Serbien verschenkt weiterhin eine Vielzahl an Impfdosen für Ausländer mit Impf-Termin und fördert damit den Impf-Tourismus in Europa. Verabreicht werden Sputnik V, AstraZeneca und Sinopharm.

Impfreisen sind schon seit Januar im Gespräch, allerdings sind die ersten Angebote kaum realisierbar, denn die Kosten lagen im sechsstelligen Bereich für einen Urlaub samt Impfung. Seit März werden jedoch vermehrt kostengünstigere Impfreisen angeboten, um auch dem Otto Normalverbraucher eine Impfung im Ausland zu ermöglichen. Serbien hebt sich nochmals von den anderen Angeboten ab und impft ausländische Reisenden sogar kostenlos, wie unter anderem OMAAT berichtet.

Weiterhin kostenlose Impfdosen mit Termin

Die Vereinigten Arabischen Emirate legten mit den Impfreisen nach Dubai vor, dann folgte auch Russland mit kostengünstigeren Angeboten. Nun überbietet Serbien das Ganze und verschenkt tausende Impfdosen an ausländische Einreisende aus den Nachbarländern.

Während in den meisten europäischen Ländern eine Knappheit an Impfstoffen herrscht und der Impfprozess nur sehr schleppend voranschreitet, impft Serbien vergleichsweise sehr rasant. In einer Bevölkerung mit sieben Millionen Menschen wurden bereits zwei Millionen Serben zum ersten Mal geimpft.

Vorletztes Wochenende gab Serbien bekannt, tausende Ausländer gratis impfen zu können. Viele Bewohner der benachbarten Regionen sind darauf aufmerksam geworden und haben das Angebot aufgrund von Engpässen im Heimatland angenommen. So strömten an diesen Tagen Tausende in die serbische Hauptstadt Belgrad, um zumindest eine erste Impfdosis zu erhalten. Größtenteils stammen die Frisch-Geimpften aus Bosnien, Montenegro und Nordmazedonien. Verabreicht wird den Impf-Touristen entweder der schwedisch-britische Impfstoff AstraZeneca, der aus Russland stammende Sputnik V oder das chinesische Vakzin Sinopharm.

Entgegen einiger Annahmen, das Angebot werde nur von kurzer Dauer sein, impft Serbien weiterhin zahlreiche Freiwillige. Benötigt wird lediglich ein Termin, der über die Anmeldepage zur offenen Covid-19 Impfung vereinbart werden kann. Die Webseite ist gänzlich auf Kyrillisch verfasst, sodass eine Übersetzung ins Deutsche notwendig ist. Zunächst muss das Interesse am Stoff über einen Fragenbogen, der mit gewissen persönlichen Daten auszufüllen ist, kundgetan werden. Außerdem können Interessenten einen Impfstoff auswählen, der laut der Agentur für Arzneimittel und Medizinprodukte (ALIMS) Sicherheit, Wirksamkeit und Qualität garantiere. Daneben lassen sich auch mehr als ein gewünschter Impfstoffhersteller auswählen.

Nach Überprüfung der Daten wird dann im Laufe der Zeit per Mail oder SMS ein Termin vorgeschlagen. Bei Ankunft im serbischen Impfzentrum wird dann gemeinsam mit dem impfenden Arzt die Einwilligung zur COVID-19-Impfung aufgesetzt und unterschrieben.

Von Reisen nach Serbien ohne festgelegten Termin wird derzeit abgeraten, da nicht versichert werden kann, dass ohne die im Voraus unterschriebenen Dokumente geimpft wird.

Langfristiges Angebot oder bloß eine kurzfristige PR-Strategie?

Serbien hat bisher knapp 30 Prozent der eigenen Bevölkerung geimpft und ist damit im Impfprozess zügiger als weite Teile Europas. Die Impfbereitschaft der Serben nimmt allerdings zunehmend ab, sodass einige Impfdosen übrig bleiben. Das Land hat bereits Impfstoffe an Nordmazedonien, Montenegro und Bosnien gespendet.

Die Meinungen über das spendable Verhalten Serbiens spalten sich und das kostenfreie Angebot wirft bei vielen Fragen auf. Es verbreitete sich die Annahme, dass der serbische Präsident Aleksandar Vucic durch die Impf-Hilfen möglicherweise seinen Ruf verbessern und seinen Einfluss auch in den Nachbarregionen vergrößern möchte. Wiederum andere Quellen sehen das geringe Interesse einiger Serben aufgrund der Kritik an den rasanten Impfungen als Grund für die Aktion. Da das Ablaufdatum eines Impfstoffes nicht ewig auf sich warten lässt, werden die Vakzine, kurz vor Verfall der Haltbarkeit stehen, lieber gespendet als entsorgt. Bei beiden Varianten handelt sich hierbei jedoch um kritische Theorien der Bevölkerung, die man mit Vorsicht betrachten sollte.

Dennoch fördert Serbien mit dem neuen Angebot letztendlich den Tourismus im eigenen Land, was die Wirtschaft infolgedessen ankurbelt. Die Kosten für eine Impfdosis seien gering und die Impf-Touristen tätigen auf ihrer Impfreise nach Serbien höhere Ausgaben, als die Regierung für den kostenfreien Stoff zahlt. Da die Einreise lediglich mit einem negativen PCR-Test funktioniert, gestaltet sich der Aufwand für Touristen recht gering.

Erste Airline lässt Personal in Belgrad impfen

Albawings ist ein albanischer Low-Cost-Carrier, der sein gesamtes Personal nach Belgrad eingeflogen hat. Kurz nach den neu angesetzten Flügen verkündet die Fluggesellschaft, dass 100 Prozent der Mitarbeiter gegen COVID-19 geimpft sind.

Bild: Albawings Instagram

Regulär fliegt die Airline über das Drehkreuz in Tirana verschiedene Ziele in Italien an. Serbien stand bisher nicht auf dem Flugplan. Am vorletzten Samstag, den 27. März 2021, verkehrten zwei Flüge von Albanien nach Serbien – morgens und abends. Wie viele Touristen und Beschäftigte der Airline tatsächlich geimpft wurden, ist unklar.

Fazit zu den Impfreisen nach Serbien

Während man für einige Impfreisen ein halbes Vermögen hinlegen muss, bietet Serbien weiterhin kostenfreie Impfungen für ausländische Reisende an. Somit wird das Angebot auch für einige Deutsche zunehmend interessanter, denn Serbien ist nicht allzu weit entfernt und der Anmelde- und Einreiseprozess gestaltet sich unkompliziert. Was die genauen Absichten Serbiens für diese Massenimpfung ist, sei mal dahingestellt – den Tourismus hat es zumindest angekurbelt.

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Autor

Emily reist schon seit sie denken kann und ist fasziniert von der Luftfahrt. Den Traum, Flugbegleiterin zu werden, hat sie erst einmal hinten angestellt und studiert derzeit Internationales Tourismusmanagement an der Nordseeküste. Sie freut sich darauf, Euch auf ihrem Weg mitzunehmen!

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