Manch einer mag sagen, dass das Aufkommen und -blühen der europäischen Günstig-Airlines den Luftfahrtmarkt demokratisiert hätte, bei Preisen von teils 10 Euro und weniger für einen einfachen Flug.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr sieht dies freilich ganz anders, wie er jetzt in einem Interview mit einer Schweizer Zeitung verriet. Sind es doch gerade Ryanair & Co., die dem Kranich auf dem heimischen Markt besonders zusetzen.

“Wirtschaftlich, ökologisch und politisch unverantwortlich”

In einem vor kurzem geführten Interview mit der Schweizer Zeitung “NZZ am Sonntag” lässt sich der Chef von Deutschlands größter Airline über die Low-Cost-Konkurrenz aus. So dürften nach Carsten Spohr Flüge für weniger als 10 Euro nicht existieren und er bezeichnete die Günstig-Airlines gar als “wirtschaftlich, ökologisch und politisch unverantwortlich”, ohne konkrete Namen der gemeinten Airlines zu nennen. Jedoch sprach Spohr über die zwei größten Low-Cost-Carrier Europas, womit zweifelsfrei Ryanair und EasyJet mit gemeint sein dürften.

Des weiteren sagte der Chef des Kranich-Konzerns, dass jene Fluggesellschaften Geld verlieren, aber dennoch weiterhin auf dem deutschen Markt – und damit auch im Heimmarkt der Lufthansa – stark expandieren würden. Spohrs Unbehagen der Günstig-Airlines betreffend kommt natürlich nicht von ungefähr. Wie inzwischen bekannt ist, korrigierte die Lufthansa ihre Gewinnprognose für das laufende Jahr im letzten Monat deutlich nach unten. Die Hauptverantwortlichen an der immer schwieriger werdenden Situation des Kranichs sieht Spohr vor allem in eben jene Ryanairs und EasyJets.

Dadurch sei die Lufthansa gezwungen innerhalb Europas immer günstigere Tickets anzubieten. Dennoch zeigt sich Carsten Spohr kämpferisch und möchte den Low-Cost-Carrieren kein Stück vom heimischen Markt überlassen und mit der Lufthansa auch weiterhin ohne Einschränkungen innerhalb Europas operieren, denn “niemand wird uns vom heimischen Markt verdrängen”, so Spohr.

Full Service gegen No Service

Rein nach den beförderten Passagieren, ist die Lufthansa Europas größte Fluggesellschaft und im Gegensatz zu Ryanair & Co. ein sogenannter “Full Service Carrier”. Auch wenn Gebühren für aufzugebendes Gepäck und zum Beispiel Sitzplatzreservierungen in den niedrigsten Tarifen erhoben werden, sind in allen Tickets des Kranichs immer noch einige Serviceleistungen enthalten. Anders sieht das bei den Günstig-Airlines aus, wo quasi für jede einzelne Leistung die Passagiere zur Kasse gebeten werden, wodurch die häufig extrem günstige Flugtickets erst ermöglicht werden.

Als die Low-Cost-Carrier aufkamen, stieg die Lufthansa in den Konkurrenzkampf mit ein. Ein Resultat davon war unter anderen die Einführung von Tarifen wie dem Economy Light-Tarif, in dem nur ein Handgepäck inklusive ist. Aber die wohl größte Veränderung dürfte die Gründung einer eigenen Günstig-Airline gewesen sein: Eurowings. Mit der die Mutter momentan allerdings wieder in einige schwere Turbulenzen geraten ist. Der Konkurrenzkampf ist indes auf Rennstrecken wie zum Beispiel zwischen Köln und Berlin besonders gut zu beobachten, wo Ryanair nicht selten den einfachen Flug für knapp 10 Euro anbietet, während die Lufthansa-Tochter Eurowings mit Tarifen ab 30 Euro daherkommt. Flüge mit der Lufthansa selbst, starten üblicherweise selten bei weniger als 49 Euro pro Strecke auf anderen Routen.

Fazit zu den Aussagen Carsten Spohrs

Während sich der Lufthansa-Chef Carsten Spohr über Flüge für 10 Euro beklagt, verzeichnete Europas größter Günstig-Flieger Ryanair zuletzt tatsächlich einen operativen Gewinn von fast 1,2 Milliarden Euro, während der Kranich dieses Jahr mit immer schwierigeren finanziellen Turbulenzen zu kämpfen hat, besonders mit Blick auf die eigens geschaffene Ryanair & Co.-Konkurrentin Eurowings. Statt sich über die hiesigen Low-Coast-Carrier zu beklagen, sollte sich Carsten Spohr womöglich vermehrt auf das eigene Geschäft und die etlichen rumorenden Probleme innerhalb des Konzerns konzentrieren.

Keine Frage: Die Günstig-Airlines arbeiten mit teils sehr fragwürdigen Modellen, besonders in der Personalpolitik, die man auch definitiv kritisieren und hinterfragen sollte. Allerdings die Schuld hauptsächlich bei der Konkurrenz zu suchen, ist in der aktuellen Lage der Lufthansa mindestens ein wenig zu naiv.

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Autor

Max saß irgendwann häufiger in einem Flugzeug als in einer Straßenbahn, und kam so nicht umhin sich immer mehr mit den Themen rund um das Sammeln von Meilen, sowie den besten Flug- und Reisedeals zu beschäftigen. Auf reisetopia teilt er mit euch die neusten Deals und wichtigsten Tipps!

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