Konzernchef Spohr sieht sinkende Nachfrage im US-Markt – mögliche Zölle auf Flugzeuge sorgen zusätzlich für Unsicherheit.
Nach einem starken Jahresauftakt im ersten Quartal mit gestiegener Nachfrage um sechs Prozent beobachtet die Lufthansa eine nachlassende Buchungsdynamik auf ihren US-Strecken. Konzernchef Carsten Spohr spricht von spürbarer Zurückhaltung – und warnt vor den Folgen möglicher US-Zölle auf europäische Flugzeuge, wie aeroTELEGRAPH berichtet.
Das Wichtigste in Kürze
- Lufthansa rechnet mit Zurückhaltung im Sommergeschäft auf den USA-Strecken
- Die Lufthansa Group passt ihre Kapazitäten an, die Unsicherheit bleibt hoch
- Swiss testet Aktionen an schwächeren Tagen
Wie ist die Buchungslage in die USA?
Die Lufthansa sieht für das kommende Sommergeschäft auf den Nordatlantikstrecken eine leichte Verlangsamung der Nachfrage. Im ersten Quartal 2025 stieg die Buchungslage noch um sechs Prozent, und auch im April waren die Buchungen aus den USA trotz des schwächeren Dollars um zehn Prozent höher als im Vorjahr. Für das dritte Quartal jedoch, das traditionell das wichtigste Sommergeschäft umfasst, sei die „Sichtbarkeit deutlich geringer“, so Konzernchef Carsten Spohr. Er sprach von einer spürbaren Zurückhaltung, betonte jedoch, dass es noch zu früh sei, von einer strukturellen Abkühlung zu sprechen.
Die Unsicherheit wird durch die geplanten Zölle der US-Regierung unter Präsident Donald Trump verstärkt. Obwohl Lufthansa derzeit keine unmittelbaren Auswirkungen spürt, bleibt die Branche vorsichtig. Spohr äußerte sich optimistisch und verwies darauf, dass Zölle auf Flugzeuge aus europäischer Sicht kontraproduktiv wären.
Alle sind sich einig, dass Zölle die US-Hersteller mehr treffen würden als die Europäer.
Lufthansa Konzernchef Carsten Spohr
Gleichzeitig betonte er, dass die Lufthansa sich „nicht mal eben 20 Prozent Zölle auf Flugzeuge leisten“ könne.
Anpassungen bei den Kapazitäten und hoffen auf kurzfristigen Nachholeffekt
Sollte sich das Geschäft deutlich abschwächen, könnte Lufthansa relativ schnell Kapazitäten auf der Langstrecke abbauen, da noch eine Reihe älterer Flugzeuge wie die Boeing 747-400 und Airbus A340-600 in Betrieb sind. Diese könnten kurzfristig ausgemustert werden. Für das vierte Quartal hat Lufthansa das geplante Wachstum auf dem Nordatlantik bereits von sechs auf drei Prozent herabgestuft.
Trotz der schwächeren Nachfrage hofft Lufthansa auf einen kurzfristigen Nachholeffekt, da die Zolldebatten an Schärfe verloren haben. Zudem zieht die Nachfrage aus den USA bereits spürbar an: Im März beförderten die Airlines der Lufthansa Group rund 25 Prozent mehr Passagiere aus den Vereinigten Staaten nach Europa als im gleichen Monat des Vorjahres. Auch die Durchschnittserlöse auf diesen Strecken liegen weiterhin über dem Niveau anderer Märkte. Spohr erklärte, dass insbesondere die höheren Klassen – First Class, Business Class und Premium Economy – nach wie vor stark nachgefragt werden. „Je höherwertiger die Klasse, desto geringer ist die Abschwächung im Markt“, so Spohr.
Spohr betonte, dass Lufthansa die Preise nicht nachhaltig senken wolle. „Wenn eine Familie in den letzten vier Wochen entschieden hat, dieses Jahr nicht in die USA zu reisen, dann wird sie das auch nicht tun, wenn wir den Preis um fünf Prozent senken“, sagte er. Stattdessen warte Lufthansa ab, ob noch kurzfristig Buchungen von bisher Unentschiedenen kommen. Falls die Nachfrage weiter schwächelt, könnten Kapazitätsmaßnahmen ergriffen und das Angebot reduziert werden.
Swiss reagiert mit punktuellen Preissenkungen
Die Schweizer Tochtergesellschaft Swiss verfolgt ebenfalls eine vorsichtige Strategie. Laut Finanzchef Dennis Weber ist es zwar noch zu früh, um eine endgültige Einschätzung der Buchungslage vorzunehmen, jedoch erkenne man bereits „erste Bremsspuren für Sommer und Herbst“, insbesondere in der Economy Class. Während die Nachfrage in der First und Business Class weiterhin stark bleibe, teste Swiss in besonders schwachen Phasen punktuelle Preissenkungen, um die Nachfrage Richtung USA anzukurbeln.
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