Wie mehrere britische Medien, unter anderem die Times und BBC, berichten, möchte die britische Regierung eine verpflichtende Quarantänezeit nach der Einreise vorschreiben. Voraussichtlich soll die Regelung ab Juni gelten, ein offizieller Zeitpunkt wurde jedoch noch nicht genannt.
Am 10. Mai bestätigte Premierminister Boris Johnson auf einer Pressekonferenz, dass alle Reisenden, die mit dem Flugzeug in Großbritannien ankommen, sich “bald” in eine zweiwöchigen Quarantäne begeben müssen. Bisher wurde noch kein festes Datum für diese neue Maßnahme festgelegt.
Lockerungspläne für das öffentliche Leben geschmiedet
In seiner Rede am Sonntag hat der britische Premierminister Boris Johnson eine vorsichtige Lockerung der Kontaktbeschränkungen für England in der Coronavirus-Pandemie angekündigt. Bei einem Rückgang der Infektionszahlen und Todesfälle durch das Coronavirus ist eine Aufhebung bestimmter Einschränkungen in den kommenden Wochen und Monaten, darunter auch die Wiedereröffnung von Geschäften, Schulen, Restaurants und anderen Einrichtungen geplant. Vorerst hat Johnson die Ausgangssperre bis Juni verlängert. Danach sollen die Lockerungen des Lockdowns in Kraft treten.
Damit folgt Großbritannien anderen europäischen Ländern wie Deutschland, wo das öffentliche Leben Schritt für Schritt und mit verstärkten Hygiene- und Sicherheitsvorkehrungen, wie einer Maskenpflicht und der Einhaltung des Sicherheitsabstands, langsam wieder hochgefahren wird. Zum Wochenstart wagen einige Länder Schritte hin zur Lockerung. So dürfen Franzosen wieder ohne Passagierschein vor die Tür und die Geschäfte werden wieder geöffnet. Wie in Deutschland ist aber auch hier eine Maskenpflicht eingeführt worden.
The Guardian hat trotz fehlender offizieller Bestätigung berichtet, dass die angekündigte britische Reise-Quarantäne Ende Mai oder Anfang Juni in Kraft treten und sowohl ausländische Besucher als auch Briten für zwei Wochen nach der Einreise zur Selbstisolierung verpflichten wird.
Airlines UK, die in Großbritannien ansässige Airlines wie British Airways und EasyJet vertritt, lieferte zuletzt folgendes Statement:
“Wir werden um die Zusicherung bitten, dass diese Entscheidung von der Wissenschaft geleitet wurde und dass die Regierung einen glaubwürdigen Ausreiseplan hat, mit wöchentlichen Überprüfungen, um sicherzustellen, dass die Beschränkungen funktionieren und weiterhin erforderlich sind”
Doch die Sorge um die Luftfahrtbranche und die Wirtschaft ist groß: Die Hauptgeschäftsführerin der Airport Operators Association, Karen Dee, vermutet, dass das 14-tägige Quarantäne-Mandat die Luftfahrtindustrie und die Gesamtwirtschaft vernichten könnte.
“Wenn die Quarantäne ein notwendiges Instrument zur Bekämpfung von Covid-19 ist, dann sollte die Regierung entschlossen handeln, um die Hunderttausende von Arbeitsplätzen im Zusammenhang mit Flughäfen und Reisen in ganz Großbritannien zu schützen”
Die Flughäfen sind so leer wie nie
Britische Fluggesellschaften haben neue angepasste Richtlinien eingeführt, damit die Passagiere das Datum ihres Fluges ändern oder den Flugticketwert als Guthaben festgeschrieben bekommen können. Damit folgen die Airlines anderen Fluggesellschaften, die ebenfalls kulantere Umbuchungsmöglichkeiten und Gutscheinlösungen in Zeiten des Virus anbieten. Da sich die Passagiernachfrage auf einem historischen Tiefstand befindet, stehen die Flughäfen leer.
Großbritannien übertrifft Italien bei der Zahl der Coronatoten
Großbritannien hat mittlerweile die höchste Zahl von Corona-Toten in Europa und übertrifft Italien am 5. Mai mit über 31.000 Toten. Trotzdem kündigt die Regierung an, dass Großbritannien auf die “zweite Phase” seiner Coronavirus-Reaktion zusteuert, die eine teilweise Aufhebung der Sperre beinhaltet. Großbritannien stand nach verspäteter Reaktion auf das Virus in der Kritik, nicht früh genug gehandelt zu haben. Eine verfrühte Lockerung könnte ebenfalls auf Unmut stoßen. Seitens Wales, Schottland und Nordirland gibt es bereits kritische Stimmen.
Fazit zu den Quarantänevorschriften für Reisende
Grundsätzlich macht eine Quarantänezeit nach der Einreise Sinn. Auch in Deutschland müssen sich die Einreisenden momentan für 14 Tage in Selbstisolation begeben. Ob aber die frühen Lockerungen in England angesichts der Zahl der Coronatoten sinnvoll sind, wage ich zu bezweifeln. Es bleibt zu hoffen, dass Großbritannien von einer zweiten Welle verschont bleibt.
