Der sogenannte Recovery-Check wurde vom Kompetenzzentrum Tourismus des Bundes initiiert, um der deutschen Tourismuswirtschaft Orientierung und Handlungssicherheit während der Corona-Krise zu geben. In der nun zweiten Ausgabe des Recovery-Checks sehen die Tourismusexperten eine vollständige Erholung des internationalen Tourismus erst Ende März 2023. Doch für viele noch wichtiger: diese glauben dieses Jahr auch nicht an einen Sommerurlaub im Ausland.

Das Coronavirus hat die Tourismusindustrie und viele andere Sektoren der globalen Wirtschaft ordentlich durchgeschüttelt. In Deutschland ist das Wort Kurzarbeit nicht mehr aus den Köpfen wegzudenken, ebenso wie Kontaktbeschränkung oder Mundschutz. Doch statt sich permanent in den eigenen vier Wänden aufzuhalten, wollen viele wieder raus in die weite Welt und Urlaub machen. Das Kompetenzzentrum Tourismus des Bundes hat sich deswegen dem Thema angenommen und geht im sogenannten Revovery-Check der vollständigen Erholung des touristischen Geschäfts nach.

Was ist der Recovery-Check?

Der Recovery-Check wurde vom Kompetenzzentrum Tourismus des Bundes ins Leben gerufen, um während der Corona-Krise einen Leitfaden zu geben, wann Reisen wieder möglich sein könnten. Dabei wird ein optimistisches, eine realistisches und ein pessimistisches Szenario betrachtet, das vier verschiedene Phasen durchläuft. Veröffentlicht wurde dieser am 23. April.

Zuvor gab es schon einen ersten Recovery-Check, der jedoch noch keine solchen differenzierten Aussagen über die Erholung des Tourismussektors möglich machte.

Im zweiten Durchlauf des Recovery-Checks wird das zu erwartende gebuchte Umsatzvolumen im Vergleich zum Basiszeitraum 2019 ermittelt und innerhalb der beiden Tourismusarten Binnentourismus und internationaler Tourismus untersucht. Es wird eine differenzierte Einschätzung von Tourismussektoren ermöglicht, da diese unterschiedliche Geschäftsmodelle, Zielgruppen und Sicherheitsrisiken haben. Die Werte wurden anhand der Ergebnisse des Recovery-Checks#1 sowie den neuesten politischen Entwicklungen, Veröffentlichungen und Analysen ermittelt und erneut mit Branchenexperten abgestimmt.

Die Erholung der Tourismuswirtschaft unterteilt sich im Recovery-Check in die vier verschiedene Phasen, die man wohl nicht erklären muss. Diese lauten wie folgt:

  • Lockdown
  • Lockerung
  • Belebung
  • Normalisierung

Für den Check wurden übrigens mehrere Meinungen eingeholt. Darunter der Fachbeirat des Kompetenzzentrums Tourismus des Bundes und zahlreiche Vertreter der Branche. Insgesamt haben rund 500 Branchenexperten beim zweiten Teil des Recovery-Checks teilgenommen.

Internationaler Tourismus erst wieder ab Oktober?

In der ersten Phase, also dem Lockdown, beschreiben die Experten die Situation, die wir aktuell durchleben. Dass dieser im optimistischsten Falle in Deutschland am 03. Mai enden könnte, ist uns allen bewusst. Laut Experten ist dieser doch im realistischen Szenario erst ab Ende Mai vorbei und im pessimistischen Szenario sogar erst Ende Juni. Doch wie sieht es aus im internationalen Tourismus? Denn realistisch eingeschätzt ist das Ende des Lockdowns erst zum 30. September. Dies würde somit bedeuten, dass der Sommerurlaub für alle international Reisenden komplett ins Wasser fällt. Im optimistischen Falle kann man schon wieder ab Juni reisen und im pessimistischen sogar erst ab 2021.

Besonders besorgniserregend ist die Phase des internationalen Tourismus während den Sommermonaten beim Eintreten des realistischen Szenarios, denn das würde bedeuten, dass der gebuchte Umsatz gemessen zum Vorjahr gerade einmal zwei Prozent beträge, was einen weiteren enormen wirtschaftlichen Schaden für viele touristische Unternehmen bedeuten würde.

Spannend zu sehen ist bei der Übersicht der Szenarien und der vier Phasen, dass nicht ein mal der gebuchte Umsatz gemessen am Vergleichszeitraum des Vorjahres 100 Prozent beträgt. Dies spiegelt wohl ganz gut die Aussage vieler CEOs wie beispielsweise Lufthansa’s Spohr wider, die sich Sicher sind, dass die Branche durch die aktuelle Krise stark verändert wird und auch eine Airline wie Lufthansa nicht mehr so schnell auf das Vorniveau zurückkehrt.

Vollständige Erholung Ende 2023

Da wir uns wohl eher auf das realistische Szenario beziehen sollten, werfen wir nun einen genaueren Blick hierauf. Besonders spannend ist hierbei zu sehen, dass eine vollständige Erholung des Tourismus für nationale Reisen im Juni 2021 erwartet wird und für den internationalen Tourismus sogar erst Ende 2023.

Demnach soll im Binnentourismus eine Lockerung ab Juni 2020 stattfinden und eine langsame Belebung ab September diesen Jahres. Ab April 2021 soll der Tourismus in Deutschland dann zur Normalität zurückkehren und der Umsatz auf 85 Prozent gemessen am Vorjahresniveau steigen.

Im internationalen Sektor soll die Lockerung erst Anfang Oktober kommen und eine Belebung sogar erst ab April 2021. Bis die Einpendlung der Normalität dann beginnt, ist es Januar 2022, hier soll ein Umsatz von etwa 75 Prozent erreicht werden. Die Durststrecke scheint also lange.

Innerdeutscher Tourismus bald wieder möglich

Egal ob optimistisches, realistisches oder pessimistisches Szenario – Fakt ist, dass innerdeutscher Tourismus bald wieder möglich sein wird und definitiv früher als internationaler Tourismus. Ob dies schon ab Anfang Mai oder doch erst Anfang Juli der Fall sein wird, zeigt sich. Jedoch ist immerhin diese Zeit absehbar.

Auch wenn das optimistische Szenario eine deutlich schnellere Erholung des Auslandstourismus vorsieht und den Sommerurlaub im Ausland nicht abschreibt, würde ich bei einem akuten Urlaubswunsch auch nach Optionen im deutschen Raum Ausschau halten. Immerhin haben wir auch wunderschöne Berge, die Nordsee- sowie die Ostsee und weitere tolle Städte sowie Wellnesshotels.

Fazit zum Recovery-Check

Nachdem immer Öfter die Frage aufkommt, wann man wieder buchen kann und sich viele Deutsche schon wieder mit der Planung von Reisen auseinandersetzten ist es erfrischend, einen solchen Leitfaden präsentiert zu bekommen. Auch wenn das realistische Szenario wohl dem Nahe kommt, was auch meine eigene Meinung widerspiegelt, lässt sich letzten Endes nur abwarten, wie die wirkliche Entwicklung aussehen wird.

Positiv ist aber, dass man wenigstens bald wieder innerhalb Deutschlands Urlaub machen kann, auch wenn die Hygienevorschriften weiter streng sein werden und Angebote wie etwa den SPA-Bereich mit Sicherheit nicht im normalen Umfang nutzen kann. Sieht man sich die Zahlen an, merkt man ebenso schnell, dass der Tourismussektor noch eine Weile mit niedrigen Umsätzen rechnen muss – hier kann man nur hoffen, dass das optimistische Szenario eher eintrifft und viele der Unternehmen diese Durststrecke überleben werden.

Falls letzten Endes wirklich das realistische Szenario eintreten wird, müssen wir uns mit Auslandsreisen noch einige Zeit gedulden. Ebendieser Punkt fällt den meisten sehr schwer, so auch mir. Doch währenddessen müssen wir eben die Chance nutzen und unser Heimatland bestmöglich erkunden, denn Deutschland wird von vielen oftmals unterschätzt. Also machen wir das beste daraus!

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Autorin

Lena Goller war COO bei reisetopia und von Februar 2020 bis Juli 2024 Teil des Teams sowie der Geschäftsführung. Auch, wenn sie im Sommer 2021 die Redaktionsleitung übergeben hat, hat sie weiterhin noch gerne über ihre luxuriösen Reiseerlebnisse geschrieben und sich ansonsten primär auf operative Prozesse sowie ihr Lieblingsthema, das Affiliate Marketing, fokussiert.

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