Die Perspektivvereinbarung wurde bereits vor geraumer Zeit seitens der Lufthansa gekündigt. Noch immer steht aber keine neue Vereinbarung. Die Piloten legen nun ihre konkreten Forderungen vor. Wird auf diese nicht eingegangen, so drohen ab Juli wieder Streiks.
2017 sah die Situation für die größte deutsche Fluggesellschaft noch deutlich entspannter aus. Hohe Gewinne und keine Krise in Sicht. Die Perspektivvereinbarung, die damals gemeinsam mit den Piloten unterzeichnet wurde, schien wenig problematisch zu werden. Während der Corona-Pandemie erschienen die Blickwinkel darauf jedoch unterschiedlich – die Lufthansa kündigte letztlich die Vereinbarung zum 30. Juni 2023. Eine Anschlussvereinbarung konnte noch nicht getroffen werden, wie aero.de berichtet.
Streiks nur noch eine Frage der Zeit?
Die Corona-Pandemie hat die zivile Luftfahrt ordentlich durcheinander geworfen. Ob nun berechtigt oder nur vorgeschoben, dies nahm die Lufthansa zum Anlass, um die Perspektivvereinbarung, welche 2017 mit den Piloten der Lufthansa vereinbart, zu kündigen. Im Spätsommer des vergangenen Jahres konnte man noch eine Übergangslösung treffen, die Streiks bis Ende Juni 2023 ausgeschlossen hat. Dieses Datum nähert sich mittlerweile in großen Schritten. Trotz vieler Klausurtagungen und Tarifverhandlungen, scheint man bislang keinen Schritt weiter zu sein. Die Konsequenz wäre: Piloten-Streiks ab Juli 2023. Noch könnte dies verhindert werden, doch die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit warnt vor einer Verzögerungstaktik der Lufthansa.
Für die Piloten sind die Vorstellungen zur neuen Vereinbarung klar. Dabei geht es nicht nur um eine Anpassung der Tarife, sondern vor allem um gesicherte Rahmenbedingungen. Dabei möchte man sich an die Perspektivvereinbarung von 2017 orientieren. Neben einer Tariferhöhung damals sah diese nämlich unter anderem eine Bereederung von mindestens 325 Flugzeugen durch Piloten des Konzerntarifvertrags sowie 600 neue Stellen für Kapitänsanwärter und Einstellung von 700 Nachwuchskräften vor. Vor allem in aktuellen Zeiten, während die Lufthansa mit City Airlines in München eine neue Fluggesellschaft an den Start bringen möchte, sieht man hier Handlungsbedarf. Experten sehen in der neuen Fluggesellschaft für das Drehkreuz München sogar ein Druckmittel gegenüber dem Personal. Kann die Lufthansa also auf das vorhandene Personal verzichten?
Natürlich geht es auch ums Geld
Das Druckmittel seitens der Piloten dürfte vor allem die aktuelle Situation sein. Während der Pandemie sah sich die Lufthansa gezwungen, mehrere tausend Stellen abzubauen. Nachdem die Nachfrage nun wieder steigt, fehlt das Personal, auch im Cockpit und in der Kabine. So fordert die Vereinigung Cockpit eine Wiederbelebung der Zusage zur Bereederung von mindestens 325 Flugzeugen. Das könnte sogar klappen, doch die Lufthansa fordert dafür im Gegenzug Zugeständnisse bei der Einstellung von Nachwuchskräften, zumindest auf den Europastrecken. Genau hierfür sind die Tochterfluggesellschaften, wie eben die neue City Airlines, besonders interessant für das Management. Eine Auslagerung des Europaverkehrs ist bereits seit Ende 2021 ein öffentliches Thema und ebenfalls immer wieder Druckmittel beziehungsweise Forderung von der Lufthansa selbst. Neben den Rahmenbedingungen geht es in der neuen Vereinbarung aber vor allem um eine finanzielle Anpassung der Vertragsbedingungen.
Um wie viel Prozent die Tarife steigen sollen, ist nicht öffentlich bekannt. Vereinigung Cockpit verweist dabei auf andere Tarifanpassungen in der Branche um die 20 Prozent. Zudem soll in der neuen Vereinbarung die Gehaltsentwicklung an die Inflation gebunden sein und eine Mindestvergütung von 12.650 Euro pro Monat für Kapitäne der Lufthansa vereinbart werden. Auch die Karriereentwicklungen sollen in der neuen Vereinbarung berücksichtigt werden. Vor allem aber geht es um die Arbeitszeiten auf der Kurzstrecke und die entsprechende Vergütung hier. So will die Gewerkschaft hier auf “Flugdienstzeitbezahlung” umstellen und Themen wie “Flugdienstzeit, Grenzwerte für leistungswirksame Zeiten, Standby und Reserve, dienstfreie Tage an der Heimatbasis und Dienstplanänderungen” klären, wie ein Sprecher der Konzerntarifkommission mitteilte.
Fazit zu den Forderungen der Lufthansa-Piloten
Natürlich fordern die Piloten der Lufthansa eine Anpassung der Gehälter. Vielmehr geht es aber um gesicherte Rahmenbedingungen für die circa 5.000 Piloten. Die Gefahr ist groß, dass der Konzern vor allem die Kurzstrecken immer weiter auslagern möchte. City Airlines wird dafür bereits in Position gebracht. Es wird spannend, ob sich die Lufthansa hier mit ihren Piloten einigen kann. Zu empfehlen wäre es, sonst drohen weitere Streiks während der Sommermonate und damit eben auch während der Sommerferien.