa beteiligt hat.
“Die TUI war ein profitables Unternehmen”, sagte die Sprecherin des Wirtschaftsministeriums, Beate Baron, vor Journalisten auf einer Pressekonferenz. “Die Maßnahmen zielen darauf ab, das Unternehmen und die Arbeitnehmer durch die Krise zu bringen.” TUI plant indes den Abbau von insgesamt 8.000 Arbeitsplätzen und die Halbierung der in Deutschland ansässigen Flotte, nachdem die Reisebeschränkungen zur Eindämmung des Coronavirus die Urlaubsnachfrage nahezu zum Erliegen gebracht hatte. Die neuen Mittel sollen dem Unternehmen helfen, die weiter vergleichsweise sehr niedrige Nachfrage nach Reisen in den entscheidenden Sommermonaten zu bewältigen, da neue Restriktionen beliebte Reiseziele wie Spanien betreffen und TUI zwingen, die stete Wiederaufnahme des Betriebs zu verlangsamen.
Regierung verzichtet auf Aufsichtsratsmandate
Das Unternehmen erklärte, das neue Geld werde TUI genügend Liquidität verschaffen, um den Winterabschwung zu überstehen und einen Puffer gegen weitere Reiseunterbrechungen zu bilden. Die liquiden Mittel und verfügbaren Fazilitäten beliefen sich demnach auf 2,4 Milliarden Euro. Zu den Bedingungen, die an das Hilfspaket geknüpft sind, gehören die Aussetzung von Dividenden und Beschränkungen für Investitionen in andere Unternehmen sowie für Vorstandsgehälter. TUI müsse sich im Gegenzug für die Hilfe auch zu Maßnahmen zur Beschäftigungssicherung für ihre Mitarbeiter verpflichten, wie es aus Regierungskreisen heißt. Und weiter werde die Bundesregierung keine Aufsichtsratsmandate übernehmen.
Fazit zur Erhöhung der TUI-Hilfen
Das die aktuelle Krise nicht so einfach mit einem Hilfskredit zu meistern ist, ist vielen Unternehmen – besonders in der Reisebranche – schnell klar geworden. Deshalb überrascht die nun vereinbarte Aufstockung der staatlichen Hilfe für den Reisekonzern TUI auch nicht wirklich und sind durchaus nachzuvollziehen, wenngleich dieser Schritt natürlich – und sicherlich in Teilen auch gerechtfertigte – Kritik nach sich ziehen wird. Wie die Zukunft TUIs nach Überstehen der Krise, mitsamt der Staatsbeteiligung aussehen wird, ist dabei noch gar nicht abzusehen.