Die Lufthansa scheint optimistisch in die Zukunft zu blicken: Früher als geplant hat der Konzern heute eine Milliarde Euro an den Wirtschaftsstabilisierungsfonds zurückgezahlt.
Erst in dieser Woche sicherte sich die Lufthansa neue Liquidität am Kapitalmarkt, nun wird ein Teil des Geldes genutzt, um die Corona-Finanzhilfen zurückzuzahlen, wie unter anderem das Handelsblatt berichtet. Dass es jetzt schneller als gedacht geht, hängt vermutlich auch damit zusammen, dass der Kranich einige Dinge – wie zum Beispiel die Übernahme anderer Airlines – nicht forcieren darf, solange der Staat das Unternehmen stützt.
Lufthansa Group kehrt zur Eigenständigkeit zurück
Während der Corona-Pandemie erhielt die Kranich-Airline ein Neun-Milliarden-Euro schweres staatliches Rettungspaket, das sie durch die wohl schwerste Krise der Luftfahrt bringen sollte. In Anspruch genommen wurden davon etwa 3,8 Milliarden Euro. Damit verbunden waren aber auch einige Bestimmungen, die die Fluggesellschaft zu erfüllen hatte. Dies kostete sie einiges an Flexibilität und unternehmerischer Freiheit. Konzernchef Spohr hatte demnach schon oft betont, dass er lieber am Kapitalmarkt als beim Steuerzahler verschuldet sei. So kommt es auch nicht überraschend, dass die Airline sich bereits drei Mal in diesem Jahr neue Liquidität am Kapitalmarkt gesichert hat – jeweils mit großem Erfolg.
Insgesamt kam so viel Geld zusammen, dass es der Lufthansa Group nun möglich ist, vorzeitig die Staatshilfen zurückzuzahlen. Diese optimistische Stimmung wird natürlich auch noch dadurch untermauert, dass seit Anfang dieser Woche dank der Grenzöffnung der USA auch endlich wieder der Transatlantikverkehr an Fahrt aufnehmen kann.
Für die Lufthansa war die rasche Rückzahlung wichtig, da sie so einen Großteil ihrer Eigenständigkeit zurückerhält. Solange sie von den staatlichen Geldern abhängig war, durfte sie zum Beispiel keine anderen Airlines zukaufen oder Dividenden an Joint-Venture-Partner sowie Boni an das Management zahlen. All das ist nun wieder möglich – auch wenn größere Airline Übernahmen aktuell wohl nicht geplant sind.
Bund will sich auch bald von Aktien trennen
Auch wenn die Lufthansa die Staatshilfen nun zurückgezahlt hat, ist sie zum jetzigen Zeitpunkt noch eng mit dem Bund verbandelt. Denn neben dem staatlichen Rettungspaket hat der Bund über den Wirtschaftsstabilisierungsfonds auch Anteile an der Lufthansa erworben. Zum damaligen Zeitpunkt waren es 20 Prozent. Aufgrund der Kapitalerhöhung der Lufthansa liegt dieser Anteil jetzt allerdings nur noch bei etwas mehr als 14 Prozent.
Doch der Wirtschaftsstabilisierungsfonds wird seine Anteile nicht ewig halten. Frühestens ist ein Verkauf allerdings erst in fünf Monaten möglich, spätestens aber, wenn die Kapitalerhöhung zwei Jahre zurückliegt. Allzu lange wird es also nicht mehr dauern, bis der Bund die Anteile am Konzern verkauft. Am Ende war die Unterstützung der Lufthansa vermutlich sogar lukrativ für den Bund, denn der Aktienwert der Airline hat sich in den letzten Wochen deutlich verbessert. Finanzminister Olaf Scholz sprach bereits von einem guten “Geschäft für die Staatskasse – denn wie es aussieht, wird der Staat am Ende seines Engagements ein Plus machen.“
Fazit zu Lufthansas Rückzahlung der Staatshilfen
Auf einmal geht alles schneller als gedacht. Nach einem erfolgreichen dritten Quartal, mehreren geglückten Versuchen am Kapitalmarkt und einem Aufschwung im internationalen Flugverkehr kann der Kranich die Staatshilfen nun schneller als gedacht zurückzahlen. Lediglich der Ausstieg des Bundes durch den Verkauf seiner Aktien wird noch ein wenig länger brauchen. Insgesamt gewinnt die Lufthansa Group durch die schnelle Rückzahlung ihre Eigenständigkeit zurück, da sie nicht mehr unter den Bedingungen der Staatshilfe operieren muss.