Im vergangenen Jahr hat Deutschland 115 Euro pro Kopf in die Schieneninfrastruktur investiert. Diese Summen reichen laut Experten nicht aus, um die Schiene langfristig zu verbessern.

Dass die Infrastruktur der Bahn in Deutschland verbesserungswürdig ist, ist kein Geheimnis. Viele Verspätungen und Zugausfälle sorgen für Unzufriedenheit von Bahnreisenden. Unter anderem aus diesem Grund ist ab diesem Monat die große Generalsanierung der Deutschen Bahn (DB) gestartet. Es wird allerdings dauern, bis Passagiere eine Verbesserung der Infrastruktur spüren. Doch wie aus einer Auswertung von Allianz pro Schiene hervorgeht, tut Deutschland schon mehr für die Schiene als im Vorjahr.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die aktuelle Pro-Kopf-Investition für die Schiene beträgt 115 Euro
  • Branchenexperten kritisieren diesen Betrag als zu gering
  • Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern liegt Deutschland im unteren Drittel

Weiterhin zu wenig Gelder für die Schiene

Im Vergleich zum Jahr 2022 hat der Bund im vergangenen Jahr einen Euro mehr pro Kopf in die Infrastruktur der Schiene gesteckt. Damit wurden 2023 insgesamt 115 Euro pro Kopf in die Verbesserung des Transportmittels investiert, im Jahr 2022 waren es 114 Euro. Für die Gesamtbevölkerung Deutschlands ergibt sich eine Summe von etwa 84 Millionen Euro – laut dem Verband ist das allerdings zu wenig.

Allianz pro Schiene veranschaulicht die Investitionen der einzelnen Länder

Der Verband bemängelt, dass mit einer solchen Summe wenig zu erreichen sei. Die Gelder würden noch nicht einmal die höheren Baukosten abdecken. Für die komplette Sanierung der Infrastruktur bedarf es größerer Gelder:

Wir schieben bei der Sanierung der Schieneninfrastruktur inzwischen eine Bugwelle von 92 Milliarden Euro vor uns her.

Andreas Geißler, Allianz pro Schiene

Sogar für die nötige Generalsanierung stand die Finanzierung lange auf der Kippe. Auch wird für das große Vorhaben, das bis 2031 geplant ist, ein realistischer Zeitplan gefordert. Eine Preiserhöhung des Deutschlandtickets könnte zusätzliche Mittel für die Schiene freisetzen.

Die große DB-Generalsanierung hat im Juli gestartet

Im europäischen Ländervergleich liegt Deutschland mit der Pro-Kopf-Investition von 115 Euro im unteren Drittel. Am meisten investiert Luxemburg mit 512 Euro, Frankreich hingegen investiert nur 51 Euro.

Finanzielle Steigerung seit über zehn Jahren

Auch wenn die Mittel weiterhin nicht ausreichen, verrät ein vergleichender Blick auf die vergangenen Jahre, wie viel sich bereits getan hat. Im Jahr 2010 lag die Pro-Kopf-Investition noch bi 53 Euro – also bei weniger als der Hälfte im Vergleich zur aktuellen Summe. Seitdem sind die Gelder, mit wenigen Ausnahmen in den Jahren 2012, 2014 und 2019, stetig gestiegen.

Die Pro-Kopf-Investition ist fast stetig über die Jahre gestiegen

Die Gelder sind in der Vergangenheit gestiegen, die Qualität von Bahnreisen aber nicht im selben Tempo. Im vergangenen Jahr 2023 lag die Pünktlichkeitsquote der DB im Fernverkehr gerade mal bei 66 Prozent.

Wer einen Blick über die deutschen Grenzen hinaus wirft, sieht, dass der Schienenverkehr in den Nachbarländern deutlich besser läuft. In der Schweiz waren 2023 92 Prozent der Fernzüge pünktlich, in Österreich sind es 80 Prozent. In diesen Ländern ist auch die Pro-Kopf-Investition höher. In der Schweiz liegen diese Gelder bei 477 Euro, in Österreich bei 336 Euro. Auch, wenn sich die Schienensysteme nicht eins zu eins vergleichen lassen, zeigen diese Zahlen das hohe Defizit seitens Deutschland auf.

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Autor

Wenn Ricarda auf Reisen ist, fühlt sie sich am lebendigsten. Infiziert vom Reisefieber wurde sie im Jugendalter durch ein Auslandsjahr in den USA. Egal ob mit dem Van, Backpack, Boot oder im Hotel: Sie ist immer bereit für ein neues Abenteuer, gerne auch mit viel Adrenalin. Nach ihrem Journalismus-Studium kann sie bei reisetopia ihre beiden Leidenschaften voll ausleben und versorgt Euch mit spannenden News.

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