Der Flugverkehr zieht wieder an. Doch Teile des Kabinenpersonals der Lufthansa beklagen das schlechte Anstellungsmodell. Droht der nächste Konflikt?

Die Lufthansa scheint gerade einige Brände löschen zu müssen. Die Corona-Pandemie soll überwunden werden, der Angriffskrieg Russlands in der Ukraine entfacht eine neue Krise und intern brodelt es auch. Der Konflikt mit den Angestellten im Cockpit scheint zumindest aktuell zu ruhen, doch dafür entsteht ein neuer in der Kabine. Über 2.500 Angestellte beklagen das schlechte Anstellungsmodell SMK, welches diese Angestellten mit geringen Gehältern hinterlässt, wie aeroTELEGRAPH berichtet. Eine Lösung muss kurzfristig her.

Der Vorteil für Lufthansa ist der Nachteil für Angestellte

Die Lufthansa Group will die Krise hinter sich lassen, doch Teile des Konzerns scheinen sich in eine neue Krise hinein zu manövrieren. Dabei geht die Allgemeinheit davon aus, dass das Personal der Lufthansa Group nicht schlecht verdienen dürfte und geht dabei zumeist vom Gehalt eines Piloten aus. Dabei macht es bei der Lufthansa Group bereits einen großen Unterschied, bei welcher Fluggesellschaft und in welchem Land man angestellt ist. Der Kranich selbst gilt dabei als das Nonplusultra, doch auch hier gibt es Unterschiede bei den Anstellungsverhältnissen und den daraus resultierenden Gehältern. Genau das beklagen aktuell knapp über 2.500 Angestellte der Lufthansa, die im sogenannten SMK-Modell arbeiten.

Dabei handelt es sich um Kabinenpersonal, welches saisonal mehr im Einsatz ist als andere Teile der Crew. Der Lufthansa gibt dies die Sicherheit, in Spitzenzeiten, wie zum Beispiel in den Sommerferien, flexibel reagieren und auf mehr Personal im Notfall zurückgreifen zu können. Tatsächlich befinden sich viele Fluggesellschaften aktuell in einer kleinen Post-Corona-Krise und verzeichnen erheblichen Personalmangel. Insofern ist das Modell einleuchtend, für das Personal, welches im SMK-Modell angestellt ist, spitzt sich die Situation immer weiter zu. SMK steht für Saisonalitätsmodell Kabine und umfasst Kabinenpersonal, welches unbefristet in Teilzeit angestellt ist und circa 83 Prozent des Arbeitsvolumens auf das Jahr gesehen erbringt.

Kurzfristige Lösungen werden verhandelt

Für genau dieses Kabinenpersonal geht es aktuell aber laut eigenen Aussagen um ein Leben am Existenzminimum. Das Problem selbst ist dabei auf eine Ausnahme-Einigung im Rahmen der Coronakrise zurückzuführen. Das gesamte Kabinenpersonal verzichtete auf sieben Prozent des Gehalts. Dafür versicherte die Lufthansa, keine weiteren Stellen der übrig gebliebenen 18.600 Crewmitgliedern zu streichen. Gemeinsam mit der aktuell steigenden Inflation sieht sich ein Großteil der Kabinenmitglieder, die im SMK-Modell angestellt sind, dazu gezwungen, einen Zweitjob zu machen. Auf die aktuelle Situation aufmerksam machten die Betroffenen in einer Demonstration am vergangenen Montag. Sie fordern darüber hinaus, dass man ihnen Zugang zu den üblichen Manteltarifverträgen der Lufthansa gewährt.

Wir sind in konkreten Gesprächen mit unserem Tarifpartner.

Aussage einer Lufthansa-Sprecherin gegenüber aeroTELEGRAPH

Die Lufthansa selbst bezieht gegenüber aeroTELEGRAPH Stellung und schlägt eine Alternative vor. Derzeit verhandelt die Lufthansa bereits mit der Gewerkschaft UFO über mögliche kurzfristige Lösungen. UFO bestätigte bereits die Verhandlungen:

Wir verhandeln aktuell mit Lufthansa darüber, mit welchen Maßnahmen wir auf die steigende Inflation und den anstehenden arbeitsamen Sommer reagieren können.

Stefan Schwerthelm, Vorstand Ufo, gegenüber aeroTELEGRAPH

Bis Monatsende soll bereits eine erste Lösung vorliegen. Das würde bedeuten, dass man kurzfristig über eine Gehaltserhöhung verhandeln würde. Die Gewerkschaft UFO will aber ebenfalls einen Schritt weitergehen und mit der Lufthansa über eine mögliche Eingliederung in den Manteltarifvertrag verhandeln. Die Kabinen-Gewerkschaft ist sich der Wichtigkeit dieser Angestellten für die Lufthansa bewusst, will aber ein alternatives Modell vorschlagen. Dieses würde die komplette Eingliederung aller SMK-Angestellten vorsehen. Die Lufthansa müsse dann jedes Jahr für saisonale Spitzenzeiten intern abfragen, welches Personal für mehr Geld auch mehr arbeiten möchte.

Fazit zum SMK-Modell

Das SMK-Modell ist für die Lufthansa wichtig. Die knapp über 2.500 Kabinen-Angestellten gewähren dem Kranich so mehr Flexibilität und Planungssicherheit für die saisonalen Spitzenzeiten. Ob sich die Lufthansa daher wirklich auf eine vollständige Eingliederung einlassen wird, bleibt für mich persönlich fraglich. Die Kabinen-Gewerkschaft UFO geht bei ihrem Modell sicher davon aus, dass eine interne jährliche Abfrage die gleiche Sicherheit bringen würde, ich persönlich würde das jedoch bezweifeln. Fakt ist jedoch, dass kurzfristig gehandelt werden muss, damit jeder Angestellte in der Kabine auch vom Gehalt problem- und sorglos leben kann.

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Autor

Alexander Fink ist als Content Editor seit Januar 2021 für reisetopia tätig. Zuvor war er als Account Manager in der Industrie beruflich unterwegs und schrieb von seinen Reiseerfahrungen im eigenen Blog. Heute ist er Euer Ansprechpartner für alle Airline- und Kreditkartenthemen.

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