Der kleine und seit geraumer Zeit stark angeschlagene Flughafen Paderborn-Lippstadt könnte in eine noch schwerere Krise gestürzt werden, da ein wichtiger Gesellschafter die Reißleine zieht und sich vom Airport zurückziehen möchte.
Der Kreis Gütersloh möchte nicht mehr als Gesellschafter am Flughafen Paderborn-Lippstadt beteiligt sein, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet. Das habe der Kreisausschuss einstimmig beschlossen, wie die zuständige Kreisverwaltung mitteilte. Über den Ausstieg möchte Gütersloh nun mit dem Hauptanteilseigner, dem Kreis Paderborn, verhandeln. Dieser kritisiert die Pläne scharf.
Beteiligung an Sanierungsplänen steht noch aus
Gütersloh ist aktuell mit acht Prozent am nordrhein-westfälischen Airport beteiligt. Doch den damit einhergehenden finanziellen Verpflichtungen möchte die als Gesellschafter agierende Gebietskörperschaft nicht mehr nachgehen und ganz aus dem ‘Projekt’ aussteigen. Über diesen Ausstieg möchte Gütersloh nun mit dem größten Gesellschafter des Flughafens, dem Kreis Paderborn – der mit 57 Prozent beteiligt ist –, verhandeln. In Paderborn sieht man die Pläne kritisch, da sich Gütersloh bisher noch nicht an der Sanierung des Regionalflughafens beteiligt habe. Erst wenn dies der Fall sei, sei laut dem Hauptanteilseigner auch eine Verhandlung über einen Ausstieg und eine etwaige Übernahme der gütersloher Anteile möglich.
Das teilte der Aufsichtsratsvorsitzende der Flughafen GmbH und Paderborner Landrat, Manfred Müller, mit und verwies außerdem darauf, dass der Airport besonders stark von Reisenden aus dem Kreis Gütersloh genutzt werde.
Die genannte Sanierung des stark angeschlagenen Flughafens Paderborn-Lippstadt sieht mehr als eine Halbierung der Abfertigungskapazitäten auf jährlich nur noch etwa 300.000 Passagiere und eine deutliche Reduzierung des Personals vor. Wenngleich Müller diese Schritte als “schmerzhaft” und “bitter” bezeichnete, zeigte sich der Vorsitzende auch optimistisch, dass der Airport so “als wichtiger Bestandteil der Infrastruktur erhalten bleibt”.
Passagierzahlen fielen in zehn Jahren um fast ein Drittel
Der Regionalflughafen Paderborn-Lippstadt befindet sich seit längerer Zeit in einer ordentlichen Schieflage finanzieller Art. Im Laufe der letzten zehn Jahre fielen die Passagierzahlen von gut einer Million auf weniger als 700.000 im vergangenen Jahr. Dabei hat die Corona-Krise die Situation am Airport natürlich noch verschärft, was dazu führt, dass sich Paderborn-Lippstadt im kommenden halben Jahr “in allen Bereichen” neu aufstellen will, wie der Kreis Paderborn mitteilte.
Der Flughafen wird von mehreren Anteilseignern, die vor allem aus Kreisen, sowie einer Stadt und zwei Industrie- und Handelskammern bestehen, gehalten:
- Paderborn: 56,38 Prozent
- Soest: 12,26 Prozent
- Höxter: 3,92 Prozent
- Gütersloh: 7,84 Prozent
- Lippe: 7,84 Prozent
- Hochsauerlandkreis mit 3,92 Prozent
- Stadt Bielefeld mit 5,88 Prozent
- Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld mit 1,57 Prozent
- Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold mit 0,39 Prozent
Fazit zu den Plänen des Kreis Gütersloh
Die Pläne des Kreis Gütersloh wirken ein wenig so, als wolle man sich nur möglichst schnell und ohne großen Umstand aus einer schwierigen Situation stehlen um den Auswirkungen davonzukommen. Das ist auf der einen Seite zwar sicherlich verständlich, auf der anderen Seite befindet sich der Flughafen Paderborn-Lippstadt schon länger in einer schwierigen Lage und hat nun einen groß angelegten Sanierungsplan vorgelegt, der es dem Airport möglich machen könnte, wieder auf den grünen Zweig zu gelangen. Auch die Tatsache, dass ein großer Teil der Passagiere aus dem Kreis Gütersloh stammen, lässt das ganze Unterfangen in keinem guten Licht dastehen.
