Die Kranich-Airline versucht weiterhin ihren täglichen Millionen-Geldabfluss zu stoppen und hat ihre Ausgaben bereits auf ein Minimum reduziert. Doch trotz dieser Maßnahmen erwartet die Fluggesellschaften einen harten Winter voller Herausforderungen. Nun verkündet das Unternehmen seine harten Prognosen über die Wintermonate und sieht sich vor einer großen Herausforderung.
Bereits im Oktober hat die größte Fluggesellschaft Deutschland ihren mehr als stark reduzierten Winterflugplan veröffentlicht, im Rahmen dessen die Airline bis Ende März nächsten Jahres nur 25 Prozent seiner ursprünglichen Kapazitäten anbieten wird. Doch das ist bei Weitem noch nicht alles, denn die Auswirkungen der Krise lassen sich gerade wesentlich deutlicher erkennen als je zuvor. Als Reaktion darauf kam es in einigen europäischen Ländern wieder zu erneuten Lockdowns – zulasten der Reisebranche. Der Flagcarrier hat infolgedessen seinen Sparkurs erweitert, der unter anderem vorsieht, Abteilungen der Verwaltung zu 100 Prozent in Kurzarbeit zu schicken.
Geldabfluss soll im vierten Quartal auf 350 Millionen Euro im Monat begrenzt werden
Dass Lufthansa überhaupt noch ihrem operativen Geschäft nachgehen kann, hat sie sich durch finanzielle Unterstützung in Höhe von mehrerer Milliarden Euro Staatshilfen gesichert, wie wir bereits vor Monaten berichteten. Trotz zusätzlichen Sparmaßnahmen, die bereits seit einiger Zeit von der Fluggesellschaft verstärkt in den Vordergrund gestellt werden, kann sie ihren Geldabfluss auch weiterhin nicht stoppen und wird aktuell mit ihren Tochtergesellschaften Austrian Airlines, Brussels Airlines und Swiss mit einer enorm geringen Nachfrage konfrontiert, die anhand der andauernden stagnierenden Buchungszahlen sichtbar werden. Auch Vorstandschef Carsten Spohr stellt sich bereits auf eine harte Wintersaison ein.
Wir stehen am Beginn eines Winters, der für unsere Branche hart und herausfordernd sein wird.
Vorstandschef Carsten Spohr
Damit die Airline ihre Ausgaben dennoch weiter herunterfahren kann, kommt es zunächst auf Mitarbeiterebene zu einem erhöhten Sparkurs, der bereits seit September weiter vorangeschritten ist. Die Fluggesellschaft konnte trotz schleppender Verhandlungen mit den Gewerkschaften rund 900 Millionen Euro Personalkosten in dem Jahr einsparen, was in erster Linie durch den bereits erfolgten Stellenabbau von 14.000 Mitarbeitern bis Ende September erzielt werden konnte. Weitere 500 Mitarbeiter mussten bis heute ihren Job bei der Airline aufgeben, sodass die Zahl der Mitarbeiter im Unternehmen aktuell 124.000 beträgt, mit dem Ziel mindestens 100.000 Angestellte langfristig zu erhalten. So versucht das Unternehmen wenigstens seinen Geldabfluss im vierten Quartal auf durchschnittlich 350 Millionen Euro pro Monat zu limitieren. Während des Sommers konnte der Geldabfluss zwischenzeitlich sogar auf 200 Millionen Euro im Monat gemindert werden.
Branchenexperte Daniel Roeska vom Analysehaus Bernstein ist sich sicher, den Mittelabfluss nur unter der Voraussetzung stoppen zu können, dass die Airline die Auslastung ihrer Flugzeuge auf die Hälfte des Vorjahresniveaus bringen könnte. Diese Vermutung bestätigt auch das Management des Konzerns, was wiederum bedeuten würde, dass die Airline ihre Kapazitäten wieder auf 50 Prozent des Vorkrisenniveaus bekommen müsste. Experten schätzen das allerdings vor dem dritten Quartal 2021 als sehr unwahrscheinlich ein. Daher legt der Vorstand nach wie vor den Fokus auf die Schnelltest-Strategie.
Die Menschen haben weltweit eine große Sehnsucht, bald wieder zu reisen, sagte Spohr. Es muss jetzt darum gehen, Gesundheitsschutz und Reisefreiheit miteinander zu vereinbaren, zum Beispiel durch flächendeckende Schnelltests.
Vorstandschef Carsten Spohr
Man darf gespannt bleiben, ob Lufthansa mit den Sparmaßnahmen tatsächlich ihren Geldabfluss eindämmen kann und ob die gewünschte Maßnahme aller Beteiligten der Reisebranche, Schnelltests statt Quarantäne, irgendwann umgesetzt wird.
Stockende Verhandlungen mit den Gewerkschaften riskieren verschärften Sparkurs
Trotz aller Einsparungen bleibt gleichzeitig auch die Gefahr, sich eventuell auf noch härtere Sparmaßnahmen einstellen zu müssen. Neben einem Betriebsverlust von rund 1,3 Milliarden Euro im dritten Quartal misst die Lufthansa-Aktie an der Börse auch noch weitere Verluste, ganz zu schweigen von den Verlusten der Abschreibungen auf die stillgelegten Passagierflugzeuge. Aufgrund der stockenden Verhandlungen mit den Gewerkschaften warnt Lufthansa-Aktionär Heinz-Hermann Thiele, vor noch härteren Maßnahmen, die besonders die Mitarbeiter wieder betreffen könnte.
Wenn es nicht kurzfristig zu einer substantiellen Annäherung der Positionen der Tarifpartner kommt, ist die geplante Sanierung mit den zur Verfügung stehenden Mitteln nicht zu machen.
Lufthansa-Aktionär Heinz-Hermann Thiele
Nach seinen Einschätzungen könnten aus diesem Grund sogar 30.000 Vollzeitstellen auf dem Spiel stehen. Wann die Verhandlungen zu einem Abschluss kommen könnten, ist derzeit noch ungewiss. Die Mitarbeiter müssen also vorerst weiter bangen, in der Hoffnung, trotz schlechter Prognosen über den Winter ihre Stelle beibehalten zu können.
Fazit zu den düsteren Winter-Prognosen der Lufthansa
Wie für sicher alle Airlines werden auch bei Lufthansa die Wintermonate sehr lang und hart werden. Gewiss hält die Fluggesellschaft weiterhin an ihrem Ziel fest im laufenden Quartal ihren Geldabfluss auf mindestens 350 Millionen Euro pro Monat zu reduzieren, plant aber gleichzeitig ihren erhöhten Sparkurs mit weiteren Stellenstreichungen bis Ende des Jahres durchzuziehen. Es bleibt spannend, wie sich die Airline im Winter schlagen wird und wie die Verhandlungen mit den Gewerkschaften mit Blick auf eine weitere Reduzierung der Kosten laufen.