Um sich doch noch irgendwie zu retten, präsentierte die Günstig-Airline Norwegian nun spektakuläre Pläne, die besonders Gläubigern und Anteilseignern nicht schmecken dürften.
Norwegian war eine der Airlines, die sich schon vor der aktuellen Corona-Krise in einer schwierigen Lage befanden. Die momentane Situation hat diese natürlich noch mal enorm verschlechtert, weshalb dem skandinavischen Günstig-Flieger nun erneut die Insolvenz droht. Jedoch möchte sich die Airline mit einem Clou doch noch retten, das dürfte allerdings den Gläubigern und Anteilseignern nicht gefallen.
Schulden in Höhe von 4,3 Milliarden US-Dollar
Demnach plant Norwegian die angehäuften Schulden in Eigenkapital umwandeln zu wollen, um so die eigene Existenz sichern zu können. Jedoch würde dieser durchaus spektakuläre Schritt eine Entwertung der Aktien und Forderungen für die Gläubiger und Anteilseigner bedeuten. Sollten diese dem Plan jedoch nicht zustimmen, droht Norwegian das endgültige Aus. Und das, obwohl die Regierung Norwegens der klammen Low-Cost-Airline bereits finanzielle Hilfen in Höhe von 253 Millionen Euro zugesichert hatte. Allerdings ist eine der Bedingungen dieser Finanzspritze, dass eben jene Gläubiger und Anteilseigner in Vorleistung treten müssten.
Die Umwandlung der Schulden in Eigenkapital soll dabei genau diese Voraussetzung erfüllen. Die Gesamtschulden, die sich auf gut 4,3 Milliarden US-Dollar belaufen, sollen in Aktien umgewandelt werden. Außerdem ist geplant, weitere Aktien der Airline mit einem Wert von 35 Millionen Euro zu platzieren. Diese beiden Schritte würden aber eben eine kräftige Entwertung der bisherigen Aktien und Anteile bedeuten. Auf diese Pläne reagierte auch die Börse direkt und ließ die Norwegian-Aktie um 44 Prozent, auf nunmehr 4,6 norwegische Kronen (etwa 40 Cent), einbrechen. Damit liegt die Unternehmensbewertung der Airline aktuell nur noch bei insgesamt 125 Millionen Euro.
Keine Gehaltszahlungen im April
Am 27. April sollen die Gläubiger und Anteilseigner über weitere Einzelheiten der Pläne von Norwegian unterrichtet und am 4. Mai auf der Hauptversammlung – im Bestfall – abgesegnet werden. Lehnen die Beteiligten jene Pläne jedoch ab, droht Norwegian mit höchster Wahrscheinlichkeit die komplette Einstellung des Betriebs und die Insolvenz. Das würde jedoch auch für die Aktionäre bedeuten, dass sie letztlich gar nichts mehr bekommen. Laut Experten liegt der Bedarf des Low-Cost-Carriers bei mindestens 250 Millionen Euro an zusätzlichem Kapital, wodurch eben jedoch auch die bestehenden Aktien und Papiere nahezu komplett an Wert verlieren würden.
Und dabei gilt die Zustimmung der Gläubiger und Anteilseigner nicht mal als sicher, da besonders die Gläubiger der Leasing-Schulden ein Problem darstellen könnten. Schließlich sichern sich die Leasing-Firmen ihre Forderungen mit dem Zugriff auf die verleasten Flugzeuge. Durch die präsentierten Pläne wären diese Unternehmen jedoch dazu gezwungen, stattdessen den Erhalt nahezu gänzlich wertloser Aktien anzunehmen.
Wie schlecht es Norwegian indes wirklich geht, zeigt unter anderem eine Mitteilung an die Angestellten in Großbritannien, in der der britische Ableger der Airline Berichte bestätigte, wonach das Unternehmen seinen Mitarbeitern im April keinen Lohn zahlen könne.
Fazit zu den Plänen Norwegians
Norwegian pfeift zurzeit aus dem letzten Loch und greift scheinbar nach jedem Strohhalm, der die klamme Airline noch irgendwie retten könnte. Dazu gehören nun auch Pläne, die besonders den Investoren und Gläubigern alles andere als gefallen dürften und diese das Vorhaben des Low-Cost-Carriers durchaus noch zum Scheitern bringen könnten. Dann wäre Norwegian tatsächlich endgültig am Ende.