Die thailändische Fluggesellschaft Thai Airways wird offiziell Insolvenz anmelden. Dabei wird die Airline versuchen, ihren Schuldenberg abzutragen, um danach wieder durchstarten zu können. Der Staat möchte seine Beteiligung im Zuge des Verfahrens auf weniger als 50 Prozent reduzieren.
Thai Airways ist nicht unbedingt eine Fluggesellschaft, die nur durch das Coronavirus in Schwierigkeiten geraten ist. Seit Jahren agiert das Unternehmen defizitär, positiv ist nur die Entwicklung der Tochter Thai Smile. Dennoch sollte die Airline eigentlich in der Coronakrise mit Staatsmitteln gerettet werden – nicht zum ersten Mal. Dazu kommt es allerdings nicht, wie Reuters berichtet.
Insolvenz in Eigenregie soll Fluggesellschaft auf die Beine helfen
Thai Airways ist eine staatliche Fluggesellschaft, was in Hinblick auf eine mögliche Insolvenz ein durchaus relevanter Aspekt ist. Nachdem es schon Anfang der Woche erste Aussagen der Regierung zu einer möglichen Insolvenz gegeben hatte, hat die thailändische Regierung nun endgültig ihr okay gegeben, wie sich Informationen von Reuters entnehmen lässt. Premierminister Prayuth Chanocha erklärte in einem Statement gegenüber Journalisten:
We have decided to petition for restructuring and not let Thai Airways go bankrupt. The airline will continue to operate.
Bei dem Verfahren soll es sich um eine Art Insolvenz in Eigenregie handeln. Laut der Regierungssprecherin gäbe es Ähnlichkeiten zu einer Insolvenz nach Chapter 11. Eine solche haben die meisten Fluggesellschaften in den USA in diesem Jahrtausend bereits durchgemacht – oftmals sind sie deutlich gestärkt aus dem Verfahren hervorgegangen. Auch Avianca, hat vor einigen Tagen ein Insolvenzverfahren nach Chapter 11 bekannt gegeben. Die Hoffnung ist bei der kolumbianischen Airline genauso wie bei Thai Airways, den aktuellen Schuldenberg abzubauen und danach gestärkt aus der Krise hervorzugehen.
Thai Airways fliegt weiter und soll weniger staatlich werden
In Hinblick auf das Restrukturierungsverfahren der Fluggesellschaft gab der interimsweise als Geschäftsführer für die Airline tätige Chakkrit Parapuntakul zu Protokoll:
Thai Airways will not be dissolved or go into liquidation or be declared bankrupt.
Neben dem Fakt, dass es keine Liquidierung und keinen klassischen Bankrott geben wird, gab Parapuntakul auch bekannt, dass die Airline ihren Flugbetrieb regulär aufrechterhalten wird. Passagierflüge finden genauso statt wie Frachtflüge. Sobald internationale Strecken wieder bedient werden dürfen, sollen entsprechend auch diese Strecken wieder bedient werden. Bereits gebuchte Tickets sollen ihre Gültigkeit behalten. Was die Insolvenz in Eigenregie für Kundengelder, etwa für bereits bezahlte oder wegen des Coronavirus abgesagte Flüge, bedeutet, wurde bislang nicht erwähnt.
Weiterhin soll sich durch das Verfahren etwas an der Anteilsstruktur von Thai Airways ändern. Der Transportminister Saksayam Chidchob ließ verlauten, dass die staatliche Beteiligung an der Fluggesellschaft reduziert werden soll. Bislang ist der Staat Mehrheitseigner an Thai Airways, zukünftig sollen andere Investoren gefunden werden. Der staatliche Anteil soll auf einen Wert von weniger als 50 Prozent reduziert werden. Komplett aufgeben möchte die thailändische Regierung ihre Beteiligung an der nationalen Fluggesellschaft des Landes allerdings nicht.
Thai Airways war bereits vor der Krise stark verschuldet
Dass Airlines wegen der Krise rund um das Coronavirus in schwere Turbulenzen geraten, ist nicht verwunderlich. Doch Thai Airways kämpft schon seit viel längerer Zeit mit hausgemachten Problemen. Die Airline hatte bereits vor der Krise einen Schuldenberg von umgerechnet mehr als zwei Milliarden Euro angehäuft. In den letzten Wochen dürften die Schulden noch einmal stark gewachsen sein, sodass auch die geplanten Staatshilfen nicht zu einer Entschuldung geführt hätten. Vielmehr wäre Thai Airways wohl spätestens in wenigen Jahren erneut auf Hilfe der Regierung angewiesen gewesen.
Problematisch sind bei Thai Airways ganz verschiedene Aspekte. Die Airline hat ein ausgesprochen heterogene Flotte, bestehend aus nahezu allen Typen von Langstreckenflugzeugen, gleichzeitig allerdings hat sie keinerlei Kurzstreckenmaschinen (die profitable Tochter Thai Smile dagegen schon). Selbst auf kurzen Strecken innerhalb des Landes und nach Südostasien fliegt Thai entsprechend mit Langstreckenmaschinen verschiedener Typen, darunter auch ältere Boeing 747 – teilweise ist hier sogar eine First Class an Bord. Auf der Langstrecke kommen unter anderem Airbus A380, aber auch Boeing 777, Airbus A330 und Airbus A350 zum Einsatz. Viele Synergien ergeben sich bei so vielen Flugzeugtypen nicht, zumal Thai Airways insgesamt nicht einmal 100 Maschinen in der Flotte hat.
Damit aber nicht genug, denn die Fluggesellschaft kämpft auch damit, dass Flüge nach Thailand nicht unbedingt mit hohen Preisen daherkommen. Da die meisten Passagiere nicht aus geschäftlichen, sondern aus touristischen Gründen fliegen, sind die durchschnittlichen Erträge geringer als bei Fluggesellschaften wie der Lufthansa. Vergleichsweise schwach ist auch der Umsteigeverkehr, denn trotz des geografisch günstigen Lage, konnte sich Thai Airways nie vergleichbar zu Fluggesellschaften wie Cathay Pacific oder Singapore Airlines als mitunter beste Option für Umsteigeverbindungen zu Zielen in Asien und Ozeanien positionieren. Sinnbildlich dafür ist, dass die Lufthansa lieber mit der allianzfremden Cathay Pacific für Verbindungen nach Australien zusammenarbeitet als mit Thai Airways.
Fazit zur Insolvenz von Thai Airways
Man kann definitiv sagen, dass Thai Airways kein direktes Opfer des Coronavirus ist. Die Airline hatte schon davor große Probleme, die sich nun nur noch einmal verstärkt haben. Die Insolvenz könnte für die Airline in der Tat heilende Wirkung haben, allerdings muss sich danach einiges verändern, damit die Airline zukünftig profitable Flüge anbieten kann – eine Reduzierung der staatlichen Beteiligung ist aber sicherlich ein guter erster Schritt. Wie genau die Airline in Zukunft aussehen soll und ob sie es trotz staatlichen Einflusses in die Profitabilität schaffen wird, dürfte sich allerdings nicht in absehbarer Zeit zeigen.